Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
und beugte sich mit wogendem Mantel vor. Lededje schloss rasch die Augen und spürte ein Zittern, das durch ihren ganzen Körper ging. Sie krümmte halb ihre Finger und merkte, dass sie sich bewegen konnte, wenn sie wollte.
» Unmöglich«, sagte der Doktor. » Sie müsste noch Stunden bewusstlos sein, nicht wahr, Jasken?«
» Moment mal«, sagte Jasken. » Der Pfeil hat den Knochen getroffen. Vielleicht hat sie nicht die volle Dosis erhalten.«
» Welch eine absurde Schönheit«, kommentierte Veppers leise. Seine tiefe, endlos verführerische Stimme war ihr ganz, ganz nahe. Sie fühlte, wie auch er ihr übers Gesicht strich und etwas von dem Make-up entfernte, unter dem sie ihre Zeichen versteckt hatte. » Ist es nicht seltsam? Normalerweise sehe ich sie mir nicht aus solcher Nähe an.« Aus gutem Grund, dachte Lededje ruhig. Denn wenn du mich vergewaltigst, Herr, nimmst du mich für gewöhnlich von hinten. Sie spürte seinen Atem, ein warmer Hauch auf der Wange.
Sulbazghi nahm ihr Handgelenk und suchte nach dem Puls.
» Sir, vielleicht ist sie nicht ganz…«, begann Jasken.
Lededje hob die Lider und starrte in Veppers’ Gesicht, das sich direkt vor ihr befand und ihr ganzes Blickfeld ausfüllte. Er riss erschrocken die Augen auf, und Sorge verzerrte seine sonst so glatten, perfekten Züge. Lededje stieß sich nach oben, drehte den Kopf, öffnete den Mund, fletschte die Zähne und schnappte nach Veppers’ Kehle.
Sie musste die Augen im letzten Moment geschlossen haben, spürte aber, wie er zurückwich. Ihre Zähne packten etwas, und Veppers schrie. Lededjes Kopf wurde hin und her geschüttelt, als ihre Zähne um das geschlossen blieben, in das sie gebissen hatte, und Veppers verzweifelt versuchte, sich zu befreien. » Nehmt sie weg!«, kreischte er, mit erstickt und nasal klingender Stimme. Mit dem Rest ihrer Kraft biss Lededje noch fester zu, und ein weiterer schmerzerfüllter Schrei kam von Veppers, als sich etwas löste. Dann packte eine Hand ihren Mund, von unten, mit einem eisernen, überraschend schmerzvollen Griff, und ihre Zähne mussten loslassen. Sie schmeckte Blut. Ihr Kopf wurde nach hinten gedrückt und prallte mit einem dumpfen Pochen auf den Boden. Als Lededje erneut die Augen öffnete, sah sie Veppers, wie er von ihr forttaumelte, die Hand vor Mund und Nase; Blut rann ihm übers Kinn und tropfte aufs Hemd. Jasken hielt ihren Kopf unten, und sie fühlte seine Hände an Mund und Hals. Dr. Sulbazghi wandte sich von ihr ab, um seinem Herrn zu helfen.
Lededje hatte etwas Hartes und Knorpeliges im Mund, fast zu groß, um es zu schlucken. Trotzdem zwang sie es hinunter, würgte und keuchte. Was auch immer es war, es verharrte, als es Jaskins Hand an der Kehle erreichte. Er hätte sie am Schlucken hindern können, aber das tat er nicht. Lededje würgte noch einmal und schnappte dann nach Luft.
» Hat sie…« Veppers schluchzte, als Sulbazghi ihn erreichte und seine Hände vom Gesicht löste. Er sah nach unten, verdrehte die Augen und versuchte zu erkennen, was mit ihm geschehen war. » Sie hat es tatsächlich, verdammt! Sie hat mir die Nase abgebissen!«, heulte Veppers. Er stieß Sulbazghi beiseite– der ältere Mann taumelte– und war mit zwei Schritten dort, wo Lededje lag, festgehalten von Jasken. Sie sah die Messer in seinen Händen.
» Sir…!«, sagte Jasken, löste eine Hand von ihrer Kehle und streckte sie seinem Herrn entgegen. Veppers stieß ihn beiseite, setzte sich rittlings auf Lededje, bevor sie auch nur versuchen konnte, sich aufzurichten, und drückte ihre Arme auf den Boden. Blut strömte ihm aus der Nase, spritzte ihr auf Gesicht, Hals und Bluse.
Oh, nicht einmal die ganze Nase, dachte sie noch. Nur die Spitze. Aber es sieht scheußlich genug aus. Versuch mal, das beim nächsten Empfang mit einem Lachen abzutun, Hauptmanager Veppers.
Er stieß ihr das erste Messer in die Kehle und schnitt zur Seite, und das zweite bohrte er in die Brust, wo es jedoch gegen eine Rippe stieß. Lededjes Oberarme blieben an den Boden gepresst, und sie versuchte, die Hände zu heben, als der Atem aus ihrer Kehle zischte und blubberte. Der Geschmack von Blut war sehr stark, und sie musste atmen und husten, konnte aber weder das eine noch das andere. Veppers schlug ihre Hände beiseite, sah nach unten und zielte mit der zweiten Klinge einen Fingerbreit unter die Stelle, an der sie auf eine Rippe getroffen war. Er senkte kurz den Kopf und schrie: » Du miese kleine Schlampe!« Etwas von seinem
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