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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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legten gleichzeitig die Hörer auf. Der gute Inspektor sah mich nachgerade entgeistert an.
    »Cotton«, stöhnte er, »ich habe noch nie gehört, dass eine Bank falsche Noten ausgibt.«
    »Ich glaube, ich weiß schon, wie das passiert ist«, antwortete ich. »Können Sie für mich ein Blitzgespräch mit dem FBI-Hauptquartier New York herstellen?«
    Zwei Minuten später hatte ich Mr. High an der Strippe. Ich setzte ihm auseinander, was hier geschehen war, und bat ihn, mich mit dem Fall zu beauftragen.
    »Ich muss erst mit Washington sprechen, Jerry«, sagte er. »Ich rufe Sie wieder an.«
    In der nächsten halben Stunde zischten eine Anzahl Telefongespräche über die Staaten. Mr. High sprach mit dem obersten FBI-Chef Hoover in Washington. Hoover sprach mit dem Schatzamt. Dann rief er High wieder an und eine knappe Stunde nach der ersten Verbindung rief mein Chef mich bei Crowfield an.
    »In Ordnung, Jerry«, sagte er, »Sie sind mit dem Fall beauftragt, aber Phil bleibt draußen. Er ist noch nicht wieder intakt. – Vom Schatzamt wird Ihnen ein gewisser George Webbs als Fachmann zugeteilt. Er trifft mit dem Mittagsflugzeug in Miami ein! Holen Sie ihn ab.«
    Crowfield fuhr mit mir im Dienstwagen zum Flugplatz.
    Schließlich landete die Maschine, und die Lautsprecher brüllten, wie wir es bestellt hatten: »Mr. Webbs wird im Restaurant an Tisch sechzehn erwartet.« Der Knabe, der sich fünf Minuten später an unseren Tisch schob, sah allerdings nicht so aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Ein langer, überschlanker, junger Mann mit einer großen Hornbrille und einem schüchternen Lächeln im Gesicht und Bewegungen, die so linkisch und tapsig waren wie die eines jungen Hundes.
    »Webbs«, stellte er sich vor, »von der Notenüberwachungsabteilung des Schatzamts.«
    »Die Jäger sind zusammen«, lachte Crowfield. »Also, auf zur Jagd.« Natürlich fuhren wir zu dem Ort, von dem aus die ganze Sache ihren Anfang genommen hatte, zur ›South Bank‹. Wir verlangten den Direktor zu sprechen. Während wir in der Schalterhalle warteten, sah ich mich nach meinem Kassiererfreund um, aber siehe, er war nicht da. Der Direktor hieß Leon Jeffer und sah aus, wie Direktoren eben auszusehen haben, breit und dick, mit einem Kinn wie aus Eisen und einer Perle in der Krawatte.
    Als ich ihm auseinander setzte, warum wir bei ihm erschienen, wurde er blass, und das Fett seiner Wangen wabbelte entsetzt. »Unmöglich«, keuchte er, »absolut unmöglich.«
    »Wollen Sie, bitte, die Bank für eine Stunde sperren«, verlangte Webbs. »Sie sind verrückt«, brüllte Direktor Jeffer. »Wenn der Aufsichtsrat das erfährt, bin ich meinen Posten los.«
    »Bitte, schließen Sie die Bank«, beharrte mein neuer Kollege, und ich wunderte mich. Ich hätte ihm so viel Energie nicht zugetraut.
    Der Laden wurde geschlossen und Direktor Jeffer führte uns höchstpersönlich zu den Tresorräumen im Keller. Ein hübscher Haufen Geld lag da herum. George Webbs baute sein Mikroskop auf, langte sich die Päckchen mit Zehn-Dollar-Scheinen und gab sich seiner Prüfungstätigkeit hin. Es dauerte über zwei Stunden. Die untersuchten Scheine tat er nach links oder rechts.
    Ich atmete auf, als er endlich fertig war. Er verpackte sein Mikroskop, rückte an seiner Brille und sagte: »Im Auftrag des Schatzamts der Vereinigten Staaten erkläre ich dieses Geld für beschlagnahmt.« Seine Hand zeigte auf den rechten Haufen. Es klang, als hätte er das Geld verhaftet.
    Jetzt trat ich in Aktion. »Haben Sie eine Ahnung, wie die Blüten in Ihr feines Stahlgewölbe kommen, Mr. Jeffer?«
    Er saß auf einem Stuhl und sah ziemlich gebrochen aus. »Keine Ahnung. Einfach unerklärlich. Kaum zu glauben. Solche Sachen«, murmelte er vor sich hin.
    »Erzählen Sie uns den technischen Vorgang, Direktor. Ich meine, wer holt das Geld hier heraus und wer bringt es herein?«
    »Das ist Aufgabe unseres Hauptkassierers Craydon. Er bringt am Abend die eingenommenen Gelder hinunter und holt sie am Morgen für die Auszahlungen wieder herauf.«
    »Dann kann es nur er gewesen sein. Das ist doch logisch«, stellte ich fest.
    »Craydon? Unmöglich. Der Mann ist seit dreißig Jahren bei uns«, fuhr Jeffer auf.
    Craydon wohnte weit außerhalb der Stadt in einer Gegend, die noch kaum besiedelt war. In großen Abständen standen hier Fertighäuser aus Holz, wie man sie bei uns auf Abzahlung kaufen kann. Ich quetschte den Direktor während der Fahrt über die Verhältnisse seines Angestellten aus, und

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