Laura und das Labyrinth des Lichts
besstimmt nicht entwischen. Damit keiner diesser verdammten Hunde Verdacht schöpft, werde ich ein Ablenkungssmanöver sstarten. Und diesser Ronnie wird mir dabei helfen!« Die Freude über den bevorstehenden Triumph ließ Pinky strahlen wie ein überdrehtes Honigkuchenpferd. Für einen Augenblick sah es so aus, als würden sich Dutzende zischelnder Vipern um ihr Haupt ringeln. Einen Wimpernschlag später war davon nichts mehr zu erkennen. Nur dieses irre Strahlen klebte immer noch in ihrem Gesicht.
Als Laura aus dem Waschraum in ihr Zimmer zurückkehrte, wartete Kaja bereits ungeduldig. »Da bist du ja endlich«, sagte sie mit leichtem Vorwurf. Sie sah zu, wie das blonde Mädchen den Kulturbeutel wieder in den Schrank stellte und in seine Jeans schlüpfte. »Was ich dich noch fragen wollte«, sagte sie betont beiläufig.
Laura drehte sich zu ihr um. »Ja?«
»Dieser Junge, von dem du geträumt hast, wer war das eigentlich?«
Laura zog ein Sweatshirt über den Kopf und pustete die Backen auf. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber wenn ich nicht völlig danebenliege, dann müsste das Philipp gewesen sein. Mr Cool.«
»Ah ja!«, antwortete Kaja gedehnt und grinste breit. »Hab ich’s mir doch gedacht.«
Lauras Miene verfinsterte sich. »Warum das denn?«
»Ganz einfach – weil du im letzten Jahr ganz schwer in ihn verknallt warst!«
»So ein Quatsch!« Jetzt lief Laura knallrot an. »War ich nicht!«
»Warst du doch!«, widersprach Kaja. »Und ich verstehe bis heute nicht, warum du plötzlich nichts mehr von ihm wissen wolltest, nachdem du aus Aven…« Sie brach ab und riss erschrocken die Hand vor den Mund. »Uupps«, sagte sie verlegen.
»Aven-was?« Die Freundin musterte sie verwundert. »Was hast du gesagt?«
»Nichts, nichts!«, antwortete Kaja hastig. »Ich hab mich nur versprochen. Zieh endlich deine Schuhe an! Sonst kommen wir wirklich noch zu spät zum Frühstück.«
»Ich dachte, das wäre dir völlig egal?«
»Ist es ja auch«, entgegnete Kaja mit würdevollem Blick. »Aber dir nicht. Wenn du kein ordentliches Frühstück kriegst, hast du wieder den ganzen Tag über schlechte Laune!«
»Einen Moment noch«, bat Laura und eilte zu ihrem Schreibtisch. »Ich muss erst das Matheheft in meinen Rucksack packen.«
»Aber wieso denn?«, wunderte sich Kaja. »Das kannst du doch nach dem Frühstück auch noch machen.«
»Lieber nicht!« Laura schüttelte den Kopf und griff nach dem Heft, in dem sie am Vorabend seitenweise kniffelige Aufgaben gelöst hatte. »Sonst vergesse ich es am Ende noch.«
»Ach Quatsch«, meinte Kaja.
»Du weißt doch, dass die Taxus sich auf mich eingeschossen hat«, wandte Laura bekümmert ein. »Ich wette, ich muss wieder als Einzige die Hausaufgaben vorzeigen. Pinky lauert doch nur auf eine passende Gelegenheit, um mir eine saftige Strafarbeit oder Schlimmeres aufbrummen zu können. Deshalb gehe ich lieber auf Nummer sicher.« Sie steckte das Heft in den Rucksack und schloss ihn wieder. Anstatt zur Tür zu gehen, lehnte sie sich an den Schreibtisch und blickte Kaja versonnen an. »Wenn ich nur wüsste, was die Tussi gegen mich hat. Ich bin doch auch nicht anders als du oder Magda Schneider oder die anderen Schüler in unserer Klasse. Aber warum piesackt die Taxus ausgerechnet mich – kannst du mir das erklären?«
Kaja antwortete nicht. Eine Spur von Mitleid stahl sich in ihr sommersprossiges Gesicht, während sie mit den Schneidezähnen nervös an der Unterlippe knabberte. Natürlich wusste Kaja, warum die Mathelehrerin Laura so fies behandelte. Und natürlich hätte sie Laura das auch erklären können. Es hätte allerdings nichts genutzt. Laura hätte es nicht nur nicht verstanden, sondern ihre Freundin wahrscheinlich sogar für verrückt erklärt.
Außerdem hatte sie Lukas versprochen, Lauras aufregende Vergangenheit mit keinem Wort zu erwähnen. Zumindest nicht, wenn Laura dabei war. Und obwohl Kaja ansonsten als schlimmes Plappermaul verschrien war, hatte sie bislang geschwiegen wie ein Grab. Auch an diesem Morgen blieben ihre Lippen versiegelt. Dabei empfand Kaja tiefstes Mitgefühl für die Freundin und deren Seelenqualen. Wie gern hätte sie Laura in Lukas’ Vermutungen eingeweiht!
Der glaubte nämlich, dass die Albträume seiner Schwester eine Reaktion auf die fantastischen Abenteuer des letzten Jahres waren. Laura hatte zwar alle bewussten Erinnerungen daran verloren, aber das Unterbewusstsein ließ sich nicht so leicht täuschen. Und nicht einmal
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