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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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heißt ja jetzt Powderham. Ich freue mich, Euch an meinem Hof begrüßen zu dürfen und hoffe, künftig Eure und die Gesellschaft Eures Gatten öfter zu genießen.«
»Ihr seid sehr freundlich, Euer Gnaden, aber wir möchten uns in Bälde nach Devon zurückziehen, unser Sohn vermisst uns bestimmt schon sehr.«
Elizabeth lachte auf, ihre Stimme klang hell wie eine fein gearbeitete Glocke. »Ach ja, Ihr habt ja einen entzückenden kleinen Jungen, nicht wahr? Und wenn ich Euch so ansehe, glaube ich, dass er nicht ohne Geschwister bleiben wird.«
Antonia errötete, während Norman ein Lächeln unterdrückte. Tatsächlich erwartete Antonia ihr zweites Kind, hatte allerdings angenommen, es wäre unter dem weit geschnittenen Kleid noch nicht zu erkennen.
»Wir haben Euer Gnaden zu danken, dass wir Fenton Castle zurückerhielten und vollständig rehabilitiert wurden«, sagte Norman. »Wir werden Euch diese Güte niemals vergessen.«
»Ach, das war eine Kleinigkeit«, wehrte Elizabeth ab. »Was soll ich mit einem Landgut irgendwo im Westen anfangen? Aber sagt, Sir Norman, wie wollt Ihr die beiden Besitztümer verwalten? Eines im Westen und das andere in Schottland?«
Norman neigte den Kopf. »Zum Glück erfreut sich mein Onkel in Schottland guter Gesundheit. Er wird den Besitz bis zur Volljährigkeit unseres Sohnes selbst verwalten. Meine Frau und ich werden im Sommer nach Schottland reisen, bis dahin jedoch in Devon bleiben. Meine Frau kann es kaum erwarten, ihre Zeit an der Seite ihrer Mutter zu verbringen. Sie haben sich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.«
Elizabeth lächelte, dann trat ein schlanker, schwarzhaariger Mann an ihre Seite. Er beugte sich herab, flüsterte der Königin etwas ins Ohr, woraufhin sie laut auflachte. Dann ergriff sie die Hand des Mannes und drückte sie fest. Norman und Antonia merkten, dass Elizabeth ihre Anwesenheit vergessen hatte und zogen sich zurück.
»Wann können wir heimreisen?«, fragte Antonia und hakte sich bei Norman unter.
»Zwei, drei Tage werden wir schon noch bleiben müssen. Ich weiß, dass du dich nach deiner Mutter und Ellen sehnst. Auch ich bin glücklich, dass wir die beiden Frauen in dem Kloster gefunden haben und dass sie bereit waren, nach Fenton Castle zurückzukehren.«
    Es war wirklich wie ein Wunder gewesen. Kurz nachdem die Kunde von Marys Tod nach Schottland gedrungen war, waren Antonia und Norman in den Süden aufgebrochen. Laurel Mercat hatte zwar heftig dagegen protestiert, dass sie den kleinen Thomas mitnahmen, aber Antonia hätte ihren Sohn auf keinen Fall zurückgelassen. Da sie nun keine Gejagten mehr waren und auch über eine gewisse Geldsumme verfügten, verlief diese Reise komfortabler und sicherer, zumal der Laird darauf bestanden hatte, dass sie von einer Eskorte seiner besten Kämpfer begleitet wurden. In London ließ Norman Antonia zurück und machte sich auf die Suche nach Lady Margaret Fenton und der Kinderfrau Ellen. Gleichzeitig bat Antonia die neue Königin um die Rückgabe der Ländereien und des Stadthauses. Es wurde ihr gewährt, Elizabeth hatte das Mädchen, das einst mit ihr in Chelsea gelebt hatte, nicht vergessen.
Nach einigen Wochen am Hof merkten Antonia und Norman, wie weit sie sich in den letzten Jahren von diesem Leben entfernt hatten. Am liebsten hätten sie der Stadt sofort den Rücken gekehrt, aber sie wussten, dass es der Anstand erforderte, die Krönung von Elizabeth abzuwarten. In den Wochen nach Marys Tod strömten aus allen Richtungen die Exilanten nach England zurück: Katholiken und Protestanten, denn Elizabeth hatte allen Glaubensfreiheit garantiert.
Norman schenkte goldenen Wein in zwei Kelche, einen reichte er Antonia. »Auf unser neues Leben«, prostete er ihr zu.
Beide beobachteten, wie der große, dunkelhaarige Mann die Königin in die Mitte der Halle führte und mit ihr den Tanz eröffnete. Musik erklang, und Elizabeth schritt anmutig an seinem Arm über die Fläche.
»Sie ist schrecklich in ihn verliebt«, platzte Antonia heraus. Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund und blickte um sich, aber außer Norman hatte niemand die Bemerkung gehört.
»Robert Dudley, Sohn eines hingerichteten Verräters, allen Grundbesitzes beraubt, aber jetzt aufgestiegen zum Oberstallmeister der Königin. Wer hätte das von einem Dudley erwartet?«
Antonia dachte, dass sie von einem Dudley alles erwarten würde. Robert war der letzte der einst stolzen Familie. Sein Vater John und seine Brüder Ambrose, John und Guildford waren

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