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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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und ein kleiner Tisch in der Küche, Sessel, Rauchtisch und ein tragbarer Fernseher im Wohnzimmer. Ein kleines Schlafzimmer nebenan und ein Bad. Scheiße, irgend etwas würde er Kaplan wohl doch erzählen müssen. Schließlich sollten die Jungs nicht anfangen zu quatschen. Und es war schon auffällig, wenn er einen Bowlingabend versäumte. Mason zog seine nassen Sachen aus und warf sie über den Sessel, damit Emma sie zum Trocknen aufhängen konnte. Dann fiel ihm ein, daß Emma nicht mehr da war. Hatte ihn schließlich verlassen – und vermutlich konnte er es ihr nicht einmal vorwerfen. Es stimmte wohl, daß er nichts taugte. Vermutete er. Voller Unbehagen zuckte Mason die Achseln. Jetzt, da sie Fredricks vor ihm befördert hatten, waren seine Zukunftsaussichten wahrscheinlich nicht mehr allzu rosig. Ihn kümmerte das nicht, aber Frauen waren da anders. Sie machten sich um solche Dinge Sorgen, für sie war es wichtig. Und heiraten wollte er sie auch nicht. Dazu war er zu unstet. Aber Familie und was sonst noch dazu gehörte – das war wichtig für eine Frau. Gott, im Grunde konnte er ihr keine Vorwürfe machen, der dämlichen Fotze – sie verstand das eben nicht. Unbeholfen legte er seine Kleider selbst zusammen und verdrehte dabei die Hosennaht. Man vermißt Leute um der kleinen Dinge willen. Nicht daß er sich viel darum scherte, ob seine Hosen richtig zusammengefaltet waren oder nicht. Und Gott wußte, daß sie ihn wahrscheinlich mehr vermißte als er sie. Er war da unabhängiger – klar, im Grunde brauchte er niemanden außer sich selbst. Blöde Fotze. Vielleicht sollte er Kaplan erzählen, er hätte eine Frau hier oben, die er vögeln würde. Kaplan war dämlich genug, um das zu glauben. Er blieb stehen, den Kleiderbügel in der Hand, überrascht von dieser plötzlichen Heftigkeit. Kaplan war nicht dämlicher als alle anderen. Und weshalb sollte er nicht vögeln? War das so unvorstellbar, so überraschend? Scheiße, sollte er sich denn hier zusammenrollen und verflucht noch mal sterben, bloß weil sein Mädchen ihn verlassen hatte, selbst wenn es ein Langzeitmädchen (drei Jahre) gewesen war? War es das, was Kaplan und die anderen Arschlöcher dachten? Na, dann ruf Kaplan doch an und sag ihm, es tut dir leid, aber du kannst heute nicht kommen, und beschreib ihm, was für ein knackiges Tierchen du hier heute bumsen willst. Soll der Wichser doch vor Neid seine eigene Leber fressen, weil er da unten in dieser verdammten, dreckigen Bowlingbahn festsitzt, mit all den verdammten, dreckigen Leuten, während du hier oben vögelst. Vielleicht spricht es sich sogar bis zu Emma herum. Kaplan wird es glauben. Er ist dämlich genug.
    Mason nahm eine gefrorene Pizza aus dem Kühlschrank und schob sie zum Abendessen in den Herd. Er aß selten Fleisch; er war nicht versessen darauf. Niemand in seiner Familie war das gewesen. Sein Vater hatte ebenfalls in einer Fleischverpackungsfabrik gearbeitet – in derselben sogar. Er hatte zu den Männern gehört, die die Kuhkadaver mit Messern und Beilen zerlegen. „In die Fabrik“, sagte er immer, wenn er sich nach der dritten Tasse Kaffee vom Frühstückstisch hochstemmte, während Mason bei der offenen Klappe des Gasofens stand, weil es dort wärmer war, und die Pelzmütze aufgesetzt bekam, damit er zur Schule gehen konnte. „Ich muß jetzt in die Fabrik.“
    Mason sprach auch immer nur von der Fleischverpackungsfabrik.
    (Henderson hatte „Schlachthaus“ gesagt, aber Henderson hatte gekündigt.)
    Auf der Packung stand: fünfzehn Minuten bei 250 Grad im vorgeheizten Backofen. Vielleicht sollte er Kaplan ja doch nicht sagen, daß er bumsen wollte. Sonst würden ihn morgen alle ausfragen, sie würden wissen wollen, wer das Mädchen war, wie sie im Bett gewesen war, wo er sie aufgegabelt hatte, und dann würde er den Rest des Tages damit zubringen müssen, imaginäre Details der Angelegenheit zu erfinden. Und wenn sie nun irgendwie herausbekämen, daß er überhaupt kein Mädchen hiergehabt hatte? Dann würden sie glauben, er sei verrückt, so eine Geschichte zu erfinden. Zu lügen. Vielleicht sollte er Kaplan einfach sagen, die Grippe hätte ihn erwischt. Oder eine schlimme Erkältung. Er war wirklich müde heute abend. (Todmüde.) Vielleicht bekam er tatsächlich eine Grippe. Durch Überarbeitung oder weil er zu lange im Regen gestanden hatte oder so was. Vielleicht war das der Grund dafür, daß er so beschissen müde war – Jesus, er war erschöpft! – und daß er keine Lust

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