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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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»Bekamst du schon mal die Gelegenheit, so etwas zu tun?«
    »Nein«, antwortete er und schüttelte langsam den Kopf, »aber ich würde mich einer solchen Möglichkeit nicht verschließen.«
    Das konnte ich nicht glauben.
    »Du würdest tatsächlich einem dämlichen, wandelnden Zellhaufen dabei behilflich sein, als Realmensch durchzugehen?«
    »Geschäft ist Geschäft. Außerdem ist ein Klon nicht weniger ein Zellhaufen als ein eineiiger Zwilling. Und was die zitierte Dämlichkeit angeht, wenn deine Erziehung und Ausbildung sich auf Körperpflege und Sexualtechniken und ansonsten nur wenig anderes beschränkt hätte, dann wärest du eine noch langweiligere Gesellschaft, als du es ohnehin schon bist.«
    »Vielen Dank, Elmero«, sagte ich lachend und ging zur Tür. »Ich wußte ja gar nicht, daß du ein Kloner geworden bist.«
    »Nichts zu danken, Sigmundo, und sei nicht so frech zu alten Menschen.«

 
3
     
    Die holographische Hülle des Komplexes war die eines Lehmdorfs der Pueblo-Indianer inklusive Bewohner, Kochfeuer, Leitern und allem, was sonst noch dazugehört. Ein phantastisches Arrangement. Man konnte kaum erkennen, daß es nicht echt war.
    Keine Ahnung, warum sie den Bau Central Park-Komplex nannten. Es gab hier nämlich keinen Park. Bis auf einige Moose war im Parterre der ganzen Megacity sowieso kaum mehr etwas Grünes übrig geblieben – nur in den Dachgärten sah man es noch. Vielleicht hatte es früher mal einen Park an dieser Stelle gegeben. Jetzt war er verschwunden. Und wen störte es auch schon?
    Weiß auch nicht, warum ich mich mit diesen Fragen herumschlage.
    Wie wir vereinbart hatten, wartete der Klon vor dem Eingang in der Fifth. Ich umrundete Pfützen auf meinem Weg über die bemooste Straße, als ich sie entdeckte, wie sie neben einem kleinen Jungen hockte, der nicht älter als zwei oder drei sein konnte. Sie hielt die Hand des Jungen, lächelte ihn an und unterhielt sich mit ihm. Ihr Gesicht strahlte, und der Kleine mußte sie wohl sehr lustig finden, denn er lachte so lauthals, als sei sie das Beste, was ihm in seinem kurzen Leben bisher begegnet war.
    Ich wußte, daß der Junge nicht alleine war. Sah mich um nach seinen Aufpassern und fand sie auch – drei Zehnjährige, die etwas abseits standen und die Passanten beobachteten. Die Streunerbanden benutzten die ganz Jungen gerne zum Betteln. Ich denke, es war eine Art Symbiose. Illegale Lebendgeburten – diejenigen, die über die Selbstersatz-Quote hinausgehen – werden in den U-Bahntunnels ausgesetzt. Die Streunerbanden nehmen sie auf, ziehen sie groß, bringen ihnen das Betteln bei und bilden sie in der Aufzucht und Pflege der nächsten Kinder aus, die zur Bande stoßen. Es ist ein ständiger Kreislauf.
    Fragte mich, was die Bewacher des Kindes getan hätten, wenn sie gewußt hätten, daß der Junge mit einem Klon Händchen hielt. »Warte nur, bis die Klons dich holen!« war die beliebteste Drohung meiner Mutter, wenn ich als Kind nicht gehorchen wollte. Hab’ deshalb lange Zeit immer Angst gehabt. Es ist allgemein bekannt, daß Klons sofort nach der Deinkubatisierung sterilisiert werden. Das ist Vorschrift. Daher ist es für die Klons durchaus logisch, Kinder zu stehlen, weil sie keine eigenen haben können. Ich habe allerdings nie von einem wirklichen Kinderdiebstahl gehört, aber der Mythos hält sich hartnäckig.
    Die älteren Kinder entdeckten mich, wie ich über die Straße auf den Klon und das Kleinkind zuging. Sie müssen geglaubt haben, daß es mit mir Ärger gibt, denn sie rissen den Kleinen dem Klon aus der Hand und suchten mit ihm das Weite, ehe ich auch nur auf zehn Meter herangekommen war.
    Der Klon sah ihnen nach, wie sie die Straße hinunterrannten, einen derart sehnsüchtigen Ausdruck im Gesicht, daß ich verblüfft stehenblieb. Vielleicht ist es doch kein Mythos – möglich, daß Klons sich so verzweifelt Kinder wünschen, daß sie sie tatsächlich stehlen.
    Wir betraten gemeinsam den Park-Komplex. Es tat gut, der Oktoberkälte und der Feuchtigkeit meines Büros zu entfliehen. Während wir durch die zentrale Passage gingen, bemerkte ich, wie ihr Gesicht sich verzerrte, als hätte sie Krämpfe.
    »Was ist los mit Ihnen?«
    Ihr Ausdruck schaltete sofort wieder auf normal um. »Nichts.«
    »Machen Sie mir nichts vor. Ihr Gesicht war ja völlig aus den Fugen.«
    Sie lächelte – einfältig, wie ich meinte. »Ich spiele nur ein kleines Spiel.« Sie zeigte voraus. »Sehen Sie diese Lady dort hinten links? Schauen Sie

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