Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
Vom Netzwerk:
wolkenlosen Himmel nach Osten in Richtung Pakistan verschwand.
    Die El-Kaida-Männer schlangen sich die Munitionsgürtel quer über die Brust, schulterten die Gewehre und marschierten den steilen Grashang hinab nach Kushram, zum Haus von Ibrahims Eltern, dem dritten Haus links.
    Mack Bedford im Stützpunkt Bagram bereitete sich auf seinen Einsatz vor. Er wusste ungefähr, wann die Terroristen aus Europa eintreffen würden, und konnte sich daher ausrechnen, wann sie in Peshawar sein würden.
    Wenn er also recht behalten sollte und sie wirklich nach Hause zurückkehrten, dann hätten sie mittlerweile dort eintreffen müssen. Unter größter Geheimhaltung hatte er einem alten, bei der Aufklärung arbeitenden Kumpel aufgetragen, auf ein neues Handy zu achten, das möglicherweise denjenigen gehörte, die versucht hatten, die Schule in Connecticut in die Luft zu sprengen.
    Für die Jungs von der Aufklärung war das alles Routine. Sie hatten überall ihre Spione und Maulwürfe, was auch mit ein Grund war für die erfolgreichen Einsätze der SEALs. Alle paar Stunden überprüfte er, ob Ibrahim und Yousaf endlich in Kushram eingetroffen waren.
    Für Mack war es ein Déjà-vu-Erlebnis par excellence. Sechs Jahre zuvor hatte er alles schon einmal durchgemacht, hatte gewartet, bis er mit seinem SEAL-Team 10 endlich losschlagen konnte, um die Scheißkerle hochzunehmen, die in den Außenbezirken von Kabul 15 Marines und zwei SEALs umgebracht hatten.
    Damals hatten sie ihren Einsatz erfolgreich durchgeführt. Jetzt war er wieder hier, in denselben Bergen, unter den gleichen Scheißkerlen, mit dem gleichen Ziel. Nur würde er diesmal allein sein. Was ihn umtrieb, war die unausgesprochene Angst, Ibrahim könnte ihn erkennen.
    Damals, sechs Jahre zuvor, hatten sie sich beide voller Hass angestarrt. Ibrahim hatte ihn angespuckt, worauf Mack ihn bei den Eiern gepackt und in der Regentonne fast ertränkt hätte.
    Wenn er es versaute, würden sie keine Gnade kennen, sie würden ihn foltern und zum Schluss ein Magazin nach dem anderen auf sein Gesicht abfeuern, bis ihn keiner mehr erkennen würde.
    Diese Vorstellung allein schon wäre für jeden Normalsterblichen unerträglich gewesen. Bei Mack Bedford aber bewirkte sie lediglich, dass er allmählich die »Stunde des Wolfs« nahen fühlte. Mit diesem Ausdruck, den er vom schwedischen Filmregisseur Ingmar Wiehießernoch zweckentfremdet hatte, bezeichnete er solch sengende Wut, solch rot glühenden Zorn, dass es für ihn kein Zurück mehr gab.
    Zum letzten Mal hatte er das auf der Euphratbrücke erlebt, wo er zwölf irakische Terroristen erschoss, die kurz zuvor sein halbes Platoon ausgelöscht hatten.
    Jetzt spürte er sie wieder, diese Stunde des Wolfs, dazu musste er nur an jenen Tag in Kushram denken, an dem ihm Ibrahim ins Gesicht gespuckt hatte. Er erinnerte sich gut an dessen Hass, als das SEAL-Team 10 ihn festgenommen hatte. Und er musste daran denken, was diese Leute den Unschuldigen der Canaan Academy hatten antun wollen.
    Die Stunde des Wolfs nahte. Mack war bemüht, das Gefühl im Zaum zu halten, denn diese blinde Wut ging immer mit dem Gefühl einher, über die Kraft von zehn Männern zu verfügen und sich selbst für unzerstörbar zu halten.
    Was zum Leichtsinn verleitete. Der SEAL-Commander hatte zahlreiche Gründe, dies unter allen Umständen zu vermeiden.
    Die fünf schwer bewaffneten El-Kaida-Kämpfer marschierten in militärischer Formation den Berg hinunter – Ibrahim und Yousaf gemeinsam vorn an der Spitze, dahinter der Reihe nach die Azzan-Brüder und Amin Musa.
    Alle fünf waren in afghanischer Stammestracht gekleidet, trugen den Salwar Kamiz , ein längeres Hemd, das locker über die weite Hose fiel, dazu den Pakul , die traditionelle runde Kopfbedeckung. Die Azzanbrüder schleppten zusammen die Kiste mit den Panzerfäusten.
    Die Dorfbewohner, die sie längst entdeckt hatten, kamen die schmale, sich über den Berg schlängelnde Straße herauf. Sie begannen zu klatschen, die Kinder hüpften auf und ab und riefen »Willkommen zu Hause«, wie man es ihnen beigebracht hatte.
    Ibrahims Vater kam angerannt und begrüßte seinen Sohn, von dem er geglaubt hatte, er würde ihn nie wieder sehen. Denn die Neuigkeiten von der Katastrophe in Connecticut waren inzwischen auch hier in den Bergen angekommen.
    Es gab keinen Bewohner im Hindukusch, der nicht wusste, dass zehn El-Kaida-Märtyrer im Namen Allahs in der Fremde umgekommen waren. Jeder in Kushram hatte gedacht, Ibrahim und

Weitere Kostenlose Bücher