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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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1
     
    Jean Harlow.
    Oder genauer, Jean Harlow-c.
    Konnte ihr Gesicht nicht sofort einordnen, aber man sieht so gut wie nie eine derart weiße Haut. Dann dämmerte es mir. Ich hatte sie schon mal in natura gesehen. Das zu blonde Haar, die zu weiße Haut, das runde Mopsgesicht. Schwer, sie zu vergessen, selbst wenn man, wie ich, nicht gerade von einer solchen Fassade angemacht wird, trotz der Art und Weise, wie sie das dunkelblaue enge Kleid ausfüllte.
    »Sie sind Mr. Dreyer, nicht wahr?« sagte sie mit blecherner Stimme, während die Tür hinter ihr zuglitt.
    Interessierte mich plötzlich für meine Schreibtischplatte, wo Kakerlakendreck auf dem Lack klebte. Schnippte ein Stück weg, während ich ihr erklärte: »Sie finden auf dem gleichen Weg raus, auf dem sie reingekommen sind.«
    »Ich will Sie engagieren.«
    Ich behielt die Ruhe und suchte weiter nach Kakerlakenkacke. Ich war müde von der endlosen Kette von Tagen, die ich hier herumgesessen und darauf gewartet hatte, endlich etwas zu tun zu bekommen.
    »Ich arbeite nicht für Klons.«
    Stimmte nicht ganz, aber ich tratschte die Wahrheit ungern herum.
    Aus ihrer Kehle drang ein rasselndes Geräusch, als sie einatmete.
    »Wie …?«
    »Ich vergesse nie ein Gesicht«, sagte ich und sah schließlich zu ihr hoch.
    Hab’ vor einiger Zeit ein Cyberland-Girl gesucht. War in der Bibliothek wegen Hintergrundinfos und hab’ ein Vid über sie und ihre Geschichte angeschaut. Lernte während meiner Suche eine ganze Menge dieser Gesichter und die Geschichten dazu kennen. Diese Harlow war zu ihrer Zeit eine ganz große Nummer. Der Klon vor mir war nicht total genauso – das sind sie eigentlich niemals –, aber sie kam ihr verdammt nahe. Konnte nicht erkennen, was sie an ihr fanden, aber damals waren die Geschmäcker eben verschieden. Warum irgend jemand sich auf die Suche nach ihren Überresten begeben, ein Stück davon stehlen und eine neue Jean Harlow klonen konnte, ging über mein Begriffsvermögen hinaus.
    Aber ich verprasse meinen Daumen ja auch nicht in Cyberland.
    »Sie haben für Kushegi gearbeitet. Sie hat es mir erzählt.«
    Die Kakerlakenscheiße interessierte mich wieder brennend.
    »Das war ein ganz spezieller Fall.«
    »Was war so speziell daran?«
    »Geht Sie einen Dreck an.«
    In Wahrheit war ich zu diesem Zeitpunkt so pleite wie nie zuvor – mein Daumen bekam mehr rote Lichter als in der Ostmauer von Cyberland steckten. Mein Magen war an mindestens eine Mahlzeit pro Tag gewöhnt, und der Rest meiner Wenigkeit hatte andere Vorlieben. Kurz gesagt, ich war das, was man verzweifelt im Hintertreffen nennen könnte.
    »Hören Sie mich an«, sagte sie.
    »Ich kann Sie höchstens hinausbegleiten.« Ich hatte immer noch meinen Stolz.
    Etwas klimperte gewichtig zwischen die Kakerlakenscheiße auf meinem Schreibtisch. Brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, was es war. Es rollte mir direkt vor die Nase – rund, flach und golden.
    »Reden Sie«, sagte ich.
    Sie schaute nach hinten auf meine Zimmertür, als wollte sie sich vergewissern, daß sie auch fest und sicher verschlossen war, dann setzte sie sich in einen der beiden Sessel auf der anderen Seite meines Schreibtisches.
    »Ich dachte, Sie hätten ein größeres Büro.«
    »Ich bin kein Materialist«, erwiderte ich, nahm die Münze vom Tisch und lehnte mich zurück.
    »Das ist Kyfhon.«
    Ich wog sie in der Hand. Kühl und schwer. Fünfundzwanzig Gramm schwer. Natürlich illegal, aber wer will den harten Burschen des Ost-Sektors schon klarmachen, daß sie nicht ihre eigenen Münzen prägen dürfen? Ich nicht, Bruder. Ich nicht.
    »Haben Sie viele Kyfhon-Typen als Klienten in Cyberland?«
    »Ein paar.«
    Dann sagte ich nichts mehr, saß nur da und grub mit meinem Daumennagel eine kleine Kerbe in die Oberfläche der Münze.
    Schließlich fuhr sie fort, wie ich es erwartet hatte.
    »Gewöhnlich mache ich Geschäfte mit einem Kyfhon, aber meistens bekomme ich die Münzen von Leuten, die in Cyberland keine Daumenabdrücke hinterlassen wollen.«
    »Niemand hinterläßt gern eine Spur, die nach Cyberland führt.«
    »Und sie tun es trotzdem«, sagte sie, hob ihr Kinn und begegnete meinem Blick. »Jeden Abend kommen sie an mit prallen Hosen und dicken Daumen …«
    »… um ›die schönsten Frauen und die attraktivsten Männer der Menschheitsgeschichte‹ zu treffen«, beendete ich den Satz und zitierte den Werbespruch.
    »Sie haben ja so recht, Mr. Dreyer.«
    In ihrer Stimme war keine Spur von Scham. Aber warum

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