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Kinder der Stürme

Kinder der Stürme

Titel: Kinder der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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wird, ist das der Verdienst des Landmannes und seiner Gefolgsleute.“
    „Besonders das der Sänger und Heiler – wir wissen, welche Schwierigkeiten sie verursachen können! Ich werde tun, worum du mich gebeten hast, Maris. Das wird eine tolle Geschichte für meine Enkel, falls ich welche haben werde. Wenn Jan sich weiterhin so verbessert, werde ich meine Flügel sowieso nicht mehr lange besitzen.“
    „Oh, Dorr!“
    Er streckte die Hand aus. „Als Zeichen der Trauer um Tya werde ich Schwarz tragen“, sagte er bedächtig. „Und ich werde den großen Kreis unterstützen, der um sie trauert. Aber ich werde nichts tun, was ihr Verbrechen entschuldigt oder Ausdruck der Sanktion gegen Thayos ist.“ Er stand auf und streckte sich. „Falls etwas passiert, falls der Landmann beabsichtigt, seine Macht zu demonstrieren und den Fliegern zu drohen, nun, dann sollten wir, die Einflügler und die geborenen Flieger, gemeinsam handeln.“
    Maris hatte sich ebenfalls erhoben. Sie lächelte. „Ich wußte, daß du es so siehst“, sagte sie.
    Sie umarmte ihn und drückte ihn leidenschaftlich an sich. Dorrel hob ihren Kopf und küßte sie. Vielleicht nur wegen der alten Zeiten, aber einen Moment lang schien es, als hätte es die Jahre nicht gegeben, und sie wären wieder jung und verliebt. Der Himmel gehörte ihnen von Horizont zu Horizont, und alles andere lag tief unten.
    Aber der Kuß endete, und sie standen da, wie zuvor. Alte Freunde, die gemeinsame Erinnerungen und verblaßtes Bedauern verband.
    „Sei vorsichtig, Dorr“, sagte Maris. „Komm bald zurück.“
    Als sie von der Fliegerklippe, von der sie Dorrel nach Laus hatte abfliegen sehen, zurückkehrte, war Maris voller Hoffnung. Aber sie war auch traurig, denn der vertraute Wunsch hatte sich ihrer bemächtigt, als sie Dorrel half, die Flügel auszubreiten und ihn beobachtete, wie er in den warmen blauen Himmel hinaufstieg.
    Aber der Schmerz war diesmal nicht sehr stark, obwohl sie alles gegeben hätte, um Dorrel begleiten zu können. Aber es gab andere Dinge, über die sie jetzt nachdenken mußte, deshalb fiel es ihr nicht schwer, den Himmel zu vergessen und sich praktischeren Dingen zuzuwenden. Dorrel hatte versprochen, bald mit anderen Fliegern zurückzukehren, und Maris genoß die Vorstellung eines riesigen Kreises schwarzer Flieger.
    Als sie Evans Haus näher kam, wurde sie durch einen Schrei aus dem Innern des Hauses jäh aus ihren Träumen gerissen.
    Sie rannte die letzten Stufen hinauf und riß die Tür auf. Sofort sah sie, daß Bari weinte und Evan vergeblich versuchte sie zu trösten. Etwas weiter entfernt stand S’Rella mit einem Jungen aus Thossi.
    „Was ist passiert?“ schrie Maris und rechnete mit dem Schlimmsten.
    Bari wandte sich um und lief weinend zu ihrer Tante. „Mein Vater, sie haben meinen Vater, mach, daß sie, bitte …“
    Maris nahm das weinende Kind in den Arm und streichelte es. „Was ist mit Coll passiert?“
    „Coll wurde gefangengenommen und zur Festung gebracht“, sagte Evan. „Der Landmann hat ein halbes Dutzend weiterer Sänger, die ebenfalls Colls Lied über Tya gesungen haben, festgenommen. Er will sie des Verrates anklagen.“
    Maris hielt Bari im Arm. „Ruhig, mein Kleines“, sagte sie. „Beruhige dich, Bari.“
    „Es gab einen Aufruhr in Port Thayos“, sagte der Junge aus Thossi. „Als sie in den Mondfisch kamen, um Lanya, die Sängerin zu verhaften, gerieten die Land wachen mit einigen Gästen, die sie schützen wollten, aneinander. Sie schlugen mit ihren Keulen auf die Gäste ein. Aber niemand wurde getötet.“
    Maris hörte schweigend zu, sie versuchte nachzudenken.
    „Ich werde zu Val fliegen“, sagte S’Rella. „Ich werde es den schwarzen Fliegern mitteilen, dann werden sie alle kommen. Der Landmann wird Coll freilassen müssen!“
    „Nein“, sagte Maris. Sie hielt Bari noch im Arm. Das Kind hatte sich ein wenig beruhigt. „Nein, Coll ist ein Landgebundener, ein Sänger. Unter den Fliegern gilt er nichts – sie würden sich nicht zusammentun, um ihn zu verteidigen.“
    „Aber er ist dein Bruder!“
    „Das ändert nichts.“
    „Wir müssen etwas unternehmen“, sagte S’Rella.
    „Das werden wir auch. Wir hatten gehofft den Landmann zu provozieren, wir wollten, daß er etwas gegen die Flieger unternimmt und nicht gegen Landgebundene. Aber jetzt, nachdem das geschehen ist … Coll und ich haben über diese Möglichkeit gesprochen.“ Sanft hob sie Baris Gesicht, indem sie einen Finger unter ihr Kinn

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