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Krieger der Stille

Krieger der Stille

Titel: Krieger der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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majestätischen und lautlosen Flug an. Dann landet er sanft in einer kleinen Wolke grauen Staubs, ohne dass Shari ihn darum hat bitten müssen.
    »Nun endlich verfügen wir über ein Transportmittel«, erklärt der Narr der Berge. Er sitzt oben auf einem Felsen,
Haar und Bart vom Wind zersaust, und seine schwarzen Augen blitzen schalkhaft. »Das haben wir auch dringend nötig, denn wir müssen Nachforschungen anstellen.«
    Shari fragt sich, um welche mysteriösen Nachforschungen es sich wohl handeln könne, aber er erfährt nicht mehr. Nach diesem ersten Erfolg übt er einige Tage lang unter Anleitung des Narren das Lenken des großen Steins – und bestimmt damit die Dauer und Länge des Flugs. Er lernt, die Seele der Materie seinem Willen auf subtile Weise zu unterwerfen, bis zu dem einzigartigen Moment, wo er sich stolz rittlings auf den runden Rücken seines Seelengefährten schwingt – ein kühner Eroberer. Gehorsam folgt der Stein den gedachten Anweisungen Sharis und überfliegt den erloschenen Vulkan, der einst die Stadt Exod beherbergte. Er fliegt weiter, zu den tief hängenden Wolken, die an schroffe Berghänge stoßen, überquert öde, von der Sonne ausgedörrte Hochebenen. Sein Schatten erschreckt die scheuen und zartgliedrigen Sandgazellen.
    Shari denkt an seine Mutter und stellt sich vor, wie stolz sie wäre, könnte sie jetzt ihren Sohn sehen, der ein Wunder vollbracht hat, dem gelungen ist, was den arroganten Amphanen nie gelang. In dem Moment macht der Stein plötzlich einen Schlenker, und der Knabe wäre fast in eine Felsschlucht gestürzt.
    »Lass dich in Zukunft nie wieder von deinem Stolz beflügeln«, sagt der Narr, als der Stein gelandet ist. »Sonst wird der Geist des Steins dich verlassen. Denn du bist nur ein Instrument in den Händen der großen Komponisten. Glaubst du, dass sich das Instrument mit der Musik identifizieren kann? Morgen brechen wir auf. Wir müssen den Ort suchen, wo wir auf jene warten, die uns dort treffen
sollen. Deshalb ist jetzt keine Zeit mehr für Kindereien. Wenn du den Geist der Materie in die Flucht treibst, wie kannst du dann verwirklichen, was dir aufgetragen wurde?«
     
    Am nächsten Tag, bei Morgendämmerung, hatten sich der Narr und das Kind auf den Stein geschwungen. Die nahen Gipfel des Hymlyas-Gebirges malten weiße Tupfen in das Grau des Himmels. Die fernen Sterne, winzige an das graue Firmament gehauchte Lichter, erloschen einer nach dem anderen.
    »Weißt du, wohin wir fliegen?«, fragte das Kind.
    »Warum sollte ich es wissen und woher?«, antwortete der Narr und lachte. »Du musst den Stein nur nach Osten lenken. In Richtung der aufgehenden Sonne. Möchtest du nicht die große Gebirgskette der Hymlyas von oben betrachten?«
    Der Stein hatte also drei Tage die Hymlyas überflogen, war in die weißen Wolkenbänke eingedrungen, hatte die steil emporragenden, mit Gletschern bedeckten Gipfel umflogen, war über tiefe grüne Täler und endlose Wälder geschwebt, die in der warmen Sonne unter ihnen lagen. Drei Tage, in denen der Reisegefährte des Knaben sich hinter seinem Schweigen verschanzt hatte. Nur durch eine Geste hatte er Shari bei Einbruch der Nacht bedeutet, er möge den Stein bitten zu landen.
    Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, war es Sharis Aufgabe, einen Unterschlupf für die Nacht zu finden, während der Narr Kräuter und Früchte für die zweite karge Mahlzeit des Tages sammelte. Sie schliefen in dunklen Grotten und rollten sich in graue raue Decken ein, die aus einem ähnlichen Stoff wie das Gewand des
Narren bestanden. Seltsame Träume suchten den Knaben im Schlaf heim, und manchmal wachte er schweißgebadet auf. Dann streckte der Narr seinen Arm aus und tröstete das Kind, und Shari schlief sofort wieder ein.
    Nach einem kleinen Mahl in der Frühe – wild wachsende, saure Beeren, bittere Wurzeln und getrocknete Körner  – und nachdem sich die beiden in einer nahe gelegenen Quelle gewaschen hatten, stiegen sie wieder auf den Rücken des harten Steins. Shari stellte die Verbindung mit dem Geist der Materie her, und nach einer Weile erhob er sich in die Lüfte und gesellte sich zu den großen schwarzweißen Adlern, die ihre Nester verließen, um zu jagen.
     
    Als sie dem Lauf des Gebirgsbachs folgten, bat Shari den Stein, zur Landung anzusetzen.
    »Ist das die Stelle?«, fragte er schüchtern.
    »Das könnte sie sein«, antwortete der Narr.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Shari beharrlich weiter. Er war

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