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Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch

Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Salzmann , Thomas Folgmann
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Kapitel 1
     
    Henry beobachtete seine Gemahlin durch die großen Glasscheiben. Mit einigen anderen Frauen kümmerte sie sich um die Kleinen: Kinder, von ihren Eltern auf dem weiten Gelände des Urlaubsresorts zurückgelassen.
    Er war heute wieder mit Tharta unterwegs gewesen. Der kräftige Mann schien die Ruhe selbst zu sein und steuerte den kleinen Gleiter so sicher, als hätte er seinen Lebtag nichts anderes getan. Womöglich hatte er das sogar. Sie sprachen nicht viel auf ihren Touren durch Faun und darüber hinaus. Henry hatte aufgehört zu zählen, wie viele Tage seit dem Exodus vergangen waren. Sein Urlaub war schon längst zu Ende und er sehnte sich nach seinem eigenen Häuschen, der bekannten Umgebung, den Freunden daheim …
    Sie hatten heute tatsächlich wieder einen Jungen aufgegriffen. Draußen bei den Seen gab es einfach zu viele Verstecke, sodass sie selbst in bereits durchsuchten Gegenden immer wieder auf verwahrloste Kinder trafen. Der vielleicht zwölf Jahre alte Knabe hatte sich von Fischen und von dem ernährt, was er in den mittlerweile leer stehenden Hütten fand. Was aber nicht genug war, wie seine ausgemergelte Gestalt verriet.
    Tharta übergab den Jungen gerade einer älteren Dame. Henry verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die ein Lächeln hätte werden sollen. Als ob es außer Kindern und Alten noch jemanden auf Shahazan gäbe. Natürlich war es eine ältere Dame. Fontana, wenn er sich recht erinnerte. Henry fand es verblüffend, wie schnell sich einige der Frauen in ihre neue Rolle als Kindermädchen eingefunden hatten. Zum einen mochte es die Erinnerung an die eigenen Kinder sein, zum anderen sicher auch die Möglichkeit, sich mit etwas Sinnvollem zu beschäftigen und nicht ob der Hilflosigkeit ihrer Situation zu verzweifeln.
    Und was sollte auch sonst mit den Kindern geschehen?
    Aus einer von seiner Warte nicht einsehbaren Ecke kam Doc Faahrd, der Arzt des Resorts, auf Tharta und den Jungen zu.
    Der Doc kniete sich vor den Knaben und redete ruhig auf ihn ein.
    Henry bemerkte seine Frau, die sich aus dem Gewusel der Kinder löste und zum Ausgang ging. Solange sie sich von den Jüngsten und den anderen Alten beobachtet fühlte, hielt sie sich aufrecht und gerade. Doch kaum glaubte sie sich unbeobachtet, sackten die Schulter nach unten und der Gang wurde nahezu schlurfend und müde.
    Die freiwilligen Schichten, die aufgrund des Alters recht kurz gehalten wurden, forderten ihren Tribut. Auch wenn das von den wenigsten der Anwesenden akzeptiert wurde.
    Kaum dass sie ihren Mann bemerkte, ging ein Ruck durch Viola und lebhafter, als sie sich fühlte, begrüßte sie ›ihren Henry‹.
    »So viel also zu der fröhlichen Urlaubszeit in Faun .« Viola a’Grenock wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn und schloss die Tür zum Kinderparadies hinter sich. Das laute Geschrei der spielenden Kinder verstummte augenblicklich. »Wie war deine Schicht?«, fragte sie, nachdem er sie mit einem Kuss auf die Wange begrüßt hatte.
    »Geht schon in Ordnung«, war die Antwort.
    Natürlich hatte Viola das leichte Zittern bemerkt, die blasse Hautfarbe, die den warmen Temperaturen und der langen Sonnenscheindauer an jedem Tag Hohn sprach. Henry war nun einmal schon in einem Alter, in dem jegliche Form körperlicher Arbeit ihre Spuren hinterließ. Und mit dem Verschwinden der Jugend …
    »Die Jugend«, wiederholte Viola laut ihren Gedanken und legte ihren Arm um Henry.
    Er ließ sich das gerne gefallen, fühlte er sich mit ihr an der Seite doch gestützt und sicher auf den Füßen. »Was ist mit der Jugend? Fehlt sie dir?«
    »Meine Jugend? Ach nein, ich bin doch glücklich mit dir alt geworden. Ich möchte die Erinnerungen nicht missen. Es gibt aber auch genügend Dinge, die ich nicht noch mal durchleben möchte.«
    »Zum Beispiel unseren aktuellen Urlaub?«
    Viola lachte. Ein Laut, der in der letzten Zeit nicht allzu oft in Faun zu hören war. »Ich denke, wir müssen uns alle nichts vormachen. Wir sind nun mal alt. Die Erziehung der Kinder, Expeditionen ins Umland auf der Suche nach Verschollenen … Das ist einfach nichts für unsereins.«
    Das alte Ehepaar begab sich zum Haupthaus.
    »Mal sehen, was Dalmas uns heute gezaubert hat.«
    »Marc und Mejo haben kürzlich erst erzählt, dass es immer schwieriger wird, etwas Nahrhaftes zu finden. Die meisten Zentren werden nicht mehr beliefert und die Fabriken liegen zu weit außerhalb der Ballungsräume. Offensichtlich wurden die Industrieanlagen möglichst

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