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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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hätte kein Mensch Bedenken, den Zaster anzunehmen.« Er nahm das Bündel der echten Scheine in die Hand und gab sie mir zurück. »Die zwanzig Dollar muss ich beschlagnahmen, Cotton, um sie zur Untersuchung an das Schatzamt einzuschicken.«
    Aus einer Eingebung heraus gab ich ihm einen dritten Schein aus dem Päckchen dazu. »Lassen Sie diesen auch untersuchen.«
    »Meinen Sie etwa…«, fragte er. Ich unterbrach ihn mit einem Achselzucken.
    »Reine Vorsicht Das Wohl unseres Staates ist mir zehn Dollar wert.«
    Er drückte uns die Hand und wünschte uns noch viel Vergnügen in Miami.
    ***
    Am Abend hatte Phil die Idee, eines dieser superfeinen Lokale aufzusuchen, von denen das Millionärsbad wimmelte. Wir wählten den »Strandclub«, bestellten uns einen Tisch und warfen uns in die Smokings.
    Der Manager vom »Strandclub« hatte einen Privaturwald in seinem Laden aufgebaut, Palmen, Lianen, Orchideen bevölkerten das Lokal, und die Gäste wurden von dementsprechenden Urwaldmädchen bedient, die alle Schwestern von Dorothy Lamour zu sein schienen. Phil bekam unbändige Sehnsucht nach Hawaii.
    Auf der Spiegelglastanzfläche wurde fleißig getanzt. Wir tranken uns erst einigen Mut an, dann produzierten auch wir uns mit irgendwelchen Mädchen, die in Massen herumsaßen und sich beim Tango so eng an einen,schmiegten, dass man das halbe Make-up auf den Revers hatte.
    Auf diese Weise vergnügten wir uns an die drei Stunden, und ich bestellte eben eine neue Lage Whisky mit Soda, als mir ein Tisch schräg gegenüber auf der anderen Seite der Tanzfläche auffiel. Im Grunde bot dieser Tisch kein ungewöhnliches Bild. Die üblichen Damen saßen gleich in dreifacher Ausfertigung daran, tranken teuren französischen Sekt wie Wasser, waren entsprechend laut und heiter und zwischen ihnen saß der übliche Herr, der zahlte. Daran war hier nichts Besonderes, und richtiger gesagt, fiel mir nicht der Tisch, sondern der Mann auf, denn diesen Mann kannte ich. Es war der Kassierer der ›South Bank‹, der mir heute Morgen die Dollar gezahlt und mich zu tiefsinnigen Betrachtungen über seinen Beruf verleitet hatte. Nun saß er hier in einem der teuersten Lokale Miamis, lang, hager, dürr, in einem Smoking, der noch aus der guten alten Zeit stammte, und tat genau das, was ich nicht von ihm erwartet hätte: Er haute das Geld in rauen Mengen auf den Kopf. Außerdem war er schon gründlich betrunken und drohte ständig, mit dem Gesicht in den Sektkühler zu fallen.
    Ich winkte unseren Kellner herbei. »Wie viel Millionen hat der Mann, der da seine Girls in Sekt badet?«, fragte ich.
    Er bedauerte. »Keine Ahnung, Sir. Nach den Zechen zu urteilen, die er bei uns jeden zweiten Abend macht, kommt es ihm auf zehn Dollar mehr oder weniger nicht an.«
    Es war sicherlich Zufall, dass der Kellner zehn Dollar sagte, aber mich brachte diese Zahl auf eine Idee, und das Gefühl, mich im Urlaub zu befinden, verflog wie zerblasen. Phil sah meine veränderte Stimmung meinem Gesicht an und trat mich vor das Schienbein. »Was ist los?«, fragte er.
    »Ich denke darüber nach, wie ein Mann mit drei- oder vierhundert Dollar Monatseinkommen es anfängt, jeden zweiten Tag oder noch öfter die gleiche Summe auszugeben.«
    »Raub, Einbruch, Erpressung oder Lotteriegewinn«, sagte Phil gleichgültig, sah einer glutäugigen Schönheit nach, die vorüberschaukelte, und schlug den Takt des Boogies mit den Füßen. Er befand sich noch im Urlaub.
    Für mich war der Urlaub am anderen Morgen endgültig vorbei. Ich ging zu Inspektor Crowfield.
    »Was haben Sie mit den Dollarnoten gemacht, Inspektor?«
    »Sind gestern Mittag mit der Flugpost zum Schatzamt nach Washington gegangen, waren also in den ersten Nachmittagsstunden da. Ich denke, dass ich mit der zweiten Dienstpost das Untersuchungsergebnis vorliegen habe.«
    Ich stand auf. »Ich komme heute Nachmittag noch einmal vorbei.« Er winkte mir zu, denn das Telefon läutete, und er nahm den Hörer ab. Ich war schon in der Tür, als er »Einen Augenblick« sagte und mir zurief: »Washington, Cotton. Das Schatzamt.«
    Er reichte mir den zweiten Hörer. »Ja«, sagte er dann, »ich schreibe mit.«
    Irgendeine Beamtenstimme aus Washington diktierte:
    »Eingesandte Banknoten zu zehn Dollar alle drei falsch. Fälschungen ausgezeichnet gelungen. Nur mittels Mikroskops an der Faserung des Papiers zu erkennen. Erwarten umgehend Bericht. Beamter des Schatzamts George Webbs heute nach Miami abgeflogen. – Ende.«
    Crowfield und ich

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