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Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Kommissar Morry - Dunkle Maechte

Titel: Kommissar Morry - Dunkle Maechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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stöhnte Jack Burke auf.
    „Was hast du denn?“ fragte das Mädchen ängstlich und beugte sich besorgt vor. Es war eine mütterliche Geste, als sie zärtlich den Mann streichelte.
    „Mir ist heute nicht gut“, entgegnete er, sich gewaltsam zusammenreißend, „und dabei habe ich noch einen Weg zu erledigen.“
    „Kann ich ihn dir nicht abnehmen?“ fragte Carola bereitwillig. Sie sah nicht das gefährliche Aufblitzen in den Augen des Mannes, als dieser mit sanfter Stimme erwiderte: „Ich möchte dir nicht zuviel zumuten, mein Mädchen, immerhin ist es schon draußen dunkel. Ich habe Mrs. Douglas versprochen, ihr noch heute Abend zehn Pfund zu bringen, da sie morgen zu ihrer Schwester nach London fahren will. Ich traf die arme Frau heute Vormittag, sie klagte mir ihr Leid. Na ja, Carola, du kennst mich doch, ich bin ein weichherziger Mensch.“
    Das junge Mädchen errötete. „Wie gut du bist“, flüsterte es ergriffen, „aber ich gehe gern für dich zu Mrs. Douglas hinüber und bringe ihr das Geld. Ich werde mich beeilen, damit ich so schnell wie möglich wieder bei dir bin.“
    „Laß dir ruhig Zeit“, lächelte Jack Burke, „ich habe inzwischen eine Überraschung für dich. Du sollst heute Abend die glücklichste Frau der ganzen Gegend sein.“
    Erwartungsvoll sah das schöne Mädchen den Bürgermeister an. „Was ist es denn?“ fragte sie mit echt weiblicher Neugierde.
    „Gut, ich werde es dir sagen“, flüsterte Jack Burke mit heißer Stimme, „wenn du zurückkommst, wollen wir Verlobung feiern.“
    „Noch heute Abend?“ flüsterte das schöne Mädchen, „o, Jack, wie bin ich glücklich.“ Und sie schmiegte sich an den Mann, schauderte aber zusammen, als er sie gierig küßte.
    „Nun geh schon“, drängte er, denn er war kaum noch seiner Sinne mächtig.
    Kichernd huschte das Mädchen davon. Als die Tür ins Schloß fiel, kam Jack Burke wieder zu sich. Noch hielt er die Augen geschlossen, als müsse er sich innerlich gegen etwas wehren, was ihn zu übermannen drohte. Plötzlich schweiften seine Gedanken zu dem angeblichen Harry Holger. Der Bursche war ihm nicht angenehm. Die verfänglichen Fragen, die er zuweilen stellte, ließen ihn erkennen, daß dieser Kerl einen bestimmten Verdacht hegte. Nun aber war es an der Zeit, sich auf den Weg zu machen. Schnell eilte er fort und als er endlich leichte Schritte vor sich vernahm, funkelten seine Augen.

    *

    Freudigen Herzens hatte sich Carola auf den Weg gemacht. Still lächelte sie vor sich hin. Wie sehr würden sie die anderen Mädchen im Dorf beneiden, wenn sie morgen an der Seite ihres Verlobten, des Bürgermeisters von Lindley, zur Kirche ging. Sie empfand es selbst als eine hohe Auszeichnung, daß Jack Burke sie zur Frau nehmen wollte. Unwillkürlich warf sie einen Blick zum Wald hinüber. Sie schauderte, als sie daran dachte, daß dort ihre Freundin Mary einem Wüstling zum Opfer gefallen war. Gott sei Dank war der Mörder nicht mehr am Leben, er hatte sich selbst gerichtet.
    Wieder eilten ihre Gedanken zu Jack Burke. Es war eine schaurige Nacht damals gewesen, als John Withman von Inspektor. Webb im Keller eingesperrt wurde. Des Nachts war sie vor Durst aufgewacht und hatte sich in die Küche begeben, um etwas zu trinken. Sie war erschrocken zusammengefahren, als sie den Bürgermeister bemerkte, der behutsam sich in den Keller schlich. Fast eine Viertelstunde war er unten geblieben. Bisher hatte sie sich darüber weiter keine Gedanken gemacht und sie wunderte sich, daß ihr diese Tatsache gerade jetzt einfiel. Warum hatte der Bürgermeister das eigentlich dem Inspektor nicht gesagt? Sicherlich hatte er John noch einmal sprechen wollen, um ihm Trost zu spenden. In diesem Augenblick wurde der Vollmond von einer Wolke verdunkelt. Jäh wurde es finster. Nur langsam konnte Carola sich jetzt vorwärtsbewegen, weil sie sich in der Nähe der Brücke befand.
    Plötzlich blieb sie stehen. Es war ihr, als hätte sie schleichende Schritte vernommen. Nein, sie hatte sich sicher geirrt. Es war ja lächerlich von ihr, auf einmal so ängstlich zu sein. Sie ließ sich doch sonst nicht so leicht erschrecken. Das kam nur davon, daß sich ihre Gedanken mit John Withman und seinem Vater beschäftigt hatten. Als sie gerade ihren Weg fortsetzen wollte, vernahm sie hinter sich ein Räuspern. Wie betäubt stand sie da und konnte sich nicht bewegen. Es war ihr einfach nicht möglich, weiter zu gehen, sie war wie gelähmt vor Angst. Das war wohl auch die Absicht des

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