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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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die gegen sie drückte, durchgewetzt. Die Stämme waren viel schwerer geworden. Sie hatten ersichtlich eine gewaltige Menge Wasser aufgesogen. Doch die übrige Last war leichter geworden. Es kam so ziemlich auf das gleiche heraus. Das meiste von Proviant und Trinkwasser war ja bereits verbraucht, ebenso die Trockenbatterien für die Telegraphisten. Die Stämme würden schon noch eine Weile zusammenhalten und uns bis zu den Inseln hinübertragen. Nach dem letzten Sturm waren wir überzeugt, daß unser Floß durchhalten würde.
    Ein anderes Problem trat in den Vordergrund: Wo sollte die Reise enden?
    Die »Kon-Tiki« würde gnadenlos weiter nach Westen schaukeln, bis sie ihren Bug gegen eine solide Klippe oder einen anderen festen Grund stieß, der die Trift blockierte. Die Reise war nicht zu Ende, bevor wir nicht alle Mann an einer von den zahlreichen Südseeinseln wohlbehalten an Land kamen.
    Als wir den letzten Sturm hinter uns hatten, war es ganz ungewiß, wohin das Floß mit uns treiben würde. Wir waren nun von den Marquesasinseln und von der Tuamotugruppe gleich weit entfernt. Bei unserer jetzigen Position konnte es uns passieren, daß wir zwischen beiden Inselgruppen hindurchsegelten, ohne einen Schimmer von Land zu erblicken. Die nächste Insel in der Marquesasgruppe lag im Nordwesten, dreihundert Meilen vor uns, und die nächste Insel der Tuamotugruppe lag im Südwesten, ebenfalls dreihundert Meilen entfernt. Das Eiland, das uns im Nordwesten am nächsten lag, war kein anderes als Fatuhiva. Jene kleine, dschungelbedeckte Berginsel, auf der ich in einer Pfahlhütte am Strand gewohnt und den lebendigen Erzählungen des alten Eingeborenen vom Stammgott Kon-Tiki gelauscht hatte. Wenn unsere »Kon-Tiki« denselben Strand anlief, würde ich sicher viele Bekannte treffen, doch kaum den Alten selbst. Der hatte wohl schon längst in der heimlichen Hoffnung, den wirklichen Tiki wiederzusehen, die »lange Reise« angetreten. Trug es uns gegen die Felseilande der Marquesasgruppe, so lagen dort die wenigen Inseln weit auseinander. Ungehemmt donnerte das Meer gegen die steilen Klippenwände, die nur selten von Talmündungen durchbrochen wurden. Davor lag dann immer ein schmaler Strand und bot eine Landungsmöglichkeit. Aber diese Zugänge mußte man finden.
    Trug es uns jedoch gegen die Korallenriffe der Tuamotugruppe, so lagen hier zwar zahlreiche Inseln dicht beieinander und bedeckten eine gewaltige Meeresfläche, aber diese waren auch bekannt als die »niedrigen« oder »gefährlichen« Inseln. Die ganze Gruppe ist einzig und allein aus Korallen aufgebaut. Sie besteht aus heimtückischen Unterwasserklippen und palmenbestandenen Atollen, die sich nur zwei bis drei Meter über die Meeresfläche erheben. Gefährliche Ringriffe schlingen sich schützend rund um jedes Atoll und bedrohen den Schiffsverkehr. So verschieden die Eilande auch sind, tote Vulkane die Marquesasinseln, flache Korallenbänke die Tuamotuatolle, so werden sie doch von der gleichen polynesischen Rasse bewohnt, und auf beiden Gruppen betrachten die Häuptlinge Tiki als ihren Stammvater.
    Schon am 3. Juli - wir waren noch tausend Seemeilen von Polynesien entfernt - verriet uns die Natur selber, daß es irgendwo, weit draußen vor uns im Meer, wirklich Land geben mußte. Das hatte sie vor vielen Jahrhunderten auch den Naturmenschen aus Peru verraten. Wir waren wohl schon tausend Seemeilen von der peruanischen Küste entfernt, sichteten aber immer noch kleine Schwärme von Fregattvögeln. Nachdem wir etwa 100 Grad West erreicht hatten, tauchten sie nicht mehr auf, und wir bekamen nur mehr kleine seebewohnende Sturmvögel zu Gesicht.
    Aber am 3. Juli - wir lagen ungefähr 125 Grad West - waren die Fregattvögel wieder da. Von nun an beobachteten wir fast jeden Tag kleine Schwärme, die hoch am Himmel dahinzogen oder in raschen Schwüngen sich herunterstürzten und knapp über die Wogenkämme dahinstrichen. Sie schnappten fliegende Fische, die in die Luft sprangen, um den Dolfinen zu entgehen. Nachdem die Vögel uns nicht von Amerika gefolgt waren, mußten sie auf einem anderen Land vor uns im Westen zu Hause sein.
    Am 16. Juli verriet sich die Natur noch deutlicher. Da zogen wir einen neun Fuß langen Hai herauf, der einen großen, unverdauten Seestern herauswürgte. Er mußte ihn von der einen oder anderen Küste draußen im Weltmeer geholt haben.
    Und schon am nächsten Tag bekamen wir den ersten ganz unanzweifelbaren Besuch von den polynesischen

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