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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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liebte und brauchte, wurde ihm erst jetzt, als er glaubte, sie endgültig verloren zu haben, bewusst.
Normans Geständnis, in die Verschwörung gegen Mary Tudor verstrickt und als Verräter in England gesucht zu werden, hatte die unterschiedlichsten Reaktionen ausgelöst. Doch niemand fiel über ihn her oder verurteilte ihn oder Antonia deswegen, auch nicht Laurel Mercat oder Malcolm Douglas, die beide nichts von Normans Angebot, sein Erbe abzulegen, hören wollten.
»Ich habe dich als ehrbaren und vertrauenswürdigen Mann kennen gelernt, der diesen Besitz liebt und achtet«, hatte sein Onkel gesagt. »Das allein ist für mich von Bedeutung. Alles, was ich über Jane Grey weiß, ist, dass ein unschuldiges Mädchen für machtgierige Zwecke korrupter Menschen missbraucht worden ist. Mir ist es egal, ob du dem katholischen oder dem reformierten Glauben angehörst, solange du Inverleithen und das Land in meinem Sinne weiterführst und dich um die dir anvertrauten Menschen kümmerst.«
Selbst Duncan Fairbanks hatte sich gegenüber diesen Worten geschlagen gegeben und auf weitere Hetztiraden verzichtet.
Erleichtert war Norman in Antonias Zimmer gelaufen, hatte sie aber nicht gefunden. Auch sonst in der Burg entdeckte er sie nirgendwo. Voller Sorge hatte Norman dann die ganze Gegend abgesucht, aber Antonia blieb verschwunden. Am Nachmittag waren die Gäste abgereist, und Malcolm Douglas hatte sich von Norman mit der Drohung verabschiedet: »Ich werde mir erlauben, ein Auge auf Euch zu haben, Sir Norman.«
Er hatte nur abwesend genickt, seine Sorge galt Antonia. Wohin konnte sie geflohen sein? Norman erahnte, welchen Sturm die Nachricht von Janes Tod in ihr ausgelöst haben mochte, er selbst war ebenfalls sehr betroffen. Douglas hatte noch erwähnt, dass Frances Grey zwar mit dem Leben davongekommen, aber auf immer vom Hof verbannt worden war. Anscheinend hatte sie Königin Mary davon überzeugen können, nichts von den Plänen ihres Mannes und John Dudleys gewusst zu haben. Nicht nur Norman wusste, dass das eine Lüge war, aber Mary hatte Gnade gezeigt, eine Gnade, die sie ihrer Cousine Jane verwehrt hatte.
    Er fand Antonia in einer Köhlerhütte am Rande des Sees in den Bergen. Ihre Schuhe waren zerrissen und die Füße wund, sie musste den ganzen Weg hier hinauf gelaufen sein. Als Norman eintrat, hob sie nur schwach den Kopf und sah ihn aus ihren dunklen Augen traurig an. In ihrem Blick lag so viel Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, dass Norman es beinahe körperlich spüren konnte.
»Antonia! Liebes!«
Ohne darüber nachzudenken, schloss Norman Antonia in die Arme und drückte sie fest an seine Brust. Sein Mund bedeckte ihr offenes Haar mit unzähligen Küssen. Antonia ließ die zärtliche Geste bewegungslos über sich ergehen. Vorsichtig begann Norman, ihren Körper abzutasten um festzustellen, ob sie verletzt war.
»Mir geht es gut, Norman«, murmelte Antonia schließlich und schob seine Hände fort. »Ich musste nur allein sein. Ich konnte die Anwesenheit all der anderen Menschen nicht mehr ertragen.«
»Auch nicht meine Gegenwart?« Norman wartete mit Beklemmung auf ihre Antwort.
Aber Antonia ging auf seine Frage nicht ein. Tonlos fuhr sie fort: »Sind wir nun aus Inverleithen verbannt? Vielleicht lässt sich dein Onkel überzeugen, dich nicht aus dem Haus zu werfen, wenn du ihm sagst, dass ich allein die Schuld an allem trage, was geschehen ist. Ich werde so bald wie möglich die Gegend verlassen, irgendwo wird sich wohl eine Arbeit als Magd finden lassen.«
»Du brauchst nicht fortzugehen, niemand von uns.«
Norman zog sie erneut in seine Arme, und Antonia sträubte sich nicht. Ein letztes Mal wollte sie seine Wärme und Nähe spüren, ein letztes Mal seinen unnachahmlichen Duft nach Pferden, Leder und Torf atmen und den Klang seiner Stimme hören. Seit so vielen Jahren war Norman ein Teil ihres Lebens gewesen, doch jetzt war die Zeit gekommen, um Abschied zu nehmen. Antonia besaß keine Kraft mehr, um seine Liebe zu kämpfen.
»Hat dir der alte Sturkopf etwa verziehen? Er braucht ja schließlich jemanden, der ihm das Plaid über die Knie legt, wenn er als Greis vor dem Kaminfeuer sitzt.«
Norman grinste über Antonias Worte, in denen jedoch ein bitterer Klang mitschwang.
»Ich sehe, du findest deinen Humor wieder. Laurel möchte nicht, dass wir Inverleithen verlassen.« Norman berichtete von dem Gespräch mit seinem Onkel. »Wir haben dich seit Tagen gesucht, die ganze Umgebung hat dabei geholfen, und Laurel war

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