03 - Der Herr der Wölfe
Heather Graham
Herr der Wölfe
Wikinger III
VORWORT DER AUTORIN
Schon immer liebte ich historische Romane, und meinen ersten schrieb ich nach der Lektüre eines Buchs über die Geschichte Irlands. Meine Mutter, die aus Dublin stammte, hatte es mir geschenkt. Darin fand ich faszinierende Informationen über den Wikingerprinzen Olaf den Weißen, der ins Reich des großen irischen Königs Aed Finnlaith eingedrungen war. Aed hielt den Angriffen stand. Während der Kämpfe führte er einen Waffenstillstand herbei, indem er seine Tochter mit Olaf vermählte.
In einem anderen Geschichtsbuch fand ich ebenfalls Hinweise auf jene Ereignisse, und meine Begeisterung wuchs. Mein Wikinger war geboren, heiratete seine irische Prinzessin, und so entstand mein erster historischer Roman »Die Normannenbraut«.
Ich genoss meine Forschungsarbeit, und ich wusste zu schätzen, was man im Rückblick so klar erkennen konnte - die Wikinger hatten tatsächlich die Meere beherrscht, weit und breit geraubt und geplündert, aber den eroberten Gebieten auch sehr viel gegeben. Letzten Endes fanden viele nordische Seefahrer in diesen Ländern eine neue Heimat. Und im Laufe der Jahre verschmolzen sie mit den Völkern, die sie einst gepeinigt hatten.
Olaf der Weiße kam mit seinen Wikingertruppen nach Irland. In England wurden sie von Alfred dem Großen bekämpft. Und so schenkte ich Olaf und seiner irischen Prinzessin einen Sohn, der in »The Viking’s Woman« an diesem Krieg teilnahm, auf Alfreds Seite! Danach wollte ich die Familie nicht verlassen, denn ich hatte Olaf liebgewonnen, auch seine Frau und die zahlreichen Nachkommen, die das Erbe der wilden Seefahrer, aber auch der großartigen Zivilisation Irlands in sich trugen. In »Herr der Wölfe« wagt sich ein Sohn aufs Meer und schlägt seine Schlachten im Ärmelkanal. Es waren stürmische Zeiten. Viele Länder bekämpften einander, und die größten Herrscher suchten Bündnisse mit den Wikingern oder warben sie an, um mit ihnen gegen ihre Feinde vorzugehen. Ich hoffe, Melisande und Conar werden Sie in jene fast mythische Epoche zurückführen, wo die Welt grausam und schön zugleich war.
PROLOG
Das Blut des Wolfes
Die irische Küste, Schottland, a.d. 865
Wie erstarrt stand der große Junge da, die Seele von heißem Zorn erfüllt. Goldblond, viel stärker, als es seinen Jahren entsprach, hielt er den Windböen stand, die ihn peitschten, und schien sogar neue Kraft aus ihnen zu schöpfen. Die Mutter hatte sein Verhalten getadelt und ihm vorgeworfen, er führe sich auf wie ein Wikinger.
Nun, er war ein Wikinger.
»Schau aufs Meer, mein Sohn!« Der König umfasste die Schultern des Jungen. »Betrachte die weißen Schaumkronen und stell dir unsere Schiffe darauf vor. So viele stolze, starke Schiffe, die allen Stürmen da draußen trotzen können! Sieh die großen Drachen an den Bügen, mein Sohn, die gefletschten Zähne, die wilden Grimassen! Und bewundere das erlesene Schnitzwerk! Wir sind die Herren der Meere, das lässt sich nicht leugnen.«
Lächelnd blickte ihm der Junge in die Augen. »Wir sind Wikinger, Vater, und wir segeln immer noch in Wikingerschiffen.«
»Es sind die besten, was dir jedermann bestätigen kann. In dieser Welt werden wir oft angegriffen, wenn wir auch Bündnisse eingehen, und so brauchen wir starke Schiffe.«
Nachdenklich runzelte der König die Stirn. »Allerdings, wir sind Wikinger - oder in gewisser Weise Norweger und in anderer Dänen. Manchmal ist es unklug, deine Mutter daran zu erinnern, mein Sohn.«
Der Junge grinste. ja, seine Mutter war mit jedem Zoll eine irische Prinzessin. Sie hatte ihre Kinder die großen Gesetze der irischen Gastfreundschaft gelehrt, die Brehon-Gesetze, die viel zur Zivilisation des Volkes beigetragen hatten. Und sie sorgte dafür, dass sie alle in Kunst und Geschichte unterrichtet wurden, in Sprachen und Religion. Aber er wusste nicht, ob die Wikingerherkunft seines Vaters sie wirklich so sehr störte. Mochte der König, ein großartiger Mann, auch in dieses Land eingedrungen sein - er hatte dafür gekämpft, zum Wohle des Volkes.
Nun hatte sie ihn zu seinem Vater geschickt. Er war in Schwierigkeiten geraten, denn Leith hatte ihm das neue Schwert weggenommen, eine prachtvolle Waffe, von seinem Großvater geschnitzt.
Leith bekam immer alles. Zumindest sah es so aus. Aber er war ja auch der älteste Sohn, der Erbe des Königs. Eines Tages würde er hier herrschen, in diesem reichen, schönen grünen
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