Krieger der Stille

leiten …«
    Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als etwa ein Dutzend Männer plötzlich am Strand Gestalt annahmen: Pritiv-Söldner und zwei Scaythen. Die Monager waren offensichtlich auf ihr Erscheinen vorbereitet, sie stürzten sich auf die Neuankömmlinge.
    »Überall tauchen sie auf!«, schrie Tixu.
    Andere Pritiv-Mörder wurden zwischen den Felsen sichtbar und versuchten, den beiden den Weg abzuschneiden.
    Tixu und Aphykit hatten keine Zeit mehr, sich anzukleiden. Sie setzten sich einander gegenüber und ergriffen sich spontan bei den Händen. So wurden sie eins – zu einem Wesen.
    Am Strand richteten die Mörder mit ihren Wurfgeräten unter den Monagern ein Blutbad an. Strand und Wasser färbten sich rot.
    Sie erstürmten, wüste Flüche ausstoßend, die Düne –
und fanden nichts als ein zerrissenes blaues Hemd und einen noch feuchten Fischeranzug vor.
    Auch nach gründlichem Absuchen der Insel entdeckten sie nicht den kleinsten Hinweis darauf, wohin sich die Flüchtenden gewandt haben könnten.
    Da rächten sie sich in ohnmächtigem Zorn an den Monagern und töteten sie allesamt.

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Eure Heiligkeit,
     
    Euren Wünschen entsprechend habe ich mich auf jene Planeten begeben, wo laut unserer Missionare seltsame Gerüchte kursieren. Aufgrund unzähliger von mir gesammelter und überprüfter Zeugenaussagen, die ich mit der sehr wertvollen Hilfe der mentalen Inquisitoren zusammentragen konnte, musste ich leider feststellen, dass diese Ondits nicht jeder Grundlage entbehren. Denn hier haben wir es nicht mit solchen, gemeinhin im einfachen Volk gern verbreiteten Lügenmärchen oder Legenden zu tun, sondern, wie ich fürchte, mit reellen Geschehnissen. Die Inquisitoren äußerten sich in Bezug auf diese Phänomene kategorisch: Jene plötzlichen Erscheinungen und das Verschwinden derselben sind nicht auf optische Täuschungen oder Ähnliches zurückzuführen und noch weniger das Resultat einzelner oder kollektiver Halluzinationen.
    Im Übrigen erlaube ich mir, euch darauf hinzuweisen, dass man für die Art und Weise des Verschwindens dieses Mannes und dieser Frau von der Insel auf Selp Dik bis zum heutigen Tage keine plausible Erklärung gefunden hat. Persönlich weigere ich mich absolut, an das Ertrinken dieser zwei Personen zu glauben, wie einige voreilige Erklärungsversuche lauteten.
    In diesem Zusammenhang möchte ich Euch auf eine beunruhigende Tatsache hinweisen. Als einziges wurden Kleidungsstücke auf der Insel gefunden, die dem Mann und der Frau gehört haben müssen. Diese Entdeckung lässt vermuten, dass sich die beiden im Zustand totaler Nacktheit verflüchtigt
haben, das heißt, im Zustand der in unseren Herzen so sehr gefürchteten Sünde. Auch mehrere Zeugen, die vor der Inquisition erscheinen mussten, haben uns versichert, dass der Mann und die Frau, die vor ihnen erschienen und wieder verschwanden, völlig nackt waren. Auf skandalöse Weise animalisch nackt!
    Wie auch immer, hier gilt es, ein großes Geheimnis zu lüften. Und deshalb erkühne ich mich, Eure Heiligkeit auf die Dringlichkeit dieser prekären Situation hinzuweisen. Ihr wisst besser als ich, wie unbeständig die Natur des Menschen ist. Die einfachen Leute könnten sich jeder Zeit vom Wahren Wort abwenden und ihr Gehör einer abstrusen Irrlehre schenken. Deshalb stellen dieser Mann und diese Frau für die Kirche eine große Gefahr dar, Eure Heiligkeit. Denn sollten die Völker des neuen Imperiums diesen Erscheinungen Glauben schenken, sie gar als göttliche Manifestationen betrachten, hätten wir bald keine Macht mehr über sie. Die Feuerkreuze wären ihrer abschreckenden und strafenden Funktion beraubt und dienten nur noch als Instrument, die Ungläubigen zu Märtyrern zu stilisieren. Und in jedem dieser Ungläubigen schlummert diese fatale Neigung, sich zu opfern. Sie würden sich voller Freude verbrennen lassen, anstatt ihrem Irrglauben abzuschwören.
    Deshalb ist es überaus wichtig, dass unser neuer Freund seine brillanten Fähigkeiten einsetzt und schnell enthüllt, welche wissenschaftlichen Mechanismen hinter dieser scheinbaren Hexerei stecken. Unsere Missionare müssen einfache, einleuchtende Antworten auf die vielen Fragen haben, die ihnen zu diesem Thema gestellt werden. Denn die Glaubwürdigkeit unserer heiligen Kirche steht auf dem Spiel.
    Ich schließe meinen Bericht, Eure Heiligkeit, und füge ihm vier Zeugenaussagen aus dem Archiv der Inquisition bei. Sie sind unwiderlegbar, da die Aussagen