Lauschangriff im Lehrerzimmer - Labyrinth der Geheimnisse ; 3
Uiii …“ Er lachte dreckig. „Willst du uns Feuer geben?“
„Ja“, sagte Jago. Er klappte das Visier hoch und warf das brennende Streichholz in den Helm. Gleichzeitig ballte er den Handschuh zur Faust.
Die nächsten Sekunden vergingen wie in Zeitlupe. Über sich hörte Jago ein schlürfendes Geräusch. Seine Angreifer schauten zuerst nur verwirrt. Aber als orangerotes Licht auf ihre Gesichter fiel, rissen sie panisch die Augen auf.
YES ! , dachte Jago. Er hatte den Helm wieder in Gang gesetzt! Der Feuerritter erwachte zum Leben!
Keuchend wichen die Männer zurück. Dabei rissen sie das Bett ein Stück mit sich. Hinter ihnen robbte ein Bündel unter einer Bettdecke davon. Herr Hay floh!
Als er bei der Tür ankam, kreischte er: „Männer, folgt mir! Alle beide!“
Wie dressierte Kampfhunde liefen die Bodyguards ihrem Chef nach. Derweil versuchte Jago, sich wieder aufzurichten. Er schaffte es erst, als Phil ihm zu Hilfe eilte.
Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss.
„Teufel, was war das? Ein Geist?“, hörten sie die Bulldogge rufen.
„Quatsch, Mann!“, entgegnete sein Kollege. „Irgendeine kranke Maschine. Ein Kampfgerät!“
Ein Klacken ertönte.
„Was es auch war, jetzt sitzt es fest!“, sagte Herr Hay triumphierend. Er hatte die Tür abgeschlossen.
Jago stand keuchend da. Tonlos wiederholte er: „ Eine Maschine. Ein Kampfgerät. Du, Phil. Der Riese hat es gecheckt. Er weiß, dass ich kein Geist bin!“
Herr Hay alleine wäre auf ihren Trick sicher reingefallen. Aber was, wenn er seinem Bodyguard glaubte? Dann wäre alles umsonst gewesen.
„Und jetzt?“, hauchte Phil beklommen.
„Na, du bist doch das Superhirn! Spuck was aus!“
„Wir … wir müssten ihnen beweisen, dass du doch ein Gespenst bist“, brachte Phil heraus.
„Und wie soll das gehen?“
„Warte, was hast du neulich zu mir gesagt?“ Phil tippte sich nachdenklich auf die Nase, dann rief er plötzlich: „ Tauche immer dort auf, wo dein Feind dich nicht erwartet! Jago, wenn du die versteckte Treppe hinter dem Bild nimmst und unten durch die Geheimtür wieder auftauchst, kannst du sie erschrecken. – Aber nein, das wirst du zeitlich gar nicht schaffen …“
„Danke, Mann!“, rief Jago. Er schnappte sich den Keil, rannte zum Gemälde und öffnete die Geheimtür. Ab in den Gang und weiter zur verborgenen Treppe. Die Männer hatten einen gewaltigen Vorsprung. Da musste er Phil zustimmen. Er konnte es niemals schaffen. Jedenfalls nicht zu Fuß.
Dann eben anders: Jago zerrte an dem Eisenstück, das seinen rechten Oberschenkel bedeckte. Es sah breit genug aus, ließ sich aber nur langsam lösen. Endlich hielt er es in den Händen. Wie ein Tablett. Nicht gerade ein perfektes Board, doch es musste reichen.
Jago legte es auf die oberste Treppenstufe, stieg mit einem Fuß darauf und stieß sich mit dem anderen ab. Wie auf einem Schlitten sauste er nun die Treppe hinunter.
Ein holpriger, halsbrecherischer Ritt. Jagos Zähne stießen klappernd aufeinander. Dank der schweren Rüstung nahm er immer mehr Fahrt auf. Dann sah er einen Lichtschein: Kresses Taschenlampe! Er erreichte das Erdgeschoss.
Im letzten Moment, bevor er gegen die Wand krachte, zog er das Eisenstück herum. Kresse stieß vor Schreck einen Schrei aus.
„Ich bin’s nur!“, flüsterte Jago keuchend. Er lief zur Geheimtür, rammte den Keil ins Loch, drückte die Tür auf und zog sie hinter sich wieder zu.
Uff, geschafft! Drei Stockwerke in höchstens dreißig Sekunden. Und dabei keine Sekunde zu früh: Herr Hay und seine Bodyguards erschienen auf der Treppe.
„Wohin so eilig?“, fragte Jago frostig.
Die Bulldogge starrte ihn entsetzt an. „Wie kommt der denn hierher? Sie haben ihn doch oben eingeschlossen! Das ist unmöglich! Es sei denn …“
„… er ist ein Ge-Gespenst“, stammelte Herr Hay. Dann kreischte er ohrenbetäubend laut: „Hiiiiiiillllfeeeee!“
In Jagos Ohren klang es wie Musik.
Er schnarrte: „Verschwindet! Und kommt nie wieder!“
Die Männer standen da wie versteinert.
Na gut, wenn sie unbedingt eine Zugabe wollten: Visier hoch und Feuer frei!
Und endlich ergriff das Pack die Flucht.
Als Jago am Samstagnachmittag um kurz nach vier Uhr aufwachte, kam ihm der ganze Spuk wie ein Traum vor. Doch dann spürte er Schmerzen an den Knien und Ellenbogen. So eine Rüstung war doch nichts für alle Tage …
Er griff nach seinem Smartphone, das neben dem Bett lag. Drei SMS von Phil und ein verpasster Anruf von Kresse. Die
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