LaVyrle Spencer
die Lady
ist wohl beleidigt, weil ich sie nicht gleich erkannt habe, wie?«
Sie
antwortete nicht, spürte jedoch, wie sie errötete. »Widerspricht sich das
nicht? Soll ich Sie nun kennen oder nicht kennen? Wofür haben Sie sich
entschieden?«
»Ich wiederhole: Ich will nichts
anderes von Ihnen, als daß Sie mich nach Hause fahren.«
»Ich fahre Sie erst
nach Hause, wenn wir diese Angelegenheit hier geklärt haben und ich mich nicht
mehr bedroht fühle.«
»Ich bedrohe Sie nicht.«
»Allein Ihre Anwesenheit im Haus
meiner Eltern war eine Bedrohung. Reden wir über Ihre Abfindung – falls Sie
wirklich schwanger sind.«
Sie hatte nie geglaubt, daß er daran
zweifeln könnte. »Oh, ich bin wirklich schwanger. Das steht fest.«
»Ich glaube Ihnen. Ja, ich glaube
Ihnen. Aber ich werde beweisen, daß das Kind nicht von mir ist.«
»Wollen Sie
etwa behaupten, Sie erinnern sich nicht daran, daß wir am vierten Juli Geschlechtsverkehr
hatten?«
»Natürlich erinnere ich mich daran. Aber was beweist das schon? Es
hätte noch ein Dutzend anderer Männer geben können.«
Auf eine solche Bemerkung war sie
gefaßt gewesen, doch nicht auf den Zorn, den sie in ihr erweckte. »Wie können
Sie es wagen, eine solche Behauptung aufzustellen, wenn Sie wissen, daß es
niemand anderen gab!«
»Nun scheinen Sie empört zu sein.
Frauen, die wahllos Geschlechtsbeziehungen eingehen, kann man nicht trauen.
Jedenfalls gibt es kein Mittel, um die Vaterschaft zu beweisen.«
»Es ist
kein Beweis nötig, wenn es das erste Mal war!« Sie kochte vor Wut und fragte
sich, warum sie ihre Worte an ihn verschwendete. Er knipste plötzlich die
Innenbeleuchtung an. Clay Forrester sah aus, als hätte er einen Schock erlitten.
»Was!« rief er wie betäubt.
»Machen Sie das Licht aus!« befahl
sie und wandte ihr Gesicht ab.
»Den Teufel tue ich. Schauen Sie
mich an.« Irgend etwas hatte sich in seiner Stimme verändert, aber das machte
es ihr noch unmöglicher, ihn anzusehen.
Draußen herrschte schwarze Nacht,
doch sie blickte angestrengt in die Finsternis, als fände sie dort eine
Antwort. Da griff er nach ihrem Kinn, drehte es zu sich und zwang sie, ihn
anzusehen. Sie starrte ihn an, wollte ihn hassen, aber sie konnte es nicht.
»Was haben Sie gerade gesagt?« Der
Blick seiner grauen Augen gestattete ihr keine Flucht. Sie war von dem Verlangen
hin- und hergerissen, sich ihm anzuvertrauen und zu schweigen. Schließlich war
er der Vater ihres Kindes. Er versuchte sich deutlicher an jene Julinacht zu
erinnern, aber er hatte zuviel getrunken.
»Sie tun
mir weh«, sagte sie ruhig.
Er ließ sie los, sah sie jedoch
weiterhin an. Sie hatte ein Gesicht, das man nicht so leicht vergessen konnte:
eine schmale, sensible Nase, Wangen mit Grübchen, große blaue Augen mit dichten
Wimpern und einen feingeschwungenen Mund. Ihr schulterlanges Haar war blond und
von fast weißen Strähnen durchzogen. Sie war schlank und schmalhüftig, mit
langen Beinen, so wie er die Frauen liebte. Wie Jill, dachte er.
Der Gedanke
an Jill brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er versuchte wieder sich zu
erinnern, was in jener Nacht zwischen ihnen passiert war.
»Ich ...« fing Catherine an und bat
dann höflich: »Machen Sie bitte das Licht aus?«
»Ich denke,
ich habe doch ein Recht, Sie anzusehen.« Auf diese Weise angesehen zu werden
war ihr peinlich. Schließlich wandte sie den Kopf ab und fragte: »Sie können
sich nicht mehr daran erinnern, nicht wahr?«
»Nicht an
alles.«
»Und ich hielt Sie für einen
erfahrenen Mann. Jemanden, der sofort eine Jungfrau erkennt.«
»Es geht
Sie nichts an, wie oft ich solche Dinge tue.«
»Das stimmt. Ich habe Sie ja auch
nicht danach gefragt. Nur, ich muß mich verteidigen, denn Sie scheinen mich zu
fragen, wie oft ich solche Dinge tue. Keine Frau mag es, wenn man sie
der Promiskuität bezichtigt. Ich möchte nur klarstellen, daß es für mich das
erste Mal war. Ich dachte, Sie hätten es gemerkt.«
»Wie schon gesagt, meine Erinnerung
daran läßt mich im Stich. Angenommen, ich glaube Ihnen – es hätte doch noch
andere Männer nach mir geben können.«
Sofort wurde sie wieder wütend. »Ich
habe nicht die Absicht, hier weiter rumzusitzen und mich von Ihnen beleidigen
zu lassen!« Dann stieg sie aus seinem Wagen und marschierte einfach in die
Dunkelheit.
»Kommen Sie
zurück!« rief er.
»Gehen Sie
zum Teufel!«
Sie ging weiter. Er lief hinter ihr
her, griff nach ihrem Arm und zwang sie stehenzubleiben. »Verdammt
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