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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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Problem? Ist es ungerecht, dass Michael Ballack so viel mehr verdient als ich? Und ist es ungerecht, dass er mehr verdient als ein Regionalligaspieler?
    Dass er mehr verdient, ist ja in Ordnung! Aber warum muss es denn gleich so viel mehr sein?
    Schau mal: Wie jeder andere, nimmt Michael Ballack das, was der Markt für ihn hergibt. Es wäre doch seltsam, wenn er bei der nächsten Vertragsverlängerung sagen würde: »Vielen Dank für Ihr großzügiges Angebot, aber das ist wirklich zu viel! Herr Schmidt-Salomon verdient so viel weniger als ich. Deshalb möchte ich ab sofort nur noch 10 Prozent meines Gehalts bekommen.«
    Das wäre nicht nur seltsam, sondern ziemlich bescheuert!
    Eben. Wir müssen uns damit abfinden, dass unterschiedliche Leistungen unterschiedlich begehrt sind und deshalb auch unterschiedlich vergütet werden. Meines Erachtens widersprechen derartige Einkommensunterschiede nicht notwendigerweise den Prinzipien der Gerechtigkeit – zumindest nicht, solange eine ausreichende Grundversorgung aller gewährleistet ist und solange diejenigen, die mehr verdienen, sich mit ihren Ressourcen mehr in die Gemeinschaft einbringen. Wollte man unbedingt verhindern, dass diejenigen, die mehr leisten oder deren Fähigkeiten besonders gefragt sind, davon in irgendeiner Weise profitieren, so würde man nicht nur ihre Leistungsmotivation hemmen, sondern auch sehr viel mehr Ungerechtigkeiten erzeugen, als man mit solchen Maßnahmen verhindern könnte. Schließlich ist es nicht gerade gerecht, ungleiche Leistungen gleich zu honorieren. Wenn ein Sportler, der bei der Olympiade 8,90 m springt, sich die Goldmedaille teilen müsste mit jedem, der es gerade mal über die 7-Meter-Marke geschafft hat, würde er zu Recht auf die Barrikaden gehen …
    Logisch! Dennoch leuchtet mir dein Ansatz nicht wirklich ein: Einerseits erklärst du doch, dass man nicht stolz auf seine eigenen Leistungen sein sollte, da sich niemand seine besonderen Talente ausgesucht hat. Andererseits aber akzeptierst du, dass diese Fähigkeiten ganz unterschiedlich honoriert werden. Wie passt denn das zusammen? Es ist doch total ungerecht, dass der eine Ruhm und Vermögen anhäuft und der andere weitgehend leer ausgeht, obwohl letztlich beides auf Faktoren zurückgeht, die der Einzelne überhaupt nicht kontrollieren kann!
    Da hast du recht: Dies alles ist furchtbar unfair! Schließlich suchen wir uns unsere Erbanlagen, unsere Talente, unsere körperlichen und psychischen Anfälligkeiten ebenso wenig aus wie die Zeit, die Kultur, die Familie, die Verhältnisse, in die wir hineingeboren werden. Wie ich ja schon sagte: Einige haben das Glück, ein echtes Traumlos in der »Lotterie des Lebens« zu ziehen, viele andere haben dieses Glück nicht. Bedauerlicherweise werden wir diese »Ungerechtigkeiten des Lebens« niemals vollständig beseitigen können (es sei denn, wir würden fortan auf natürliche Fortpflanzung verzichten, alle Menschen klonen und absolut identische Lebensverhältnisse herstellen, was aber aus vielerlei Gründen kaum wünschenswert sein dürfte). Wir können nur versuchen, unverhältnismäßige Härten, die sich aus diesen Ungleichheiten ergeben, so gut es eben geht, zu kompensieren.
    Das verlangt aber, dass die erfolgreichen Mitglieder der Gesellschaft bereit sind, den weniger Erfolgreichen unter die Arme zu greifen.
    Das ist richtig. Und genau in diesem Zusammenhang kommt die Frage des Stolzes wieder ins Spiel: Denn wer sich einbildet, dass sein Erfolg letztlich auf sein »ach so grandioses Selbst« zurückzuführen ist, der wird sich gegenüber den »Verlierern« weit weniger solidarisch verhalten als derjenige, der sich im Klaren darüber ist, dass er seinen Erfolg unendlich vielen, glücklichen Zufällen zu verdanken hat. Die gängige Ideologie, dass »jeder seines eigenen Glückes Schmied« sei, rechtfertigt insofern die Armut der Armen und den Reichtum der Reichen. Nur wenn wir diese stolze Selbstgerechtigkeit überwinden, mit der die »Gewinner« über die »Verlierer« im gesellschaftlichen Spiel richten, werden wir hinreichend motiviert sein, faire Verhältnisse herzustellen, die es jedem Einzelnen ermöglichen, das für sich Optimale in seinem Leben zu erreichen.
    Glaubst du, dass wir beiden eine solche Welt noch erleben werden?
    Nein. Wir können allenfalls unseren Teil dazu beitragen, dass ein solches Szenario ein wenig wahrscheinlicher wird. Und das ist, wie ich meine, ein Ziel, für das es sich durchaus zu leben lohnt!
    Womit

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