Diamanten und heiße Küsse
1. KAPITEL
„Jake … James?“
In dem großen getäfelten Konferenzraum von Blackstone Diamonds waren Reichtum und Macht geradezu spürbar. Von den Panoramafenstern aus hatte man einen atemberaubenden Blick auf die Innenstadt von Sydney, darunter auch auf die Kuppel des historischen Queen-Victoria-Gebäudes. Um den polierten Konferenztisch herum standen schwere schwarze Lederstühle, von denen momentan nur vier besetzt waren.
Als Jake Vance in den Raum trat, hatten sich eine Frau und drei Männer erhoben: Kimberley Perrini, geborene Blackstone, ihr Ehemann Ric Perrini, geschäftsführender Direktor des Unternehmens, Ryan Blackstone, verantwortlich für die Finanzen, und Garth Buick, rechte Hand des Vorstands und Vertrauter des verstorbenen Gründers Howard Blackstone.
Die Situation war die Gleiche wie die wenige Tage zuvor, als Jake Vance die Bombe hatte platzen lassen und damit für sprachlose Verwirrung gesorgt hatte. Auch jetzt waren Ablehnung und Feindseligkeit spürbar, wenn auch alle sich um Haltung bemühten und Kimberley Jake sogar mit großer Neugier entgegensah.
Offensichtlich hatten sie den Beweis in den Händen.
Herauszufinden, dass der Bruder, der seit über dreißig Jahren für tot gehalten wurde, doch noch am Leben war, hatte Ryan und Kimberley tief erschüttert. Zwar gab es seit Monaten entsprechende Gerüchte, aber jetzt stand er leibhaftig vor ihnen, er, dem der größte Anteil des Blackstone-Vermögens zustand …
Jake hatte nicht erwartet, von den Geschwistern mit offenen Armen empfangen zu werden, aber ihre ablehnende Haltung enttäuschte ihn doch. Schließlich war das Ganze nicht seine Schuld. In seiner Lebensplanung war diese Situation nicht vorgesehen gewesen. Seine erste Million hatte er sich aus eigener Kraft erarbeitet. Er war kurz davor, den amerikanischen Markt zu erobern, und hatte seiner Mutter endlich ein sorgenfreies Leben ermöglichen können. Als nächstes Lebensziel hatte er Frau und Kinder angepeilt, obgleich er in diesem Punkt nicht ganz sicher war, denn er war eigentlich kein Familienmensch. Aber dass er der verlorene Sohn des Gründers der Blackstone-Diamanten-Dynastie war, über den in Australien in den letzten Jahrzehnten so viel spekuliert worden war wie seinerzeit in den USA über das Lindbergh-Baby, damit hätte er nie gerechnet.
„James?“, wiederholte Kimberley zögernd.
Er nickte knapp.
Kimberley setzte sich wieder. Mit ihrem perfekt sitzenden taillierten Kostüm und dem straff zurückgenommenen Haar wirkte sie kompetent und unnahbar, eben wie eine Tochter aus altem Geldadel, die im Luxus aufgewachsen war und sich nie um die nächste Monatsmiete hatte Gedanken machen müssen.
Er dagegen … Doch darum ging es jetzt nicht. Jake straffte sich und sah die Anwesenden der Reihe nach an. Es kam jetzt darauf an, herauszufinden, wo ihre Schwächen lagen, um sie zu seinem eigenen Vorteil nutzen zu können.
Schon komisch, das erste Mal seiner Schwester gegenüberzustehen. Seiner Schwester. Ein warmes Gefühl regte sich in ihm, doch er unterdrückte es schnell. Das konnte er sich nicht leisten, noch nicht. Erstaunlich, wie ähnlich sich Ryan und Kimberley waren. Beide hatten dunkles Haar, diesen markanten Haaransatz und grüne Augen, die jedoch etwas Gegensätzliches ausdrückten. Während Kimberley ihn neugierig und beinahe freundlich ansah, wirkte Ryan verschlossen und feindselig.
Jetzt warf Jake Garth Buick einen prüfenden Blick zu, der sich auch wieder gesetzt hatte. Ric und Ryan jedoch waren stehen geblieben, eine bewährte Taktik, um dem „Eindringling“ Jake auf Augenhöhe zu begegnen.
„Wir haben uns die Dokumente, die April Kellerman zusammengestellt hat, genau angesehen und auch die Ergebnisse der DNA-Tests überprüfen lassen“, ergriff Ric Perrini das Wort und wies auf einen Stuhl.
„Und?“ Jake setzte sich, und nun nahmen auch Ric und Ryan Platz. „Es sieht so aus, als seist du James Hammond Blackstone.“
Jakes Gesicht blieb unbewegt. Auf keinen Fall durfte er zeigen, was in ihm vorging. Denn wer Gefühle zeigte, war verletzlich und damit angreifbar.
„Dann hatte Howard also doch recht“, sagte Kimberley schließlich, als Jake keinerlei Reaktion zeigte. „Sieht so aus.“ Betont gleichgültig zuckte Ric die Schultern.
Ryan, der sich zurückgelehnt hatte und mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte, richtete sich auf und sah Jake an. „Wir haben dich kommen lassen, weil wir ein paar Dinge mit dir besprechen möchten.“ Auch wenn
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