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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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noch eine, der Staatsanwalt macht ein Oberlicht auf.
    Mit Laufen ist bestimmt auch nichts die nächsten Tage, wäre aber mal wieder nötig.
    Schnake gibt den beiden einen Wink, und Roland und der Assistent gehen an den Kopf des Tisches. Der Ghanaer macht den Schläfenschnitt und zieht dem Opfer die Kopfhaut bis zum Kinn runter. Wie meine Helmut-Kohl-Maske an Karneval. Verdammtes Magendrücken.
     
    »25 Punkt. Die Kopfschwarte ist leicht abziehbar. Im Scheitelbereich zahlreiche Punktblutungen. Nach Abpräparieren des linken Schläfenmuskels finden sich unter der Knochenhaut des Schädeldachs ebenfalls zahlreiche Punktblutungen.«
    Beim Sägen fallen einige Knochenspäne sacht zu Boden, Roland schnauft vor Anstrengung, die Kippe in seinem Mundwinkel zittert, die Asche fällt runter.
    »26 Punkt. Das knöcherne Schädeldach misst an der Sägeschnittfläche beiderseits vorne und hinten etwa 0,8 cm.«
    Der Schwarze nimmt das graue Gehirn und schneidet es wie ein gelernter Koch in Scheiben.
    »27 Punkt. Blutungen in der harten Hirnhaut nicht vorhanden. Das Gewebe ist blutreich. In den Blutleitern des Gehirns flüssiges Leichenblut.«
    Binz hat seine Rührigkeit aufgegeben und steht stumm in der Ecke. Arme Sau. Wann war eigentlich meine erste Obduktion?
    Der Ghanaer sieht zu Binz und lacht mit warmherzigem Blick, nimmt das Skalpell und setzt den Bauchschnitt an.
     
    »30 Punkt. Brust und Bauchspeck bis zu 1 cm stark. Der Wurmfortsatz ist reizlos. Nach Einschneiden in das Gewebe der Zwischenrippenräume finden sich Lungen beiderseits anliegend, sie sinken deutlich zurück. Oberhalb des linken Bauchmuskelansatzes eine teilweise glatte Durchtrennung des Muskelgewebes. Im Herzbeutel ca. 20 ml einer bernsteinfarbenen, klaren Flüssigkeit.«
    Roland winkt Binz zu sich.
    »Kannst du mal kurz mit anfassen?«
    Binz bekommt ein Reagenzglas in die Hand, Roland nimmt mit der Suppenkelle das Zeug aus dem Herzbeutel und gießt es ins Reagenzglas. Ein Teil der Suppe läuft dem Neuen über die Finger. Roland nimmt ihm das Glas ab, Binz geht raus. Hinterher. Er steht draußen an der Ecke und kotzt.
    »Tut mit Leid. Ich hätt’s verhindern sollen. Die machen immer dieselben Scherze mit den Neuen.«
    Er putzt sich den Mund ab. Scharfer Blick. Kein Wort. Er geht wieder rein.
    Das musste nicht sein. Ich bin ein echter Idiot.
    Das Wetter ist wunderschön. Kurz die Sonne genießen. Unglaublich viele Elstern gibt es hier. Wunderbare Ruhe.
    Drinnen schneiden Georges schwarze Hände die Haut bis zur Kinnspitze auf, holen die Zunge von unten heraus.
     
    »35 Punkt. Bei Präparation des Kehlkopfes ergibt sich ein Abbruch des linken oberen Kehlkopffortsatzes, 0,6 cm unterhalb der Spitze. Dieser Abbruch zeigt eine massive Einblutung in die umgebenden Weichteile.«
    Schnake setzt das Memocord ab.
    »Das Würgen hat vorher stattgefunden, todesursächlich waren aber die Stiche. Die linke Herzkammer ist direkt getroffen.«
    »Haben wir uns auch schon gedacht. Sonst hätte die vermutlich weniger geblutet.« Schnake nickt.
    »Vermutlich.« Er setzt das Memocord an, brabbelt weiter.
     
    »Wollen wir draußen eine rauchen?«
    Binz sieht ernst rüber, nickt. Er geht vor. Der Flur ist dunkel und kühl. Draußen schlurft eine alte Frau gebückt mit Gießkanne über den Platz.
    »Ich rauche gar nicht.« Sein Blick ist fest und selbstbewusst.
    »Okay. Ich wollte mich sowieso nur entschuldigen. Die machen diese Scherze schon seit Jahrzehnten. Ich hätte trotzdem was sagen müssen. Tut mir Leid. Ist wohl die Gewohnheit.«
    Er nickt kurz, nimmt zögernd die Hand.
    »Wo warst du vorher?«
    »Sieben Jahre in Köln, SB Mitte.«
    »Na ja, dann weißt du ja, wo die Glocken hängen. Wolltest du zum ED?«
    »Ja, fand ich immer schon interessant, und da sie bei euch einen suchten, passte das ganz gut.«
    »Dann wird das wohl nicht deine letzte Obduktion bleiben?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Drinnen sind sie fertig. Roland packt das Kleingeschnittene und die Gummihandschuhe in die Bauchhöhle und näht mit der großen Schusternadel alles zu. Müller verabschiedet sich. Binz nickt kurz.
    »Wollt ihr noch ’nen Kaffe bei uns trinken?«
    »Vielen Dank, Herr Kirchenberg, aber in der lieben Heimat haben sie heute Morgen ein Mädchen aus dem Wasser gezogen. Wir sehen uns ja in zwei Wochen auf unserer Grillfete.«
    »Ach, ja.«
    »Kommen alle von euch?«
    »Weiß ich nicht, aber ich denke schon, dass die meisten kommen. War doch immer so.«
    Schnake lacht. Sie packen ihre

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