Kinder des Sturms
kam ihr der Gedanke, dass der Anblick einer aus dem Fenster hängenden, nur mit einem Morgenmantel bekleideten, attraktiven jungen Frau den Arbeitsrhythmus sicher empfindlich unterbrach.
Grinsend griff Darcy nach dem Hebel. Sie hatte das Fenster erst einen Spalt geöffnet, als sie den Mann entdeckte, der zu ihr heraufsah.
Er war ziemlich groß. Und für große Männer hatte sie schon immer eine besondere Schwäche gehabt. Seine dunkelblonden Haare waren von der milden Brise leicht zerzaust, und die groben Arbeitskleider, die er trug, standen ihm besser als den meisten anderen. Was sicher seinem langen, geschmeidigen Körper, aber auch einem ausgeprägten Selbstbewusstsein zuzuschreiben
war. Oder aber einer ausgeprägten Arroganz, verbesserte sie sich, als er sie immer noch nicht aus den Augen ließ.
Sie hatte kein Problem mit arroganten Männern, denn schließlich war sie selber arrogant genug.
Tja, nun, vielleicht böte der Kerl eine interessante Abwechslung in ihrem manchmal etwas eintönigen Alltag, dachte sie vergnügt. Er hatte ein hübsches Gesicht und einen kühnen Blick. Falls er es auch noch schaffte, mehr als zwei zusammenhängende Sätze über die Lippen zu bringen, würde es sich vielleicht wirklich lohnen, freundlich zu ihm zu sein. Vorausgesetzt natürlich, dass er ledig war.
Aber ledig oder nicht, beschloss sie, ein harmloser Flirt konnte sicherlich nicht schaden, denn auf mehr als das ließe sie sich mit einem Mann, der sicher von einem Zahltag bis zum nächsten mehr schlecht als recht über die Runden kam, ganz bestimmt nicht ein.
Also bedachte sie ihn mit einem warmen, weichen Lächeln, hob einen Finger an die Lippen, warf ihm eine Kusshand zu und konnte beobachten, wie er beifällig grinste, ehe er sich umdrehte und mit einem der anderen Männer sprach.
Darcy war der Ansicht, dass es immer gut war, wenn man nicht nur Wünsche in den Männern weckte, sondern sie vor allem stets im Zweifel über die eigenen Absichten ließ.
Die Frau hat wirklich Ausstrahlung, sagte sich Trevor. Er hatte sich von der Begegnung immer noch nicht vollständig erholt. Falls sie die berühmte Darcy war, konnte er verstehen, weshalb der für gewöhnlich stets säuerliche Finkle, sobald ihr Name fiel, zu stottern begann und leuchtende Augen bekam.
Sie war eine wirklich attraktive Frau, und er würde sie sich möglichst bald einmal aus der Nähe ansehen. Der erste Eindruck von ihr war der einer verschlafenen Schönheit mit wirren dunklen Haaren, seidig weißer Haut und zarten Gesichtszügen gewesen. Ohne jede falsche Scham. Sie war seinem offenen
Blick ebenso offen begegnet, hatte ihn ebenso direkt gemustert wie er sie, und mit der leichten Kusshand hatte sie eindeutig einen Punkt bei ihm erzielt.
Ein kleiner Flirt mit Darcy Gallagher wäre sicherlich ein interessanter Zeitvertreib während seines Aufenthalts in Irland.
Lässig stemmte er ein paar Steine und schleppte sie dorthin, wo Brenna den frischen Mörtel begutachtete. »Und, passt Ihnen die Mischung?«
»Allerdings. Hat eine gute Konsistenz. Der Vorrat geht ziemlich schnell zur Neige, aber ich glaube, dass er trotzdem reicht.«
»Falls es eng wird, bestellen Sie einfach die Ihrer Meinung nach erforderliche Menge nach. Ich glaube, Ihre Freundin ist aus dem Urlaub zurück.«
»Hm.« Sie klopfte losen Mörtel von ihrer Maurerkelle, hob jedoch mit einem Mal den Kopf. »Darcy?« Freudig blickte Brenna in Richtung des Fensters.
»Jede Menge schwarze Haare, verruchtes Lächeln, fantastische Figur.«
»Das ist eindeutig Darcy.«
»Ich ... habe sie zufällig am Fenster stehen sehen. Falls Sie reingehen und ein paar Worte mit ihr wechseln wollen, machen Sie doch einfach eine kurze Pause.«
»Das wäre wirklich nett.« Trotzdem tauchte sie erneut die Kelle in den Mörtel. »Abgesehen davon, dass sie, sobald sie mich in meinem Aufzug sähe, die Flucht ergreifen würde. Darcy ist, was ihre Wohnung betrifft, ziemlich penibel. Es würde ihr ganz sicher nicht gefallen, wenn ich all den Dreck in ihr Wohnzimmer schleppen würde. Also treffe ich sie besser heute Mittag im Pub.«
Brenna verteilte den Mörtel mit der Schnelligkeit und Präzision der geübten Handwerkerin und hievte einen der Steinblöcke hinauf. »Eines kann ich Ihnen sagen, Trevor, sie wird Ihren Männern reihenweise die Herzen brechen. Kaum ein
Kerl kommt jemals in die Nähe unserer guten Darcy, ohne dass sie ihm bewusst oder unbewusst den Kopf verdreht.«
»Solange wir im Rahmen unseres
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