Kissing a Fool
und es hört sich an wie ein Walross, weil sich mein Gesicht an Jadens Oberkörper drückt. »Was mein Problem ist? Du und Harry, ihr seid mein Problem. Ihr schlendert durch die Welt, als würde sie euch gehören , und trampelt alles nieder, was sich euch in den Weg stellt.«
»Weißt du , es gab eine Zeit, da hat die Welt uns gehört«, murmelt Jaden leise. »Doch das ist längst vorbei. Es war an dem Tag vorbei, als Harry deine Mom anfuhr. Dieser Tag hat alles verändert, auch mich.«
Er streicht vorsichtig über mein Haar.
»Hast du gewusst, wer wir sind?« Was für eine Angst hatte ich davor, diese Frage zu stellen. Doch noch viel mehr zittere ich vor der Antwort.
»Nein ... nein, natürlich nicht. Wie kommst du nur darauf? Ich hatte keine Ahnung, dass deine Mutter in einem Rollstuhl sitzt. Erst als ich sie kennenlernte und du mir von dem Unfall erzählt hast, dämmerte es mir langsam. Ich habe so gehofft, dass ich mit meiner Vermutung falsch liege, ich habe gebetet, aber es hat nichts geholfen. Es ist, wie es ist. Die Frage bleibt, ob du damit leben kannst. Ireland scheint es zu können.«
Langsam mache ich mich los. »Ich weiß es nicht, Jaden. Du hast keine Vorstellung, wie sich mein Leben verändert hat. Morgens verlasse ich das Haus noch als glücklicher Mensch und am selben Abend bin ich plötzlich allein. Für Jahre. Ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen, allein mit meinen Ängsten klarkommen. Irgendwann läuft alles halbwegs normal, Mom geht es gut, auch wenn sie nicht mehr richtig laufen kann, ich komme zurecht. Dann taucht so ein Typ auf, ein Arsch mit einem Angeberauto, aber er ist ganz nett, bis sich herausstellt, dass ich ihm diesen Albtraum verdanke. Glaubst du, dass ich damit klarkommen werde?«
»Arsch mit Angeberauto? Wer ist dieser Kerl?«
Trotz der momentanen Stimmung muss ich lächeln. »Das Schlimmste ist, ich habe mit ihm geschlafen, weil ich nicht wusste, wer er wirklich war.«
»Bereust du, mit mir geschlafen zu haben?« Jaden wandert durch mein Zimmer, die Hände tief in den Hosentaschen seiner Jeans vergraben. »War es falsch?«
»Sag du es mir.«
»Nein , Butterfly, es war nicht falsch. Wir wussten nicht, wer der andere ist. Wir sind nur zwei Menschen, die viel füreinander empfinden. Du fühlst etwas für mich, das weiß ich. Gib uns eine Chance, Ava. Harry und Ireland sind erwachsen und eigenverantwortlich, sie haben ihr eigenes Leben, das hat nichts mit unserem zu tun.« Er bleibt vor dem Fenster stehen und starrt in den Garten hinaus. In seinem Gesicht zuckt ein Muskel und er hat die Lippen verbissen aufeinander gepresst.
»Dein Leben war auch nicht einfach, oder?«, frage ich und er schüttelt den Kopf, ohne mich anzusehen.
»Okay, dann bin ich hier nicht die Einzige, die Grund zum Jammern hat, nehme ich mal an. Also, hilfst du mir jetzt, meine Sachen zu packen, oder muss ich das alleine machen?«
Er dreht sich zu mir u m, nimmt einen Karton und hält ihn mir hin.
»Als ich an dem Abend mit dem Wagen wegfuhr und du mir hinter hergerannt bist, was hast du mir eigentlich zugerufen? Ich konnte es im Rückspiegel zwar sehen, aber nicht hören«, frage ich plötzlich.
Er starrt mich eine Sekunde lang an und sagt dann ganz leise: »Dass ich dich liebe.«
6. Kapitel
Hey, mein Zimmer hat ungefähr die Größe des Weißen Hauses, denke ich zumindest, und es gefällt mir, denn es hat einen Ausblick in den wunderschönen Garten, der so viel gepflegter ist, als unser Garten zu Hause. Es liegt allerdings genau gegenüber von Jadens Zimmer und das gefällt mir weniger. Aber ich wollte nicht gleich wieder rumzicken, also habe ich das Zimmer genommen. Es hat einen schönen hellgrünen Anstrich, mit einem weißen Bett und passender Kommode. Als ich etwas suche, wo ich meine Sachen aufhängen kann, sehe ich, dass mein Zimmer ein richtiges Ankleidezimmer hat, mit begehbarem Kleiderschrank. Das Bad ist so groß wie unser Wohnzimmer, mit einer riesigen Dusche und einem Spiegel, der die ganze Wandbreite einnimmt. Wow! Ich komme mir vor, als wäre ich berühmt oder zumindest jemand sehr Wichtiges. Auch gibt es in meinem Zimmer einige Regale sowie einen großen Schreibtisch, direkt vor dem Fenster, an dem sich bestimmt gut lernen lässt. Vermutlich ist Jaden solchen Luxus gewohnt, ich bin es nicht und glaube auch nicht, dass ich mich je daran gewöhnen werde. Objektiv betrachtet ist dies hier eine Aufwertung unserer Wohnverhältnisse,
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