Kurtisanen leben gefährlich
besänftigen. Es war jedoch mühelos zu erkennen, dass seine Vermittlungsversuche scheiterten.
Ich wollte näher herangehen, um ihre Worte zu verstehen, wurde aber von einem Blick des Fürsten aufgehalten, der sich überraschend auf mich richtete. Ich sah in die Augen Pascale Santorinis und was ich in ihnen erblickte, die kalte Berechnung und das Vergnügen an meiner Angst, ließ mich zurückweichen, als hätte sich eine tödliche Klinge in mein Herz gebohrt.
Im Saal wurde es plötzlich still. Der Fürst stieg erneut auf die Galerie empor und blickte auf die Menge hinab. Andrea Luca und Sante Santorini standen hinter ihm, doch während die Miene seines Vaters kein Gefühl verriet, gelang es Andrea Luca kaum, seine Wut zu verbergen.
Die nächsten Worte des Fürsten trafen mich noch schwerer als sein Blick und ich musste mich an einem der Stühle, die am Rande der Tanzfläche aufgestellt waren, festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nicht jedes Wort erreichte mich in aller Klarheit, doch ein entscheidender Satz brannte sich in mein Gedächtnis: »... und mit großer Freude gebe ich die anstehende Hochzeit meines Neffen mit Prinzessin Delilah, der zukünftigen Königin von Marabesh, bekannt ...«
Ich blickte fassungslos hinauf auf die Galerie, sah, wie Andrea Lucas Gesicht zuerst alle Farbe verlor und sich dann vor Zorn verzerrte. Ich nahm Alesia wahr, die ohnmächtig zu Boden stürzte, das triumphierende Lächeln von ihrem Gesicht gewischt. Und ich sah, wie die goldene Sänfte, die ich am Hafen erblickt hatte, unter den grellen Tönen einer fremdartigen Musik von den dunkelhäutigen Sklaven in den Saal getragen wurde.
Ich wollte schreien, aber meine Stimme versagte mir ihren Dienst. Meine Finger gruben sich noch tiefer in die Rückenlehne des Stuhles, um dort Halt zu finden.
Die Schleier, die die Sänfte verhüllten, wurden zurückgezogen und ein wunderschönes, graziles Wesen mit bronzefarbener Haut entstieg ihr. Nur in skandalös durchscheinendes Tuch gehüllt und mit edlen Juwelen geschmückt, trat sie ihren Weg hinauf auf die Empore an, von der aus der Fürst sich an meinen Qualen weidete. Die Prinzessin besaß leuchtend kupferfarbenes Haar, das flammengleich auf ihrem Rücken loderte und vor meinen Augen verschwamm.
Mein Blick wanderte zu Andrea Luca, der den Fürsten hasserfüllt anstarrte. Ich wünschte mir so sehr, verstehen zu können, was er sagte, aber das Stimmengewirr der anwesenden Gäste war zu laut, es dröhnte in meinen Ohren und ließ mich nichts anderes mehr hören, als ein Meer des niemals enden wollenden, heiseren Wisperns.
Ein erschrockener Aufschrei wogte durch die Menge, als Andrea Lucas Rapier aus seiner Scheide zischte und sich gegen den Fürsten erhob, doch auf der Stelle war er von Pascales Männern umzingelt, die aus den Schatten getreten waren, die sie verborgen hatten und die nun ihrerseits die Klingen auf ihn richteten. Ich konnte erkennen, dass sein Atem schnell ging und ich wollte die Hände vor die Augen schlagen, um nichts mehr sehen zu müssen.
Die Hand des Fürsten bewegte sich knapp und unauffällig in meine Richtung und ich spürte, wie ein Arm meine Taille umfasste und eisiger Stahl meinen Hals küsste.
Sofort herrschte Totenstille in dem Ballsaal.
Kalter Schweiß trat auf meine Stirn und ich bemerkte, wie sich Andrea Lucas Haltung veränderte. Verzweiflung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er erkannte, dass der Kampf verloren war. Endlich vernahm ich seine Stimme, die sich über die Stille erhob.
»Lass sie gehen und ich tue, was du von mir verlangst.«
Der Stahl verschwand auf ein Zeichen des Fürsten von meiner Haut und der Mann, der mich festgehalten hatte, stieß mich grob von sich. Ich stolperte nach vorne und richtete mich gerade auf, die Augen fest auf Andrea Luca gerichtet, der mich ansah, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Zärtlichkeit lag in seinen Augen, als seine Maske ein zweites Mal an diesem Abend fiel. Die nächsten Worte, die ich hörte, erstaunten mich, erklangen sie doch aus meinem eigenen Mund.
»Ich beglückwünsche Euch zu Eurem guten Geschäft, mein Fürst ...«
Die Menge verfolgte jeden meiner Schritte, hing an meinen Lippen, sensationslüstern und ohne Emotion. Für sie waren wir Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger. Kein Mitgefühl ging von ihnen aus, nur reine Lust an dem Drama, das ihr Fürst für sie inszeniert hatte.
Mir war es nun gleichgültig, was mit mir geschehen würde. Ich ging voran, während
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