Leibniz war kein Butterkeks
sind wahrscheinlich die beiden dunkelsten aller dunklen Fragen. Willst du wirklich, dass wir zu Beginn solch schwere Themen behandeln?
Unbedingt!
Also gut, fangen wir an: Den Grund dafür, dass du existierst, den kennst du doch, oder?
Klar! Mama und du, ihr habt in der ersten Euphorie des Mauerfalls die Verhütungsmittel vergessen – neun Monate später war ich da.
Äh, ja … So wollte ich es eigentlich nicht formulieren, aber es stimmt: Du wurdest in diesen abenteuerlichen Novembertagen 1989 gezeugt, als uns irgendwie alles möglich erschien.
Das ist eine schöne Geschichte, aber sie liefert natürlich überhaupt keine Antwort auf meine Frage! Ich hab dich ja nicht gefragt, warum ich existiere, sondern warum überhaupt irgendetwas existiert. Glaub nicht, dass du mich mit so einfachen Antworten abspeisen kannst!
Okay, dann hole ich etwas weiter aus: Soweit wir wissen, entstand die uns bekannte Materie vor 13,7 Milliarden Jahren im Zuge einer gigantischen Raumexplosion, des sogenannten Urknalls. Aus den riesigen Gas- und Staubwolken des Urknalls bildeten sich vor etwa 12 Milliarden Jahren die ersten Sterne …
Stopp! Auch diese Geschichte kenne ich: Vor 4,5 Milliarden Jahren begann der Lebenszyklus unserer Sonne. Dank der Energie, mit der die Sonne die Erde versorgt, entwickelten sich hier die ersten primitiven Lebensformen. Aus diesen gingen im Verlauf der Evolution unzählige Arten hervor, unter anderem der heutige Mensch.
Richtig.
Du willst also sagen: Dass es überhaupt irgendetwas gibt, haben wir dem Urknall zu verdanken? Ganz so einfach ist das ja wohl nicht! Die entscheidende Frage ist doch: Wer oder was hat den Urknall ausgelöst?
Tja, wenn ich das wüsste, wäre mir der Physik-Nobelpreis sicher! Wir haben bislang keine Ahnung, was vor dem Urknall war oder ob überhaupt irgendetwas vor ihm war . Manche meinen, der Urknall sei tatsächlich der absolute Beginn von allem gewesen, andere halten den Urknall für die Folge des Zusammenbruchs eines vorherigen Universums. Wieder andere sind davon überzeugt, dass dem Urknall ein statischer Zustand, ein »ewiges Vakuum«, vorangegangen ist. Es gibt da verschiedene Modelle.
Also, wenn wir das alles nicht wissen, dann könnte der Urknall doch auch von einem Gott ausgelöst worden sein, oder?
Denkbar ist vieles. Es könnte ein Gott gewesen sein – oder auch ein Team verrückter Computerprogrammierer aus einer anderen Dimension, die sich mit der Erschaffung unseres Universums bloß einen dummen Scherz erlaubt haben.
Du meinst, wir sind Teil eines riesigen Computerprogramms? Wie im Film »Matrix«?
Ich sage nur, dass das denkbar wäre. Ebenso gut könnte unser gesamter Kosmos ein winziges Atom in einem gigantischen Organismus sein, dessen Ausmaß jenseits unserer Vorstellungskraft liegt. Vielleicht leben wir ja im Verdauungstrakt eines unsichtbaren Kobolds namens Gaga Gurgelhurz – und der Urknall war bloß die für uns wahrnehmbare Wirkung einer gigantischen, kosmischen Blähung …
Jetzt nimmst du mich auf den Arm!
Zugegeben. Vor allem aber geht es mir darum zu zeigen, dass solche Spekulationen beliebig sind und uns kein bisschen weiterhelfen. Denn selbst wenn wir wüssten, dass der Urknall tatsächlich von einem scherzenden Programmierer, einem furzenden Kobold oder einem liebevollen Schöpfergott ausgelöst wurde, so müssten wir ja weiterfragen: Wodurch sind Programmierer, Kobold oder Gott entstanden?
Na ja, ein Gott könnte doch schon immer existiert haben oder plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht sein.
Einverstanden. Aber das könnte doch genauso gut auf das Universum zutreffen, oder? Es könnte, wenn auch in anderer Form, schon immer existiert haben oder irgendwann aus dem Nichts entstanden sein.
Hmm, stimmt! Wenn ich mir das so recht überlege: Im Grunde verlagert man mit der Einführung eines Gottes das Problem nur eine Stufe weiter nach hinten. Man führt eine Erklärung ein, die man selbst nicht erklären kann.
Genauso ist es. Auf diese Weise löst man das Rätsel der Entstehung des Universums nicht. Man schafft stattdessen nur ein noch viel größeres Rätsel.
Dennoch, ich weiß nicht … Irgendwie ist das doch alles komisch! Die Welt, die uns umgibt, scheint ziemlich perfekt auf unsere Bedürfnisse abgestimmt zu sein. Wir haben genau die Luft, die wir zum Atmen brauchen. Wir verfügen über Wasser, mit dem wir unseren Durst stillen können, und sind umgeben von Pflanzen und Tieren, die uns Nahrung bieten. Wirkt das nicht so, als sei
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