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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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rauhe, brachliegende Welten gewesen waren, in denen sich letztlich kein höheres Leben hatte entwickeln können!
    „Offensichtlich sind diese Kreaturen dafür verantwortlich“, meinte Marinetti und nickte. „Aber was sind sie eigentlich? Ich kann die verdammten Dinger kaum sehen.“
    „Nach ein paar Jahren freundet man sich mit ihnen an“, vertraute Greenberg uns an. „Sie stellen eine höhere Stufe der Anpassung dar, daran besteht kein Zweifel. Ohne ihre Führung wären wir verloren gewesen … Es gibt da Anzeichen … wie die Entfärbung des Wassers.“
    „In welcher Hinsicht eine höhere Stufe?“
    „Ich meine, sie sind weiter verbreitet als wir …“
    „Da ihr euch nicht vermehrt und keine Tiere gezüchtet habt, sondern lediglich zu diesem jämmerlichen Häufchen inmitten vom Nichts zusammengeschrumpft seid, ist das ja nicht weiter verwunderlich!“
    „Nicht in diesem Sinne weiter verbreitet.“ Greenberg hatte zu kämpfen, um die richtigen Worte zu finden. „Nicht in eurem Sinne. Es fällt einem schwer, daran zu denken, daß ihr sie nicht so um euch herum sehen könnt wie wir inzwischen.“
    Greenberg sammelte seine Kräfte. Von nun an sprach er auf steife, klare Weise unter gewaltiger Anstrengung voller Groll, wie jemand, der eine Fremdsprache sprechen muß, die ihm verhaßt ist.
    „Sie sind nicht im zahlenmäßigen Sinne weit verbreitet. Sie sind es im zeitlichen Sinne, versteht ihr … zeitlich. Nein, ihr könnt das nicht ‚begreifen’, und darin besteht auch das ganze Problem. Nicht, bis ihr den Trick beherrscht. Ich nehme an, daß sie deshalb Facettenaugen besitzen, um die verschiedenen Momente der Gegenwart wahrzunehmen … die verschiedenen Gegenwartsquanten. Hören Sie zu, Herr Sternenschiffkommandeur mit Ihrer schlauen Einsteinschen Zeitdilatation, ich sage Ihnen, sie können die Dauer wahrnehmen so wie Sie die Entfernung im Raum. Stellen Sie sich vor, sie sähen die Welt immer durch ein schmales Rohr. Dann würden doch ständig Dinge auftauchen und verschwinden, während Sie sich umsehen, nicht war? Aber da wir die Ausdehnung wahrnehmen, bleibt die Welt in Wirklichkeit zusammenhängend und beständig. Doch ein Frosch sieht die Welt nicht wie wir. Er sieht nur ein paar Muster und Bewegungen. Wenn etwas stillhält, ist es nicht da. Einzelteile der wirklichen Welt existieren nicht für ihn! Wir sind besser als die Frösche, da die Welt die ganze Zeit hindurch für uns da ist. Aber um wie vieles sind wir besser, wie?“
    „Sie wollen doch wohl nicht sagen, daß wir im Vergleich zu diesen Elfen wie Frösche sind?“
    „Ja, durchaus! Sie leben in einer weiten Welt! Sie nehmen die Dauer wahr – die Ausdehnung der Zeit. In einer solchen Welt leben sie!“
    „Elfenmärchen!“
    „Deshalb sieht man sie nur ab und zu. Ja. Wir sind wie Frösche, die die Fliege nur erkennen, wenn sie sich bewegt. Die reale Welt erfassen wir überhaupt nicht. Wie sollten wir eine Welt verändern oder ausschöpfen können, die wir überhaupt nicht sehen? Das ist nicht vergleichbar mit der Tatsache, daß wir Röntgenstrahlen und Radiowellen nicht sehen, wohl aber Geräte bauen können, um sie aufzufangen … Wir können keine Sensoren schaffen, um die Dauer zu sehen. Wie auch? Diese Begriffe existieren für den Menschen überhaupt nicht …“
    „Für Sie scheinen sie jedoch eindeutig zu existieren!“
    „Oh, uns hat man es beigebracht. Wir lernen es. Wir sind nicht wirklich ihre Kinder. Eher ihre Haustiere. Ihr Experiment. Sie haben uns lieber hier als an der Küste, versteht ihr.“
    „Warum seid ihr nicht dort geblieben?“
    „Wir konnten nicht“, murmelte Greenberg ärgerlich. „Der … Druck ihrer Umwelt … der Sog vom Landesinnern her … das war alles … zuviel. Der Strudel ihres Zeitgefühls, der in uns einsickerte. Sie würden es verstehen, wenn Sie ein paar Jahre blieben. Wie ist es jetzt? Sie empfinden die Dauer der Welt Augenblick um Augenblick: einen Augenblick nach dem anderen. Die Vergangenheit ist festgelegt und für immer vorbei, die Zukunft im Begriff der Entstehung. Und dazwischen liegt diese trügerische Gegenwart: Wie lange hält sie an? Wieviel Gegenwartszeit glauben Sie einzunehmen? Zwischen drei und sieben Minuten, würde ich sagen, ja? So lange schätzen sie ungefähr die Dauer der ‚Gegenwart’ ein, nicht wahr? Nun, wie lange dauert ihre Gegenwart? Es sind Stunden-Tage!“
    „Sie wollen sagen, sie können in die Zukunft sehen?“
    „Nein, ihre Gegenwart erstreckt sich weiter,

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