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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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Inseln.
    Es war ein großer Augenblick an Bord, als wir über dem Horizont im Westen zwei große Tölpel entdeckten. Kurz darauf segelten sie in niederer Höhe über unseren Mast. Mit einer Flügelspannweite von anderthalb Metern umkreisten sie uns mehrere Male. Dann falteten sie die Schwingen zusammen und ließen sich auf den Wellen an unserer Seite nieder. Die Dolfine stürzten stracks herbei und schwänzelten neugierig um die großen schwimmenden Vögel. Aber keiner der Partner rührte den anderen an. Die Tölpel waren die ersten lebendigen Boten von den Inseln, durch die uns Polynesien begrüßte und willkommen hieß. Sie kehrten am Abend nicht zurück, sondern ruhten auf der See. Nach Mitternacht noch hörten wir sie im Kreis um den Mast segeln und heiser schreien.
    Die fliegenden Fische, die uns an Bord sprangen, waren jetzt auch von einer anderen und weit größeren Art. Ich erkannte sie wieder von meinen Fischzügen mit den Eingeborenen längs der Küste von Fatuhiva.
    Drei Tage lang trieben wir gerade auf Fatuhiva zu. Aber dann kam ein kräftiger Nordostwind und drängte uns in Richtung auf die Tuamotuatolle. Er blies uns aus dem eigentlichen Äquatorstrom heraus, und nun war gleichsam kein rechter Schick mehr in der Strömung. Einen Tag war sie da, einen Tag war sie weg. Sie hatte sich in viele Äste gespalten, die sich wie unsichtbare Bäche über das Meer hinaus verzweigten. War die Strömung reißend, dann gab es oft starke Dünungen, und die Wassertemperatur sank häufig um einen ganzen Grad. Aus der Abweichung zwischen der von Erich täglich gemessenen und der berechneten Position konnten wir Stärke und Richtung der Strömung bestimmen.
    Nun, an der Türschwelle von Polynesien, ließ uns plötzlich der Wind im Stich, und wir lagen obendrein in einem Strömungsast, der zu unserem Schrecken Kurs in Richtung auf die Antarktis hatte. Vollkommen windstill wurde es allerdings nicht. Das hatten wir auf der ganzen Reise nicht erlebt. War die Brise flau, so hißten wir alle Lappen, die wir an Bord hatten, um auch den kleinsten Luftzug auszunutzen. So kamen wir vorwärts. An keinem einzigen Tag trieben wir gegen Amerika zurück. Unsere geringste Tagesleistung war neun Seemeilen oder armselige siebzehn Kilometer, die durchschnittliche Tagesleistung immerhin zweiundvierzigeinhalb Seemeilen oder achtundsiebzigeinhalb Kilometer.
    Der Passat hatte trotzdem nicht das Herz, uns knapp vor der Landung gänzlich zu verlassen. Er meldete sich wieder zum Dienst und schob und stieß die wackelige »Kon-Tiki« vor sich her. Wir hatten einen neuen Weltteil vor uns und traten zum Endspurt an.
    Jeden neuen Morgen tauchten ständig größere Schwärme von  Seevögeln auf, die planlos nach allen Richtungen über uns kreisten. Eines Abends aber, als die Sonne gerade ins Meer tauchen wollte, bemerkten wir, daß ein mächtiges Tempo in die Vögel gefahren war. Ohne sich um uns oder die fliegenden Fische zu kümmern, zogen sie rauschend nach Westen. Von der Mastspitze aus konnten wir sehen, daß alle, woher sie auch immer kamen, mit gleichem Kurs genau auf ein und denselben Punkt zusteuerten. Vielleicht sahen sie etwas von oben, das wir nicht ausmachen konnten. Vielleicht flogen sie auch nur nach ihrem Instinkt. Jedenfalls hatten sie einen ganz bestimmten Kurs. Sie flogen nach Hause zu der nächsten Insel, auf der sie ihre Nistplätze hatten.
    Wir drehten das Steuerruder herum und nahmen genau den gleichen Kurs, mit dem die Vögel verschwunden waren. Spät in der Nacht noch hörten wir den Schrei vereinzelter Nachzügler, die unter dem Sternenhimmel über uns dahinzogen. Wir fuhren in der gleichen Richtung. Es war eine wunderbare und seltsame Nacht. Im Laufe unserer Reise auf der »Kon-Tiki« war nun der Mond fast zum dritten Mal voll geworden.
    Am Tag darauf gab es noch mehr Vögel über uns. Aber wir brauchten nicht zu warten, bis sie uns am Abend erneut den Weg zeigen würden. Wir entdeckten eine wunderliche stillstehende Wolke am Himmelssaum. Die anderen Wolken waren stets kleiner, federleichter Wollflaum. Sie tauchten im Süden auf, trieben mit dem Passat über die Himmelswölbung und verschwanden hinter dem Horizont im Westen. So hatte ich die Passatwolken auf Fatuhiva kennengelernt. Nicht anders waren sie auch über uns an Bord der »Kon-Tiki« Tag und Nacht dahingezogen. Doch die einzelne Wolke am Horizont da drunten im Südwesten bewegte sich nicht. Ruhig stand sie wie eine Säule aus Wasserdampf, während die Passatwolken

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