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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schnare
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Stuhl. Wir bekommen einfach nicht genug
Geld, um eigene Nachforschungen anzustellen. Auch sind unsere bestellten
Anwälte meist unerfahren, frisch weg von der Uni und nicht motiviert. Die
Verteidigung eines Mörders bringt keine Punkte, Jeff. Sie ist nicht opportun.
    Also richten wir, neben den Schwarzen, unseren White Trash
hin. Den Abfall der Gesellschaft. Weg damit.
    Aber auch Frauen. Wie deine Karla. Das ist im Sinne der
Gleichberechtigung.
    Bud hob die Angel.
    - Siehst du, heute ist es nicht mehr willkürlich. Die waren
clever. Sie stellten einfach eine Liste von Schwerverbrechen auf und forderten
dafür die Todesstrafe. Der Oberste Gerichtshof stimmte dem 1976 zu und
beschied, dass unter diesen Umständen die Todesstrafe weder willkürlich, noch
grausam, noch ungewöhnlich sei. Man musste nur sagen, dafür gibt´s das, und
dafür dies.
    Langsam ließ er die Leine ins Wasser gleiten.
    - Heute haben wir weit über 50 Strafbestände, wofür die
Todesstrafe möglich ist.
    Mit Unterlippe und Schneidezähnen betonte er die beiden F in
50.
    - Auch dem Einspruch, wir würden die Menschenrechte
verletzen, hat man vorgebeugt. Gleichzeitig mit dem Wiedereinführen der
Todesstrafe in 38 Bundesstaaten haben unsere Gerichte bekräftigt, dass
Vergeltung, selbst in ihrer extremsten Form, dem Töten, nicht im Widerspruch zu
unserer Achtung vor der Würde des Menschen steht.
    Bud schnalzte mit der Zunge.
    - Immerhin, gut zwei Drittel unserer Bevölkerung sind für die
Todesstrafe. 50% wollen sie aus Rache, der Rest zur Abschreckung und zum Schutz
vor Wiederholungstätern.
    Es ist ganz einfach. Keine Jury hat mit alldem ein Problem,
sie stimmt einfach dem Staatsanwalt zu, denn der weiß schon, was er tut. Wenn
nicht, dann ist es bald aus mit ihm. Bei den Prozessen geht es nur um das
Gewinnen. Eine positive Prozessstatistik ist Voraussetzung für die Karriere.
    Richter müssen sich wählen lassen, und Todesurteile sind
populär. Auch unsere Gouverneure müssen auf das Wahlvolk achten. Ein Weichling
wird nie etwas.
    Bud wippte mit der Angelrute.
    - Also wird der Staatsanwalt immer dann ein Todesurteil
fordern, wenn es unbedingt Aussicht auf Erfolg hat. Die Öffentlichkeit kann
sich gar nicht vorstellen, welche unermessliche Macht der Staatsanwalt bei der
Festlegung der Anklage hat. Er weiß, dass die Grand Jury, die von unserer
Verfassung eigentlich als Garantie dafür eingesetzt wurde, dass die Anklage dem
Verbrechen angemessen ist und entscheiden soll, ob es überhaupt eine Anklage
geben soll, gemeinhin der vorgelegten Anklageschrift folgt. Es werden bei der
Vorverhandlung nur staatliche Zeugen gehört, die Verteidigung kommt nicht zu
Wort und die Präsentation von Entlastungsbeweisen wird nicht verlangt.
     
    Jeff hörte seinem Freund gern zu. Früher war er hin und
wieder ins Gericht gegangen, wenn Bud sein Plädoyer hielt.
    - Also folgt die Grand Jury dem Staatsanwalt, und der will
ein Todesurteil. Es kommt zum Prozess, und wie der ausgeht, weißt du.
    Kein Geld, kein Freispruch. Kein Geld, kein guter Anwalt. Das
ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Bud blickte zum Himmel.
    - Unser Grundprinzip in der amerikanischen Rechtsprechung ist
der begründete Zweifel. Für mich war es immer das am schwersten zu fassende
Konzept in unserer Justiz. Bist du gut als Anwalt, dann schaffst du den
Zweifel, bist du´s nicht, dann kommt es zur Verurteilung.
    Es geht ja nicht um Schuld oder Unschuld, sondern um den
zweifelsfreien Nachweis der Schuld.
    Siehst du, das ist das Problem. Meist gelingt es der
Anklagevertretung, die sich ja zuvor abgesichert hat, diesen zweifelsfreien
Nachweis zu führen, die Geschworenen zu überzeugen, wie auch immer.
    Wenn sie die Jury ein blasses Gegenüber hat, ist es leichter,
und sie folgt dem Staatsanwalt. Es ist wie in den Pioniertagen unseres Landes,
die durch Vigilantentum, Lynchmobs und selbsternannte Richter glänzten. Es hat
sich nichts geändert. Unsere Selbstgerechtigkeit macht uns zu Verschwörern.
Weiß, angelsächsisch, protestantisch, das ist unser Credo!
    Bud machte eine kleine Pause.
    - Gehörst du nicht dazu, dann hast du schlechte Karten.
     
    Bud hatte während seines Redeflusses die Angel aus dem Wasser
genommen und einen frischen Wurm auf den Haken gezogen. Behutsam ließ er ihn
jetzt ins Wasser gleiten.
    - Siehst du diesen Wurm? So hängen sie alle an der Angel. Ob
´raus oder ´rein, das bestimmt der, der das Ruder in der Hand hält. Unser
Staatsanwalt, seine Geschworenen. Du glaubst

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