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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Len?« fragte Philipp Ross.
    »Aber nein. Und ich hätte auch nie etwas verraten. Ich habe es völlig für mich behalten, denn sonst wäre Carmen sehr, sehr wütend geworden. Schließlich konnte sie ja auch nichts dafür, daß sie schon zur Welt gekommen war, bevor ihre Mutter heiratete.«
    Langes Schweigen folgte. Alle dachten über das Geheimnis dieser Frau nach, über den eifersüchtigen, fanatischen Stolz auf den Mann, der letztlich überhaupt nicht mit ihr verwandt gewesen war; über ihre verzweifelten Versuche, Ebenbürtiges zu leisten. Endlich fragte Annabel leise: »Aber hat sie ihn wirklich nur getötet, weil er hinter das Geheimnis ihrer Geburt gekommen ist?«
    »Sie war besessen!« warf Mrs. Wharton hastig ein. »Nichts in ihrem ganzen Leben galt ihr mehr als Malen und die fixe Idee, daß sie das Talent des Großvaters geerbt habe. In dieser Hinsicht war sie wahnsinnig. Ich habe solche Fälle bereits beschrieben.«
    Lucia fand, daß Augusta erheblich menschlicher war als sonst. Es hatte sie doch schwer getroffen, daß sie mit so knapper Not davongekommen war, und sie war ihrem Schwiegersohn rührend dankbar dafür, daß er ihr das Leben gerettet hatte. »Schon streckte ich die Hand aus, um jene schicksalhafte Tasse zu ergreifen, die voller Gift war, wie Sie mir nun eröffnet haben! Ach, Jim, wo wäre ich jetzt ohne dich?«
    Jim schüttelte den Kopf; offenbar wagte er nicht, eine bestimmte Vermutung zu äußern. Er sagte nur: »Ein Glück, daß das Fohlen nur an jenem Tage auf der Koppel war. Diesem Zufall hast du das Leben zu verdanken — und >RaubritterHinterhalt< geschafft.
    Augusta gab zu, daß dies eine wahre Heldentat gewesen sei, und man hörte sie murmeln: »Des Pferdes Rücken trug ihn dahin...« Da wußten alle, daß sie darum rang, den schicksalsträchtigen Ritt in einem Gedicht zu verewigen.
    Lucia wandte sich an Ross. »Wann aber fingen Sie denn an, sich Gedanken über Carmen zu machen? Und wie kamen Sie so bald nach Jim darauf?« — »Auch das war Glückssache... Bis gestern hatte Carmen gar nicht auf der Liste meiner Verdächtigen gestanden.«
    »Ihrer Verdächtigen?« fiel Annabel ihm verdutzt ins Wort. »Sie haben doch wohl keinen von uns oder unsern hiesigen Bekannten verdächtigt? Es sind doch alles so nette Leute! Auf keinen konnte doch ernsthaft ein Verdacht fallen!«
    Ross wich Jims Blick aus und erwiderte leichthin: »Ein Polizist, der niemanden verdächtigt, hat seinen Beruf verfehlt! Aber ich gebe zu, daß alle Leute auf meiner Liste ausgesprochen anständig zu sein schienen. An keinem schien irgendein Verdacht nachhaltig haften zu wollen, und keiner schien eines Mordes fähig.«
    »Trotzdem haben Sie sie alle verdächtigt!« warf Lucia ihm vor. »Sogar Len! Nun sagen Sie uns schon, Len, um Gottes willen: Sind Sie damals in der Mordnacht wirklich in Lakeville gewesen, und was haben Sie dort getan?«
    Plötzlich in den Mittelpunkt des Interesses aller Anwesenden gerückt, grinste Len verlegen.
    »Ich wollte die Batterie Ihres Wagens abholen, Luce! Ich hatte sie zum Aufladen nach Lakeville geschickt. Dabei schämte ich mich, daß ich nicht aufgepaßt hatte und daß die Batterie leer geworden war! Aber noch mehr hätte ich mich geschämt, wenn Sie am folgenden Tage dahintergekommen wären, daß ich versagt hatte. Ich habe doch Peters Wagen stets gut versorgt. Nun, ich hatte den Leuten in der Werkstatt gesagt, sie sollten die Batterie bereitstellen, und jemand würde sie abholen kommen. Ich wußte nämlich, daß Mr. Purdy in die Stadt fuhr und ziemlich spät heimkommen würde. Ich wollte ihn bitten, mir die Batterie auf der Rückfahrt mitzubringen. Na, und dann redeten wir so viel vom Wetten, daß ich ganz darauf vergaß!«
    »Das kann ich verstehen!« warf Lucia ein, um der Bemerkung zuvorzukommen, die sie bestimmt von Ross erwartete.
    »Nur eine Kleinigkeit, Len!« begann Ross, und obwohl die Stimme ganz ruhig klang, glaubte Lucia doch, einen Hinterhalt herauszuhören. »Wenn der Wagen ohne Batterie war — wie konnte er dann fahren?«
    Lens Blick wurde gehetzt. »Ich borgte mir die Batterie aus dem alten Wagen, den Toby Moses vom Brückenbau-Lager bei mir gelassen hatte, damit ich einen Reifen flickte. Aber später habe ich sie ihm wieder eingebaut; und wenn Sie mir noch mehr Fragen stellen, dann muß ich wohl doch einen Anwalt rufen. Nicht wahr, Luce?«
    Allgemeines Gelächter folgte, das von allen Anwesenden als befreiend

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