Kishon's schönste Geschichten für Kinder
zu bellen! Kusch!"
Karo kuschte in keiner Weise. Im Gegenteil, er bellte immer mehr, als wolle er beweisen, daß er bellen dürfte, wann er wollte. Und so griff Herr Meyer eines Nachts zu seinem Gewehr und setzte sich in den Garten. Hier wartete er hinter einem Strauch auf Karo. Karo aber kam nicht. Er bellte zwar zu den gewohnten Stunden, aber er blieb im Haus. Von Zeit zu Zeit glaubte Herr Meyer ihn an der Türe kratzen und jämmerlich winseln zu hören. Entweder ahnte Herr Obernik etwas von Herrn Meyers Vorhaben, oder er sperrte Karo aus Gemeinheit im Haus ein. Als sich auch in den folgenden zwei Nächten nichts änderte, entschloß sich Meyer, dem Geheimnis nachzugehen. Er schlich sich an das Schlafzimmerfenster der Oberniks heran und schaute vorsichtig durch das halb geöffnete Fenster hindurch. Da wollte er seinen Augen nicht trauen: Herr Obernik lag in seinem Bett und bellte.
Neben ihm lag Frau Obernik und sagte von Zeit zu Zeit ohne besondere Anteilnahme:
„Ruhig, Karo, du mußt Herrn Meyer schlafen lassen. Kusch. " Herr Meyer war nahe daran, in das Schlafzimmer hineinzuschies-sen.
Doch dann besann er sich und ging auf das nächste Polizeirevier.
Dort weckte er den diensthabenden Beamten und erzählte ihm die ganze Geschichte. Die Antwort des Beamten lautete: „Na und?"
„Was heißt hier na und!" brüllte Herr Meyer. „Der Kerl bringt mich noch um meinen Verstand. Ich kann seit Wochen nicht mehr schlafen!"
»Bedauere", antwortete der Polizist, „ich könnte gegen Lautsprecher nach Mitternacht einschreiten, aber nicht gegen jemanden, der bellt.
Außerdem fällt diese Angelegenheit in die Kompetenz der Stadtverwaltung. "
Am nächsten Morgen suchte Herr Meyer einen Anwalt auf. Er informierte ihn, daß Herr Obernik sich sozusagen selbst als Hund zu Hause hielte.
Der Anwalt blätterte in seinen Gesetzbüchern und schüttelte den Kopf:
„Ich kann keinen Paragraphen finden, der eine derartige Hand-lungsweise verbietet. Die Nachahmung von Tierstimmen ist nicht unter Strafe gestellt. Das einzige, was wir unternehmen können, ist, gegen Herrn Obernik Anzeige zu erstatten, weil er keine amtliche Bewilligung zum Halten eines Wachhundes, beziehungsweise einer Wachperson besitzt. "
Die Anzeige wurde erstattet. Sicherheitshalber hatte der Anwalt noch hinzugefügt, daß Herr Obernik auch keine Hundesteuer für sich bezahlt.
Die Antwort der Behörde jedoch war niederschmetternd: Herr Obernik hatte die vorgeschriebene Bewilligung nicht nur eingeholt, er hatte sogar für ein Jahr im Voraus Hundesteuer für sich bezahlt.
Karo bellte immer lauter, die Schlacht hatte ein entscheidendes Stadium erreicht.
In einem letzten verzweifelten Angriff versuchte Herr Meyer, dem Hund Karo - Herr Obernik dennoch beizukommen. Er verständigte das Gesundheitsministerium, daß sein Nachbar an Tollwut leide und schnellstens vertilgt werden müßte.
Das Ministerium schickte einen Tierarzt, der Herrn Obernik nach sorgfältiger Untersuchung ein amtliches Gesundheitszeugnis ausstellte. Die Rechnung ging an Herrn Meyer. Obernik hatte gesiegt.
Am nächsten Ersten zog Familie Meyer aus.
„Recht geschieht ihm", sagte Frau Krassnitzer da, „warum hat er nicht zurückgebellt?"
Franzi und der Stammbaum
Eines Abends meinte die beste Ehefrau von allen, daß wir uns einen Hund anschaffen sollten. Ich lehnte ab.
„Schon wieder?" fragte ich. „Wir haben doch schon einmal darüber gesprochen, und ich habe schon einmal nein gesagt. Erinnere dich an unseren Zwinji, er ruhe in Frieden, und an seine Vorliebe für den roten Teppich!"
„Aber die Kinder möchten so gerne -"
„Die Kinder, die Kinder. Wenn ein Hund erst einmal im Haus ist, gewöhnen wir uns an ihn und werden ihn nie wieder los. "
Ich versuchte am nächstenTag, mit Amir und Renana zu sprechen.
Aber beide fingen an zu heulen, und ich konnte nur die Worte
„Papi" und „Hund" deutlicher verstehen.
Also entschloß ich mich, nachzugeben.
„Schön", sagte ich, „ich kaufe euch einen Hund. Was für einen wollt ihr denn haben?"
„Einen reinrassigen", erklärte die beste Ehefrau von allen anstelle der Kinder. „Einen mit Stammbaum. " Aus der Bestimmtheit, mit der sie das sagte, ging hervor, daß sie über den bevorstehenden Kauf bereits mit unseren Nachbarn gesprochen hatte, deren reinrassige Monster die Gegend unsicher machen.
„Außerdem will ich", meinte sie weiter, „weder eines dieser un-förmigen Kälber, die das ganze Haus schmutzig machen, noch irgendein
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