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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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eine Stunde dauern, bis der Transportwagen hier ist", sagte der Kommissar. „Diese Zeit können Sie dazu benützen, ein offenes Geständnis abzulegen. Wie soll ich Sie übrigens nennen? Welchen Namen hören Sie lieber? Mr. Lampard? Oder Direktor Egerton?"
    Der andere rührte sich nicht. Er hatte noch immer sein Gesicht in den Armen vergraben. Nur die pfeifenden Atemzüge verrieten, daß überhaupt noch Leben in ihm war.
    „Diesmal ertappten wir Sie auf frischer Tat, Mr. Lampard", sagte Morry scharf. „Jedes Leugnen wäre also sinnlos. So haben Sie es auch früher gemacht, nicht wahr? Bei allen anderen Opfern, die bei Ihrer- Gesellschaft versichert waren. Genauso stürzten Sie Lydia Blomfield aus dem Zug."
    Jetzt endlich hob Alban Lampard den Kopf. Seine flackernden Blicke irrten zu dem Kommissar hin.
    „Ich habe nie einen Mord begangen", keuchte er. „Keines der Opfer starb durch meine Hand. Lydia Blomfield wurde von Harley Poole aus dem Zug gestürzt. Er tötete auch die anderen. Steff Selby half ihm dabei. Ich selbst habe niemand gemordet."
    „Aber Sie haben den Befehl zu allen Bluttaten gegeben", fuhr ihn Morry schroff an. „Das Hirn, das Verbrechen ersinnt und plant, ist gefährlicher als die Hände, die sie ausführen. Das wissen Sie so gut wie ich, Mr. Lampard. Auch das Gericht wird zu dieser Ansicht kommen. Sie sind ein gemeinerer Mörder als die ändern, die von Ihnen zu den scheußlichen Mordtaten erpreßt wurden.“
    Nach kurzer Pause fügte er hinzu: „Im übrigen ertappten wir Sie eben noch bei einem Mordversuch. Wären wir nicht in letzter Sekunde dazwischengetreten, so wäre der Mord perfekt gewesen. Sie hatten ja nun keine Helfer mehr, Mr. Lampard. Sie mußten selbst handeln. Harley Poo- le konnte Ihnen die dreckige Arbeit nicht mehr abnehmen. Er sitzt im Gefängnis und wartet auf das Erscheinen seines Herrn."
    Alban Lampard alias Charles Egerton stierte aus blutunterlaufenen Augen auf den Kommissar. Er hatte in dieser Sekunde endlich begriffen, daß sein Kopf dem Henker gehörte. Er brach zusammen. Er winselte wie ein getretener Hund. Kommissar Morry blickte verächtlich zu ihm hin.
    „Dieses Gejammer wird Ihnen nichts nützen, Mr. Lampard! Sie hätten sich das alles früher überlegen sollen. Sie waren Direktor bei einer angesehenen Versicherung. Sie bezogen ein stattliches Gehalt. Sie hätten sehr gut davon leben können."
    Alban Lampard schüttelte den Kopf.
    „Ich kam nicht damit aus", murmelte er mit bröckelnder Stimme. „Ich bin ein Spieler. Ein besessener Spieler, der nur dann wirklich lebt, wenn er Tausende gewinnt oder verliert. Ich mußte es tun. Ich konnte nicht anders. Ich saß jede Nacht am Spieltisch. Mein Gehalt reichte nicht."
    „Sie mußten sich also zusätzliches Geld beschaffen, wie?"
    „Ja", murmelte Alban Lampard tonlos. „Ich beging gemeinsam mit Henry Boswell eine Unterschlagung. Er wurde gefaßt und sofort entlassen, aber ich konnte mich gerade noch aus der Schlinge ziehen. Ich stopfte das eine Loch zu und machte ein anderes auf. Ich brauchte Geld, immer mehr Geld. So kam ich auf die Idee, die Versicherung zu betrügen. Ich fand eine Frau, die mir hörig war. Sie hieß Kilda Leswin. Sie umgarnte die Männer und sie brachte sie dazu, sich bei uns versichern zu lassen. Harley Poole und Steff Selby besorgten dann den Rest. Kilda Leswin kassierte die Gelder und lieferte sie mir ab. Niemand schöpfte Verdacht. Sechsmal ging es gut. Dann wurde der Prokurist Jack Havard mißtrauisch ..."
    „Hm. Er wurde Ihnen gefährlich, nicht wahr? Sie wollten ihn zum Schweigen bringen. Deshalb die vielen Anschläge auf sein Leben."
    „Ja", raunte Alban Lampard heiser. „Ich wollte ihn aus der Welt schaffen. Er war der gefährlichste Mann in meiner Nähe. Als sein Vetter Henry Boswell Selbstmord beging, kam er durch Zufall auf meine Spuren. Esther Harras führte ihn in meine Wohnung. Er erfuhr den Namen Alban Lampard. Er brachte Lydia Brandon nach Mala Green. Er schaute tief hinter die Kulissen. Deshalb stand er mir im Wege."
    „Warum hat Henry Boswell überhaupt Selbstmord begangen?" fragte der Kommissar gespannt.
    Alban Lampard bat um ein Glas Wasser. Es wurde ihm gebracht. Er trank es in gierigen Zügen leer. „Henry Boswell", murmelte er dann, „hatte seit seiner Entlassung keinen richtigen Job mehr gefunden. Er war wie ein Habicht auf jeden Penny aus. Es fiel mir also leicht, ihn für meine Zwecke einzuspannen. Er suchte die einsamen Junggesellen aus, die sich nach

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