Koestlbachers erster Fall
Hatten ihn von zu Hause mit
einem schwarzen Audi abgeholt, als er gerade seinen Nachmittagskaffee
trinken wollte. Die Irmi war zum Glück schon in der Arbeit!
»Sind Sie Herr Albert Stiegler?«,
hatte der Mann an der Haustüre etwas unfreundlich gefragt, während sein
Begleiter interessiert in die Wohnung blickte.
»Ja! Mit wem habe ich die Ehre?«,
hat der Albert zurück gefragt.
»Polizei! Hauptkommissar
Köstlbacher!«, antwortete der Herr und zückte gleichzeitig seinen
Dienstausweis.
»Das ist mein Kollege, Kommissar
Liebknecht.«
»In Zivil?«, fragte der Albert,
weil es ihm schon komisch vorkam, dass so ein Polizist keine Uniform anhatte.
»Wir möchten Sie gerne wegen eines
Vorfalls im ›Ratisbona‹ zu einer
Routinevernehmung mit aufs Revier nehmen«, sagte der Polizist in Zivil, ohne
auf die Frage vom Albert einzugehen.
»Sie waren doch heute gegen 12.00
Uhr in diesem Hotel?«, setzte er noch hinzu.
»Heute? Ja doch, denke schon!
Warum?«, antwortete der Albert.
»Darüber wollen wir eben gerne mit
Ihnen auf dem Revier reden und nicht hier zwischen Tür und Angel!«, sagte der
Köstlbacher.
Weil es dem Albert eh sehr
unangenehm gewesen wäre, wenn die Polizisten in seine Wohnung gekommen wären,
stimmte er zu. Irgendwas Unangenehmes war es bestimmt, und bevor die Irmi
unvermittelt nach Hause kam, lieber Revier! Schließlich wusste die Irmi ja
nichts von seinem ›Besuch‹ im Hotel.
Wegen der Nachbarn brauchte sich der Albert zum Glück keine Gedanken machen,
weil Polizei in Zivil, nicht als Polizei erkennbar. Hätten auch zwei alte Bekannte
sein können, die ihn zu einem Treffen abholen.
Auf dem Weg ins Präsidium in der
Bajuwarenstraße aber dann doch mulmiges Gefühl. Polizei immer mulmiges Gefühl,
egal ob Verkehrskontrolle oder Vernehmung!
Dann Vernehmungszimmer. Vorlesen
der Rechte, dass du dich zur Sache nicht äußern musst und so weiter. Aber weil ›Sache‹ dem Albert nicht bekannt, auch
keine Aussageverweigerung sinnvoll.
»Warum hielten Sie sich zur
vermuteten Tatzeit am Tatort auf?«, hat den Albert der Kriminalhauptkommissar
Köstlbacher zu Beginn der Vernehmung gefragt. Nicht der Kommissar
Liebknecht, der am anderen Ende des Tisches gesessen hat. Der hat nichts
gesagt und immer nur seltsam geschaut oder mit seinem Kollegen
Blickkontakt aufgenommen, du weißt schon, so einen Blickkontakt, über den
du dich furchtbar ärgern kannst, weil du genau merkst, dass die sich über
irgendwas einig sind oder sich bei irgendwas bestätigt fühlen und du keine
Ahnung hast, worum es überhaupt geht.
»Wieso Tatort? Ich war am Klo! Ist
das neuerdings verboten?«, antwortete der Albert mit einem flauen Gefühl
im Magen, weil Tatort so einen Beiklang hatte, den er gar nicht mochte.
»Jetzt werden Sie nicht frech! Ich
stelle hier die Fragen!«, sagte der Köstlbacher unfreundlich, weil er es gar
nicht leiden konnte, wenn eine seiner Fragen mit einer Gegenfrage
beantwortet wurde.
»Es geht hier um Mord! Und da
werden Sie schon etwas genauere Angaben machen müssen!«
Da musste der Albert erst einmal
schlucken, weil er bisher geglaubt hatte, die Vernehmung hätte nur was mit
einem Diebstahl zu tun, der sich im Hotel ereignet haben soll. Bevor
der Albert im Hotel auf die Toiletten ging, da hat er ja schon ein paar Minuten
in der Lobby rumgesessen, weil er zu früh dran war. Bei der Gelegenheit hat er
auch Gesprächsfetzen einer Unterhaltung mitbekommen, die zwei Hotelangestellte
beim Vorbeigehen führten. Der Albert schnappte das Wörtchen ›gestohlen‹ auf. Weil seine Gedanken
aber bei der Monika, vergaß er das Gehörte gleich wieder.
»Hab ja nicht gewusst, dass ich
hier gleich in einen Mord verwickelt werde!«, sagte der Albert und wurde im
Gesicht weiß wie Schneewittchen oder wie der Michael Jackson in seinen letzten
Lebensjahren.
»Niemand hat Sie in irgendwas
verwickelt!«, antwortete der Köstlbacher. »Sie werden hier zunächst nur als
Zeuge vernommen! Ein Hotelangestellter hat Sie auf seinem Bildschirm
aus den Herrentoiletten kommen sehen! Überwachungskamera!
Kurz bevor eine Gruppe von Hotelgästen dort eine Leiche entdeckte!«
›Jesus Maria!‹ , dachte der Albert. ›Ich war doch nur auf dem Klo!‹
»Und was soll ich bezeugen, wenn
ich nichts gesehen und nichts gehört habe?«, fragte er bewusst laut, weil sonst
seine Stimme am Ersticken gewesen wäre.
»Das ist es ja, was ich raus
bekommen will. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass man auf einer
Kloschüssel
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