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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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. . ."
    „Sie werden heute eine Stunde später ins Büro kommen, Mr. Havard", unterbrach ihn der Kommissar. „Sie müssen mich nämlich auf einer wichtigen Fahrt begleiten. Bei Ihrem Chef werde ich Sie persönlich entschuldigen. Machen Sie sich bitte fertig. Ich warte hier auf Sie."
    Jack Havard wandte sich wortlos ab und hantierte eine Weile geräuschvoll in seiner Junggesellenwohnung herum. Ein paar Minuten später erschien er wieder an der Tür. Er trug jetzt einen flotten Herbstmantel und eine braungelbe Bürotasche. „Ich bin soweit, Sir", sagte er einsilbig. „Wir können gehen."
    Sie gingen schweigsam die Treppe hinunter. Am linken Straßenrand parkte der Dienstwagen des Kommissars. Es war eine blaue Limousine, die hell und neu im Morgenlicht erstrahlte.
    „Gratuliere", sagte Jack Havard trocken. „Ich wußte bisher gar nicht, daß die Polizei so moderne Wagen fährt."
    „Nicht wahr?" lächelte Kommissar Morry. „Es ist das schönste Auto, das wir im Stall haben. Als ich meine Laufbahn begann, habe ich ganz klein angefangen. Mit einem alten Austin, Baujahr 1928."
    Sie nahmen in den eleganten Polstern Platz. Der Kommissar ergriff das Steuer und löste die Bremsen. Der Motor begann leise zu summen. Die Räder rollten über den glatten Asphalt.
    Jack Havard nagte an den Lippen. „Wollen Sie nicht endlich verraten, was Sie mit mir Vorhaben, Sir?" fragte er nervös. „Bin ich etwa verhaftet? Wollen Sie mich zu einem Verhör schleppen? Oder liegt eine Verwechslung vor, die mich kostbare Zeit . . .?"
    „Sind Sie mit Henry Boswell verwandt?" warf der Kommissar leise ein.
    „Ja, Sir!"
    „Er ist Ihr Vetter, nicht wahr?"
    „Ja, Sir! Der einzige, den ich besitze. Wir sind zusammen aufgewachsen."
    „Das weiß ich"; sagte der Kommissar. „Deshalb habe ich Sie ja aufgesucht. Henry Boswell hat sonst keinerlei Angehörige, nicht wahr?"
    „Nein, Sir!"
    „Auch keine Braut?"
    Jack Havard zögerte eine Weile. „Ich glaube, da sind mehrere Bräute, Sir! Henry hat es mit der Treue nie sehr genau genommen."
    Als der Kommissar keine Antwort gab, zündete sich Jack Havard mit fahrigen Bewegungen eine Zigarette an. Mißtrauisch blickte er zu dem berühmten Detektiv hinüber.
    „Was ist denn nun eigentlich, Sir?" brach es aus ihm hervor. „Ist Henry etwas passiert? Hat er wieder Dummheiten gemacht?"
    „Dummheiten?"
    „Na, ich dachte nur, Sir! Henry brachte manchmal Freunde mit, die mir nicht gefielen. Ich glaube, er ließ sich zu weit mit ihnen ein."
    „Das dürfte stimmen", erwiderte Morry ernst. „Wir ließen Ihren Vetter seit Wochen beobachten. Ich wollte ihn zu einem Geständnis bringen. Ich schrieb ihm noch vorgestern eine Karte. Aber mein Rat war völlig vergeblich."
    „Warum denn, Sir? Was hat er denn getan?"
    „Er ist tot."
    Die leisen Worte wurden von dem Summen des Motors verschluckt. Aber Jack Havard hatte sie doch gehört. Er wandte bestürzt den Kopf zur Sehe. Sein Gesicht überzog sich mit fahler Blässe.
    „Tot, Sir? Ist das Ihr Ernst?"
    „Er liegt im Leichenhaus", murmelte der Kommissar in bedrücktem Tonfall. „Man fand ihn völlig verkohlt neben einem Hochspannungsmast. Die Papiere, die er bei sich trug, waren im Labor nur noch bruchstückhaft zu entziffern. Sie müssen uns also helfen, Mr. Havard! Wir konnten eine Uhr und zwei Ringe sicherstellen. Vielleicht erkennen Sie diese Dinge als das Eigentum Ihres Vetters."
    Jack Havard drückte hastig seine Zigarette aus. In seinen Fingern war ein nervöses Zittern. Der sonnige Herbstmorgen war auf einmal mit düsteren Wolken verhangen.
    „Was könnte Henry zu dieser Verzweiflungstat getrieben haben, Sir?" fragte er mit schleppender Stimme.
    Kommissar Morry hob die Schultern.
    „Es wird die Furcht vor der Verhaftung gewesen sein. Eines Tages hätte man ihn sicher festgenommen. Er wollte es nicht anders. Er mußte wissen, daß ihn iein Weg ins Gefängnis führen würde."
    Der Wagen glitt lautlos am Holborn Viaduct vorüber und hielt kurze Zeit später vor einem grauen Gebäude an. Es roch aufdringlich nach Lysol und Chlor. Keine Menschenseele ließ sich rings um das Gebäude blicken.
    „Nehmen Sie sich zusammen, Mr. Havard", sagte Morry ernst. „Der Anblick wird nicht leicht für Sie sein."
    Sie traten in das Leichenschauhaus ein. Ein kalter, modriger Hauch stieg ihnen entgegen. Zu beiden Seiten eines saalartigen Raumes standen verdeckte Bahren. Ein gespenstisches Schweigen lastete über den Toten, deren Leben gewaltsam beendet wurde.
    „Hier

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