Kopernikus 5
ihnen.“
Ohne noch weiter zu fragen, ergab Farrel sich in sein bizarres Schicksal. Er drehte sich um und ging zu der Felshöhle zurück.
Als der Abend dämmerte, regnete es schon wieder.
Sie rief ihn, und wieder antwortete Farrel. Er hatte noch immer Angst, aber Tigs Worte und seine beruhigende Haltung halfen ihm, seine Furcht zu überwinden und aus seinen Gedanken zu verbannen.
Er ging durch den strömenden Regen. Der Lehm aus seinem Haar lief ihm in Augen und Mund und gab ihm einen Vorgeschmack der großen, oralen Vollziehung, die seiner harrte. Er verschluckte den Lehm und schmeckte seine Beschaffenheit, er weinte, als er durch den Regen, durch den stöhnenden Wald lief. Hinter ihm, hoch auf einem Hügel, brannte eine Fackel unter einem häutenen Schutzdach, wo bis tief in die Nacht hinein ein Künstler an einem Stein arbeitete, eifrig bemüht, die Zeichen der Erde zu formen, die er von dem einen Jungen wieder gelernt hatte, der sie nicht vergessen hatte. Er war ein Künstler, der seine Seele in den Felsen gab, und den Felsen in den Tempel … einen Tempel für die Erdgötter, die Großen, die Stöhnenden, für die Bewohner der Felsblöcke und des Windes, der Wolken und des flüssigen Schlamms, des Grases, das auf der unermeßlichen Fläche fruchtbarer Erde wuchs.
Durch Nacht und Regen rannte Farrel, bis er sich, ohne zu denken, auf der Hügelkuppe, die über den Wald emporragte, wiederfand, bei dem großen Quell irdischer Energie, den er vor wenigen Tagen so kurz und so erschreckend angezapft hatte. Und hier warf er sich zu Boden, in den Graben, den einer der Tuthanach zurückgelassen hatte, und er breitete die Arme aus …
Ergriff das Fleisch der Mutter …
Durchdrang den fruchtbaren Leib der Mutter und ejakulierte in der Ekstase der Berührung …
Aß von ihrer Brust, trank die kalte, körnige Milch ihrer Drüsen, fühlte, wie sie in seinen Körper strömte, durch die Öffnungen seines hingestreckten Leichnams, den Inhalt seiner Gefäße vor sich hertrieb und seine Wärme mit ihrer liebevollen Kälte ersetzte. Die Erde schloß sich über seinem Rücken, der Regen sickerte hindurch, lief über seine Haut und verschwand tief unter ihm im Gewebe des Bodens. Seine Lungen füllten sich mit Schlamm – er atmete tief, und einen Augenblick später blieb sein Herz stehen, seine Atmung hörte auf … alles hielt inne, und er berührte die Erde.
Beinahe sofort waren sie da, sie entstiegen den tiefen Felsen, sie flossen durch die Erde und durch die Poren des Bodens, sie drangen in Farrels Körper ein, durch die Spitzen von Fingern und Penis und über die Brücke aus Erde, die sich durch die Windungen seiner Därme zog. Er wurde von ihnen verzehrt, so wie er sie selber verzehrte, er begrüßte sie und hörte ihre sterbenden Willkommensgrüße, die Worte, die in den vergangenen Wochen durch die Seelen der Tuthanach geströmt waren …
Ich bin Erde, Farrel, ich bin die Erde, ich bin aus Erde, die Erde ist in mir und um mich herum, ich bin Boden und Fels, Diamant und Jade, Rubin und Ton, Glimmer und Quarz, ich bin die Überreste der Toten, deren kristallenes Echo in den Ablagerungen von Ozean und See lebt, ich bin das Land, ich bin Frau, und ich säuge das kindliche Fleisch von Mensch und Tier, ich bin Leib und After, Mund und Nase und Ohr der großen Liebhaberin der Welt, ich bin Höhle und Tunnel, Brücke und Hafen, ich bin der Sand, der saugt, der Acker, der aufgeht, ich bin Wurzel und Ton, ich bin der Mensch, bevor er zu Fleisch wird, ich bin der Staub, der genannt wurde Nooma und Shaan, der ist Tutha und Cein und Tammuz, und meine Äste werden Erde sein gegen den Himmel, und alles wird eines sein, ich werde Faun sein und Consus, ich werde Pellervoinen sein und Tapio, ich werde Luonnatar sein, der auf weißem Wasser schwimmt und den Wind berührt, ich werde Asia sein und Asia-Bussu, Lug und Jesus, ich werde Kohle sein und Erz, und ich bin seit der Zeit der Einsamkeit, des Donners und der Unfruchtbarkeit – du, Farrel, der du all dieses weißt, solltest auch wissen, daß dies der Augenblick unseres großen Sterbens ist, der Windhauch, der aus dem Leib der Erde in die Erinnerung des Menschen übergeht …
Eine zweite Stimme: Ich bin Wind, der genannt wurde Gottsänger von den Kalokki, welche die ersten Menschen waren, der genannt wird Tag und Feng-Po und Huaillapenyi, ich bin Odem und Leben, ich bin Tod, der aufsteigende Geruch der Verwesung, ich bin Sturm und Raserei, Licht und Dunkel, ich bin Donner und
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