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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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exotischen Blumen, die von den Gärtnern gepflegt wurden. Sie waren von Mauern umgeben, deren Durchgänge von starken, grimmigen Wachen geschützt wurden. Ich bemerkte, wie mein Mund offenzustehen drohte, und zwang mich dazu, ihn geschlossen zu halten, während ich einen langen, weißen Weg entlanggeführt wurde.
    Zu meiner Überraschung wurde ich allerdings nicht zu dem großen Portal gebracht, das auf geradem Wege in den Palast hineinführte. Die Wachen bogen kurz davor ab und brachten mich in einen abgetrennten Hof, der an der Seite des Gebäudes angefügt war und der noch schärfer bewacht wurde, als die Mauern selbst.
    Die Männer, die als Wache aufgestellt waren, beachteten mich kaum. War es so gewöhnlich, dass neue Frauen für den Sultan gebracht wurden?
    Über den weiß gemauerten Hof führte eine steile Treppe empor, die an einem vergitterten Durchgang endete. Die Gitter waren jedoch nicht so wie diejenigen, die mich in der Zelle der Sklavenhändler eingesperrt hatten, nein, es waren kunstvoll geformte Gitter, deren Schönheit durch die goldene Farbe noch verstärkt wurde.
    Die Wachen öffneten das Gitter, schoben mich wortlos hindurch und verschwanden, so schnell, wie sie gekommen waren, ohne sich um mein weiteres Schicksal zu kümmern.
    Ich blieb allein zurück, zumindest dachte ich dies, bevor ich einige Schritte über den weißen Marmorboden getan hatte und endlich mein zukünftiges Gefängnis erblickte.
    Es war wahrhaftig ein goldener Käfig, der mich hier umfing.
    Zarte Schleier umwehten mich und streichelten über meine nackten Arme, als ich eine weitere Treppe hinab trat und mein Blick auf die vielen schönen Frauen fiel, die hier versammelt waren. Einige von ihnen badeten in einem großen Becken voll klaren Wassers und lachten und kicherten dabei fröhlich. Machte es ihnen denn gar nichts aus, eingesperrt zu sein? Andere lagen auf seidenen Kissen, die in allen Farben schimmerten, die ich mir vorstellen konnte, und kümmerten sich um den Erhalt ihrer Schönheit, wohl ebenso ihr wichtigstes Gut, wie es auch das meine gewesen war.
    Keine von ihnen war mit mehr bekleidet, als mit ebenso zarten Schleiern wie jenen, die meine Haut bei jedem Windhauch streiften. Goldener Stoff verhüllte die wenigen Teile ihres Körpers, die zu intim waren, um sie offen zu zeigen. Diese wurden dafür von klingenden goldenen Plättchen betont, die den Blick unweigerlich anzogen. Sie waren wie dafür geschaffen, die Aufmerksamkeit eines Mannes zu fesseln.
    Die Frauen schienen sich ihrer eingeschränkten Freiheit kaum bewusst, während sie mit nackten Füßen über den hellen Mosaikboden des Harems liefen und sich ihrem täglichen Dasein hingaben. Für mich waren sie wie schöne, bunte Vögel, die von ihrem Besitzer in einen Käfig gesperrt worden waren und die darüber verlernt hatten, wie das Leben in der freien Natur war.
    So mancher Blick wurde mir zugeworfen. Einige davon freundlich, andere abschätzend oder desinteressiert, aus dunklen Augen, die mit schwarzen Kohlestiften umrahmt worden waren. Einmal mehr musste ich an Sadira denken, frei und ungebunden wie der Wind und keinem von diesen kleinen, zarten Vögelchen ähnlich, die ich vor mir sah. In meinem schmutzigen, zerrissenen Nachthemd und mit dem zerzausten Haar fühlte ich mich unter ihnen wie ein Fremdkörper. Ich war etwas, das nicht in diese Welt gehörte, aber trotzdem dazu gezwungen war, in ihren Lebensraum einzudringen.
    Es dauerte nicht lange, bis eine kräftige, sehr resolute Dame auftauchte und die Mädchen aufscheuchte, sie für etwas ausschimpfte, das ich nicht verstehen konnte. Sie schien mir nicht hierher zu gehören und erinnerte mich auf eine unbestimmte Weise an Elizabeth Weston. In ihrem hochgeschlossenen und eindeutig nicht aus Marabesh stammenden Kleid und mit ihrem aufgesteckten Haar, das von hellbrauner Farbe war, ähnelte sie ihr, wirkte jedoch um einiges freundlicher.
    Als sie sich zu mir umwandte, zeigte sich ein warmes Lächeln auf ihren Lippen und in ihren graublauen Augen. Sie betrachtete mich für einen Augenblick, wohl um mich einzuordnen, dann legte sie einen Arm um mich und führte mich durch den Harem, bis wir an eine Stelle gelangt waren, die etwas abseits von den neugierigen Blicken der anderen Frauen lag.
    Erleichterung durchflutete mich, als sie mich in meiner Muttersprache ansprach. Endlich gab es eine Person, mit der ich reden konnte.
    »Nanu? Ihr seht mir nicht nach einem Mädchen aus, das es als Ehre ansieht, dem Sultan zu

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