Lass und zaubern, Cowboy! (German Edition)
Vaters zu gewinnen und keine große Enttäuschung für ihn zu sein. Aber eine so törichte Sache wie die von letzter Nacht würde die Kluft zwischen ihnen nur vergrößern.
Schluchzer schüttelten sie, und als ein Schwindelgefühl sie ergriff, lehnte sie sich gegen die geflieste Wand. Sie fühlte sich elend, und das nicht nur emotional.
Statt ihren Kummer zu lindern, verschlimmerte das Weinen nur ihre Erkältung, mit der sie schon seit einer Woche zu kämpfen hatte. Jetzt plagte sie sich außer mit schmerzenden Nebenhöhlen auch noch mit ihrer Verlegenheit darüber herum, die Nacht mit einem Fremden verbracht zu haben.
Sie trocknete sich ab, schlüpfte in einen Hotelbademantel und wühlte in ihrer Kosmetiktasche herum, auf der Suche nach den Kapseln, die der Arzt ihr verschrieben hatte. Was hatte sie mit ihnen gemacht? Gestern Abend hatte sie eine genommen, bevor sie zum Bankett gegangen war …
Ihr Blick fiel in den Spiegel, und sie hielt erschrocken inne. Zum Essen hatte sie Mineralwasser bestellt. Da sie kaum etwas schmecken konnte, hatte sie das meiste schon getrunken, bevor ihr auffiel, dass der Kellner ihr Weißwein gebracht hatte. Konnte der Wein zusammen mit den Medikamenten bewirkt haben, dass sie sich an nichts mehr erinnerte?
“Vielleicht ist ja gar nichts passiert”, versuchte sie sich zu trösten. Doch sie wusste, wie albern das war. Chad Warren war kein Mann, der sich dem Zölibat verpflichtet hatte. Er sah umwerfend gut aus und besaß einen Charme, dem die meisten Frauen erlagen. Ganz zu schweigen von seinem sinnlichen Lächeln und den wundervollen Augen. Eine Frau konnte sich geradezu vergessen, wenn diese faszinierenden blauen Augen sie ansahen. Groß, breitschultrig und sexy, war er der Traum jeder Frau. Zumindest jeder, die Kristen kannte.
Ihr Magen zog sich zusammen bei der Erinnerung daran, wie er ihre Brust liebkost, wie sie ihn an ihrem Schenkel gespürt und wie er nackt auf dem Bett gelegen hatte.
Wie um alles in der Welt sollte sie ihm je wieder gegenübertreten, ohne an seine breiten Schultern, seine muskulöse Brust und seinen festen Bauch zu denken?
Verlegen schüttelte sie den Kopf, um diese Bilder zu vertreiben, und eilte ins angrenzende Zimmer. Sie musste Las Vegas schleunigst verlassen, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Chad zu bringen. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, ihm noch einmal über den Weg zu laufen. Jedenfalls vorerst nicht.
Sie riss die Kleidungsstücke von den Bügeln in den Schränken, schnappte sich ihre Unterwäsche aus der Kommodenschublade und stopfte alles in ihren Koffer. Als es an der Tür klopfte, ließ sie vor Schreck einen zweiten Arm voll Spitzendessous fallen.
“Kristen, machen Sie auf! Wir müssen uns unterhalten!”
Noch bevor sie durch den Spion gesehen hatte, wusste sie, dass es Chad war. Seine sinnliche Stimme würde sie für den Rest ihres Lebens nicht vergessen. Aber wieso konnte er sie nicht in Ruhe lassen? Hatte sie für einen Tag nicht schon genug Demütigendes erlitten?
“Verschwinden Sie!”, rief sie. “Es gibt nichts zu besprechen.”
“Doch, gibt es wohl. Ich zähle bis drei. Wenn Sie die Tür dann immer noch nicht aufgemacht haben, trete ich sie ein.”
“Das würden Sie nicht wagen.”
“Na, dann passen Sie mal auf.”
Kristen biss sich auf die Lippe. Er klang todernst. Außerdem hatte sie keine Zweifel, dass er seine Drohung wahr machen würde.
“Eins … zwei …”
“Schon gut. Hören Sie auf zu schreien.” Kaum hatte sie mit zitternden Fingern den Riegel zurückgeschoben, drängte Chad sich ins Zimmer. “Wie sind Sie überhaupt hier heraufgekommen?”, verlangte sie zu erfahren. “Der Sicherheitsdienst …”
“… hat gar nichts gesagt, als ich ihnen das hier zeigte.”
“Ich habe keine Ahnung, was das ist. Wieso glauben Sie, wir müssten darüber sprechen?”
“Sobald Sie einen Blick darauf geworfen haben, werden Sie es wissen.” Er drückte ihr das Dokument in die Hand.
Kristen beobachtete, wie er seinen Stetson abnahm und sich aufgebracht durch die dunkelblonden Haare fuhr. Dann setzte er seinen Hut wütend wieder auf. Ein Wangenmuskel zuckte in seinem frisch rasierten, gebräunten Gesicht.
“Was ist das?”, fragte sie.
“Lesen Sie es.”
Sie entfaltete das Papier und überflog es. Ihre Augen weiteten sich. “Ist das ein Witz?”
“Nein”, entgegnete Chad grimmig. “Ich habe die Kapelle angerufen und es mir bestätigen lassen. Vor Gott und dem Staat Nevada sind wir
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