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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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das Ding schrie auf.
    Wäh­rend er noch auf dem Bo­den lag, stürz­te ein blaß­grü­nes Kind mit ge­spreiz­ten Kral­len auf ihn her­ab. Der Schmerz, da das Kind sich in sei­ner Schul­ter ver­biß, war so stark, daß Wer­ner Wa­gen­seil in ei­ne tie­fe Ohn­macht fiel. Selbst in die­se Ohn­macht hin­ein at­ta­ckier­ten sie ihn. Sie ka­men – wäh­rend ei­ne kno­chi­ge Hand Herrn Wa­gen­seil auf­recht hielt – von al­len Sei­ten auf ihn her­ab – große ro­te Klum­pen, wie von heißem Was­ser ver­brüht, ein grau­er Pelz, der mit ra­sier­mes­ser­schar­fen Kral­len um sich hieb, ein lang­ge­streck­ter wei­ßer Lurch, der mit sei­nen Zäh­nen Herrn Wa­gen­seils Ober­schen­kel­ve­nen auf­riß.
    Die Knei­pe war von Ge­stank und Lärm er­füllt. Flüs­si­ges Me­tall roll­te in win­zi­gen Kü­gel­chen durch den Raum. Der Com­pu­ter las mit sich über­schla­gen­der Stim­me Zah­len­ko­lon­nen ab. Ein Ven­til war ge­platzt, und wei­ße Sau­er­stoff­wol­ken senk­ten sich her­ab. Da ging ge­gen­über, fast durch den aus­strö­men­den Dampf ver­hüllt, die Tür auf, und der Sand­mann kam her­ein.
    In die­sem Au­gen­blick fiel die Schwer­kraft aus, der Com­pu­ter spuck­te lan­ge, lee­re Blät­ter aus, und Herr Wa­gen­seil schoß, sei­ner Träg­heit ge­hor­chend, quer durch den Raum, rann­te den Sand­mann um, riß ihm die Mas­ke vom Ge­sicht und fand un­ter sei­nen Hän­den nur gä­ren­den Schaum – einen schmut­zi­gen, per­len­den, sich zer­set­zen­den Brei, der in di­cken, schmut­zi­gen Sprit­zern zu Bo­den fiel. Mit ei­nem Plumps fiel der Sack, der über der Schul­ter des Sand­manns ge­le­gen hat­te, auf den Me­tall­be­lag hin­ab, und ein Dut­zend glit­zern­der, glä­ser­ner Per­len roll­te her­aus.
    Herr Wa­gen­seil, von dem Blut­ver­lust ge­schwächt, war in den Schleim und zwi­schen die Glas­ku­geln ge­stürzt. Als er so auf dem Rücken lag und das Blut aus sei­nem Kör­per lief, sah er ein Kind, das mit spit­zer Na­del in ei­ne Spin­ne stach. Ro­te Schlei­er leg­ten sich über das Bild. Hin­ter den Schlei­ern schau­kel­te un­ter der De­cke ein Spin­nen­netz. Ein großes schwar­zes Tier ließ sich an ei­nem Fa­den, der aus sei­nem Af­ter lief, be­hen­de zu Herrn Wa­gen­seil her­ab. Auf sei­ner Zun­ge spür­te Wer­ner Wa­gen­seil Salz­ge­schmack. Ei­ne bit­te­re Flüs­sig­keit troff auf ihn. Sein Kör­per wur­de steif. Nur noch in Ge­dan­ken hob er ab­weh­rend einen Arm, dann um­fing ihn Dun­kel­heit.
     
    Mit ei­nem Mal war Ka­rin Wa­gen­seil er­wacht. Ganz plötz­lich war sie völ­lig klar. Wäh­rend sie noch ein we­nig fror, stell­te sie fest, daß sie in ih­rer halb­dunklen Ka­bi­ne auf den Bo­den ge­fal­len war. Ihr Nacht­kleid war ver­rutscht. Es war in der Ka­bi­ne schwül und feucht. Et­was wie Blut si­cker­te über ihr Ge­sicht. Als sie da­nach griff, hielt sie gel­ben Spei­chel in der Hand.
    Die Wän­de, im auf­flam­men­den Licht, wa­ren aus­ge­beult. Über sie lie­fen rings­um schwar­ze Schleif­spu­ren hin­ab. An ei­ner Wand hing – un­über­seh­bar – ein lan­ges be­haar­tes Bein, das lang­sam in die Tie­fe fiel. Ob­wohl die Ven­ti­la­ti­on auf vol­len Tou­ren lief, hing über der Ka­bi­ne ein pe­sti­lenz­ar­ti­ger Ge­stank. Aus den Au­gen­win­keln schi­en es dem Kind, ei­ne Spin­ne ha­be sie mit großen schwar­zen Au­gen an­ge­blickt. Vor­sich­tig stand sie auf und wä­re bei­na­he auf dem lang­sam trock­nen­den Schleim aus­ge­rutscht.
    Das fla­ckern­de Bild auf der Wand ver­ging. Die Ta­pe­ten wa­ren naß­ge­schwitzt. Ir­gend­wo un­ten, in der Tie­fe, rö­chel­te der Raum­schiff­ge­ne­ra­tor, der mit ge­rin­ger Span­nung lief. Ka­rin Wa­gen­seil tau­mel­te et­was, wäh­rend ei­ne Rö­te ihr Ge­sicht über­flog. Wo wa­ren ih­re Mut­ter, ihr Va­ter, was war mit To­bi­as los? War das wirk­lich hier ihr Schiff? Sie fror, die Tür­klin­ke in der Hand. Ein Teil des Kor­ri­dors war vom Sand zu­ge­weht.
    Schwit­zend preß­te sie die Tür zu To­bi­as’ Ka­bi­ne auf. Als sie end­lich in sein Zim­mer trat, war ihr, als zie­he sich ein großer schwar­zer Schat­ten von dem Bett zu­rück. To­bi­as, der mit ge­öff­ne­tem Mund rö­chelnd auf dem So­fa lag, reg­te

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