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Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever

Titel: Krieg der Wächter - Green, S: Krieg der Wächter - Daemons Are forever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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mit einem neuen Satz Räder zu versorgen. Ich fuhr jetzt ein liebevoll restauriertes 1933er-Viereinhalb-Liter-Bentley-Cabrio mit Stoffverdeck in Renngrün mit Lederinterieur und einem Amherst-Villiers-Kompressor unter der langen, glänzenden Motorhaube. Der Wind schlug nach meinen Haaren, während wir dahinbrausten, und ich schaltete öfter, als streng genommen nötig war, nur um anzugeben. Es war eine großartige grüne Bestie von einem Auto, höllisch elegant und gelassen glamourös auf jene Art, die moderne Autos nicht einmal mehr anstreben. Ich knallte den nächsten Gang rein, trat aufs Gas, und der Bentley schoss vorwärts wie ein Jagdhund, den man von der Leine gelassen hatte. Molly jauchzte vor Freude und genoss die Geschwindigkeit und die Beschleunigung.
    »Das ist ein Wahnsinnswagen, Eddie! Wo hast du ihn geklaut?«
    »Er hat einmal meinem Onkel Jack gehört«, schrie ich über das Dröhnen des Motors zurück. »Damals in den Fünfzigern, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, als er in Osteuropa tätig war und ohne Rücksicht auf Verluste Buschfeuer austrat. Es heißt, er habe persönlich drei Weltkriege verhindert und um ein Haar selbst einen ausgelöst, als er mit der Frau eines Politikers im Bett erwischt wurde. Und seiner Geliebten. Onkel Jack ging in der Folge natürlich zu schnelleren und protzigeren Wagen über, aber seine Zuneigung zu diesem hier hat ihn nie verlassen, und deshalb hat er ihn jahrelang in Schuss gehalten. Selbstverständlich hat er ihn mit Spezialanfertigungen vollgepackt; als Waffenmeister der Familie musste er immer das beste Spielzeug haben.«
    »Was zum Beispiel?«
    Ich grinste. Ich musste einfach. »Kugelsicheres Chassis, kugelsichere Scheiben, mit Silikon-Gel gefüllte Reifen, die nicht plattzukriegen sind, Maschinengewehre vorn und achtern, die zweitausend Explosivnadelgeschosse pro Minute abfeuern können. EMP-sicher, zauberspruchsicher, fluchsicher, dazu all die üblichen versteckten Extras. Die Bedienungsanleitung ist so dick wie das Londoner Telefonbuch. Als Kinder studierten wir sie früher alle eifrig in der Bibliothek und träumten von dem Tag, wo wir Frontagenten sein und solche Autos fahren würden. Ach und übrigens - versuch nicht, den Zigarettenanzünder zu benutzen: Flammenwerfer.«
    »Klasse! Lass ihn uns ausprobieren!«
    »Lieber nicht. Wir sollen keine Aufmerksamkeit erregen, schon vergessen? Warte, bis wir eine Politesse sehen. Oder einen Straßenpantomimen.«
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder in London zu sein und durch die vertrauten Straßen zu fahren, nachdem so viel passiert war. Die Straßen sahen noch genauso aus, und ohne Zweifel lebten die Menschen ihr alltägliches Leben weiter, als ob sich nichts geändert hätte. Aber es hatte sich alles geändert. Jetzt, wo die Familie weg vom Fenster war, war die ganze Welt für jeden zu haben, auch wenn es noch niemand wusste. Meine Familie leitete die Welt nicht mehr, und der einzige Grund, weshalb die Welt sich noch nicht zerfleischte, um das neue Machtvakuum auszufüllen, war - dass alle maßgeblichen Mächte darauf warteten, dass die anderen losschlugen.
    »Warum fahren wir nochmal in deine alte Wohnung?«, fragte Molly.
    »Das hab ich dir doch schon gesagt. Und wenn du noch ein Mal Sind wir schon da? fragst, dann drücke ich den Knopf für den Schleudersitz!«
    »Dieses Auto hat keinen Schleudersitz!«
    »Es könnte einen haben. Das weißt du nicht.«
    »Rede mit mir, Eddie! Du erzählst mir nie, was du denkst!«
    »Hey, ich bin an dieses ganze Beziehungskistending nicht gewöhnt, okay? Wenn du als Frontagent arbeitest, lernst du ziemlich schnell, dass du niemandem vertrauen kannst.«
    »Nicht einmal denjenigen, die dir nahe stehen?«, fragte Molly und betrachtete mich ernst mit ihren großen dunklen Augen.
    »Denen ganz besonders nicht. Bei einem Feind weißt du immer, woran du bist; verraten können dich nur Freunde und Menschen, die du liebst.« Ich holte tief Luft und starrte durch die Windschutzscheibe. »Falls ich die Familie führen werde - und es sieht so aus, als bliebe mir keine andere Wahl, weil sonst niemand da ist -, dann muss ich im Herrenhaus wohnen. Und sei es auch nur, weil es immer noch viel zu viele Familienmitglieder gibt, denen ich nicht gefahrlos den Rücken zuwenden kann. Die Wahrheit mag befreiend sein, aber niemand hat behauptet, dass man dafür dankbar sein muss. Ich muss Herr der Lage sein. Aber wenn ich schon wieder in diesem zugigen alten Gebäudekomplex leben muss, dann

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