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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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zwischen das Zubereitungs- und das Servier-Programm geraten konnte. Sollte sie das Cordon bleu absichtlich in den Orkus gespült haben, nur damit ich vorbeikomme? Da rollt einiges an! Schade, daß ich ihren Sherry ausschlagen mußte, aber im Augenblick kann ich’s mir nicht leisten, bei Berger durch Abwesenheit zu glänzen. Heute morgen hat er mir die aktuellen Statistiken schicken lassen – auch die vertraulicheren! Halali! Der Mann hat große Pläne mit mir!
     
    23. März
     
    War mit Berger jr. überraschend in New Jersey. Bin mit einigen hohen Tieren von der Entwicklung in Kontakt gekommen. Wenn ich die Zeichen richtig deute, soll ich eine Art Verbindungsmann werden, mit weitreichendem Entscheidungsspielraum und Berger direkt unterstellt! Wenn er die Katze bloß endlich aus dem Sack ließe … ich hab’ direkt Angst, daß ich im letzten Moment irgendwas verderbe.
    Habe Helen ein 30-Minuten-Blumenhologramm mit anonymer Widmung schicken lassen. Bin gespannt, wie sie reagiert.
     
    24. März
     
    Sie hat reagiert – und wie! Holte mich um drei bei Berger ab und sagte mir so nebenbei, daß sie eine Kabine für die Grand Canyon-Folkrocknacht morgen abend gekriegt hat. Folkrock! Sie weiß alles über mich!
     
    25. März
     
    Mann, der Grand Canyon! Du schwebst wie in einem unsichtbaren Flugzeug langsam, ganz langsam vorbei an zackigen Felsen und Schlünden, über dir der klare Sternenhimmel, überall Fackeln, soweit du siehst, auf den Plateaus die größten Folksänger des 20. Jahrhunderts, und ihre Lieder verschmelzen buchstäblich mit der ganzen Szenerie rings um dich – ein Traum. Und dabei guckst du durch ein Stereo-Okular in einem Zehn-Kubikmeter-Abteil mitten in Long Island.
    Ich glaube, es war entweder während The Eagle and the Hawk oder Whisper my name, da hab’ ich sie geküßt. Ha, das Biest! Sie hatte natürlich diesen Lippenstift mit dem Hormonstimulans. Es wurde ganz schön schwierig, die Aufmerksamkeit zwischen ihr und der Projektion zu teilen, aber am Schluß zwang ich mich dann doch zur Abstinenz – bei der Canadian Railroad Trilogy mit dem fulminanten Sonnenaufgangs-Finale. Wer würde aus dem Grand Canyon gehen, ohne das gesehen zu haben!
     
    28. März
     
    Wochenanfang – und Anfang meines neuen Lebens! Ab heute ist es offiziell: Ich bin quasi Berger jr.’s rechte Hand. Mußte gleich am ersten Nachmittag eine Sitzung leiten; es ging um die Illuvisions-Kassetten für die kommende Saison. Schlesinger aus New Jersey war da mit einem Haufen wilder Ideen, gegen die die Südseeprojektionen à la Chavez biedere Hausmannskost sind! Werde mir die ins Auge gefaßten Drehorte selbst ansehen und Berger einen detaillierten Strategie Vorschlag liefern.
     
    29. März
     
    War bei Helen zum Abendessen. Sie ist ganz begeistert von meiner Karriere, vor allem, seit ich ihr über meine Reisepläne zu den Drehorten von Bergers 3D-Projektionen erzählt habe. Später in der Nacht, als ich ihr noch ausmalte, was sie und ich dort alles erleben werden, da war ihr Widerstand endgültig gebrochen. Ach was – Widerstand! Alles in allem hat sie mich verführt, nicht umgekehrt.
    Sie wollte, daß ich zum Frühstück bleibe, aber das ging natürlich nicht. Was würde Berger jr. sagen, wenn ich gleich am zweiten Tag eine Stunde zu spät bei ihm antanze?
     
    3. April
     
    Es ist soweit! Meine erste Dienstreise steigt schon übermorgen, zwar nur nach Miami Beach, aber immerhin! Helen ist fast vom Hocker gefallen, als sie es hörte – echte Palmen, echter Strand, echtes Meer …! Ich fürchte nur, ich war neulich ein bißchen unvorsichtig, denn sie wirkte richtig enttäuscht, als ich ihr klarmachen mußte, daß sie mich dieses Mal noch nicht begleiten kann. Natürlich hätte ich nichts auf der Welt lieber – aber gleich aus meiner ersten Reise vorverlegte Flitterwochen zu machen … Selbstverständlich holen wir das alles nach!
     
    4. April
     
    Habe Helen mittags in der Universität besucht. Sie mußte derart viele Neuigkeiten loswerden, daß ich selbst während meines leidenschaftlichen Begrüßungskusses eine Menge davon mitkriegte. Sie hat eine Assistentenstelle bei einem Forschungsprojekt des kommunikationswissenschaftlichen Instituts angenommen – über die Zukunft der Illuvision! Sie besorgt sich immer neue Gründe dafür, mich möglichst oft zu treffen. Mir kann’s nur recht sein!
     
    5. April
     
    Zurück aus Miami. Was für eine Welt haben wir einmal besessen! Hätte ich Helen bloß dabeigehabt! Muß am

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