Lauras Bildnis
leicht. Es gab keine Zeitgenossen zu überreden.
1353 wird Petrarca von den Visconti an den Mailänder Hof eingeladen. Er bleibt acht Jahre als Gast. Alles wird ihm bezahlt. Die Fürstenhöfe reißen sich um den Gelehrten. Mehrmals wird ihm der Posten eines päpstlichen Sekretärs angeboten. Er lehnt ab. Florenz will den berühmten Sohn zurückholen und verspricht ihm einen gut dotierten Posten an der Universität. Petrarca verweigert sich. Schließlich geht er nach Venedig, um in der Nähe seiner Tochter zu leben. In dieser sehr irdisch-geschäftstüchtigen Stadt hält er es fünf Jahre aus. Er wird hier nicht recht gewürdigt. Also geht er, dreiundsechzigjährig und nach damaligen Maßstäben ein Greis, nach Padua zu einem der vielen norditalienischen Tyrannen, Francesco da Carrara. Dieser scheint den Alten wie einen Vater zu lieben. Er schenkt ihm ein kleines Landgut in Arqua, in der in der Nähe von Padua gelegenen lieblichen Gebirgslandschaft, den »Colli Euganei«. Hier arbeitet Petrarca weiter. Schließlich erfüllt sich, zumindest der Legende nach, sein letzter Wunsch: über seinen Büchern sanft zu entschlafen, so als sterbe er seinen Tod in ein literarisches Grab hinein. Am 18. Juli 1374 in der Frühe erliegt Petrarca einem Herzschlag. Als die Bedienten ihn finden, ruht sein Kopf angeblich auf seinen Papieren.
Dantes »Göttliche Komödie« und Boccaccios »Decamerone« sind in den Kanon der großen Weltliteratur eingegangen. Petrarcas Gedichte werden kaum mehr gelesen. Dennoch ist sein Einfluß bis heute der bedeutendere. Es ist der Bau seiner Sprache, es ist die systematische Verquickung von Fiktion und Realität, es ist die Psychologie der Zerrissenheit und Doppelempfindung, die ihn zu einem der wichtigsten Neuerer und Inspiratoren der Kulturgeschichte macht. Mit ihm beginnt die Geschichte der sanften Resignation, die bis in unsere Generationen nicht aufgehört hat zu versuchen, Glück und Schmerz, Euphorien und Depressionen mit der Eleganz einzukleiden, die solche Gefühlsausschläge ansehnlich macht.
Über das Buch
Der Restaurator eines kleinstädtischen Kunstmuseums entdeckt zufällig im Keller des Gebäudes ein außerordentliches Gemälde, offenbar aus der Frührenaissance: Das Porträt einer schönen jungen Frau zieht ihn sofort in seinen Bann. In der Folge arbeitet er wie ein Besessener an der Wiederherstellung des Bildes. Um dieselbe Zeit kommt die junge Kunststipendiatin Laura in die Stadt. Auch sie übt magische Anziehungskraft auf den Museumsangestellten aus. Als dieser zusehends Ähnlichkeiten zwischen seinen beiden Angebeteten entdeckt, beginnt ein verwirrendes Spiel zwischen realer Person und Bild, in dem sich obendrein eine berühmte Liebesgeschichte zu spiegeln scheint: die Romanze des berühmten Renaissancedichters Francesco Petrarca mit Laura de Sade, seiner angebeteten »Donna Laura«. Offenbar hat der Restaurator deren einziges erhaltenes Porträt entdeckt Der Kampf des Restaurators um eine authentische Wiederherstellung des Bildes verbindet sich immer mehr mit seinem Wunsch, sich der lebenden Laura anzunähern...
Über den Autor
Henning Boëtius, geboren 1939, lebt als freier Schriftsteller in Fulda. Seine Romanbiographien über berühmte Schriftsteller wurden von der Kritik ebenso gefeiert wie seine in verschiedene Sprachen übersetzten Romane um den holländischen Ermittler Piet Hieronymus. Mit »Phönix aus der Asche«, seinem zuletzt erschienenen großen »Hindenburg«-Roman, der von Kritik und Lesern in Deutschland begeistert empfangen wurde, feiert Henning Boëtius auch international große Erfolge.
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