Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
Vom Netzwerk:
ganz Mimose. Sonst bist du doch auch nicht so zimperlich.«
    Deppe guckt gelangweilt rüber, schweigt, nimmt die Fünf und stellt sich auf.
    9 Uhr
    »Kommt rein in die gute Stube Ist ja richtig was los hier Hat es dich auch erwischt Scherzkeks Immer dieselben Kirchenberg Worum geht’s eigentlich Konstantin das Tageblatt Seid mal nicht so laut man versteht ja Hat einer Feuer Das reißt ja gar nicht ab hier Stroter alte Säge du auch siebenundzwanzig Jahre Was ist denn passiert Neuen Schläger gekauft Gib mal eine rüber Nicht mal gefrühstückt So ist es Herr Staatsanwalt Telefon Ich dachte die brauchen nur fähige Koll KK nimm mal ab Erst mal ’n Kaffee Presse Obduktion elf Uhr Kantine Schöner Arsch Spiel gestern Abend gesehen genug Autos mehrere Einstiche Gewerkschafts xualdelikt seh ich nicht ei Schmidt auch drei Chanc Brötch Strafra Gerichtsmedi Ball Befördern Telefo Ferns Besprech Tatver Blonde Mäh.«
    10 Uhr 50
    Im Fahrstuhl riecht es immer noch nach Knoblauch. Der Aktenbote steigt im Dritten ein, grüßt kaum, brummt was Unverständliches. Das ist vielleicht ein sturer Bock, der säuft bestimmt. Immer ’ne rote Birne, geschwollene Finger und die Zähne …
    Das Aluschild am Schlüssel hat eine scharfe Kante. Welcher Wagen ist das eigentlich? Der 3210. Das ist doch der braune alte Astra. Voll reingepackt, den könnten sie auch mal langsam aussondern.
    Lieber nicht durch die City um diese Zeit. Schnake und der Staatsanwalt sind bestimmt schon da, aber so schnell fangen die auch nicht an. Bei jeder Obduktion fallen mir diese Gedichte von Benn ein, Morgue. Wollte immer schon mal nachsehen, wie man das ausspricht.
    Am Funk jagt die Leitstelle die Streifenwagen von einem Unfall zum andern. Komisch, bei diesem Wetter.
    Die Mannschaft ist okay, hätte schlimmer sein können. Mehr als sechs Teams kriegen wir aber erst mal nicht hin. Gut, dass Glowatzki und Stroter dabei sind, nur Schmidt wäre über gewesen. Hoffentlich lässt der seine blöden Anspielungen wegen gestern Abend. Dass ausgerechnet der da vorbeikommen musste.
    Zwei Durchläufer sind zwar nicht ideal, aber müssen wir halt mit leben. Machen auf den ersten Blick aber einen ganz fitten Eindruck, mal sehen. Wie heißen die? Anne und Heike, glaub ich. Zwei Mädels als Durchläufer hatten wir auch lange nicht, die eine ist ziemlich hübsch, ordentliche Brüste. Ich glaub, die kommt von S. So was im Uniformhemd, da krachen alle Knöpfe. Die beiden brauchen aber einen vernünftigen Spannmann. Ulla macht das schon.
     
    Das schwere Tor zum Friedhof ist auf, die Wagen der Gerichtsmediziner stehen schon vor der Leichenhalle. Eine Elster sitzt auf dem Bogen über der Eingangstür, kackt und fliegt weg. Müller vom ED kommt wie ein Besessener durch die Einfahrt gefahren, bremst mit quietschenden Reifen. Ist ja nicht sein Auto.
    Er steigt aus, mit ihm ein junger Kommissar.
    »Kollege Binz, soll mal in meine Fußstapfen treten«, er lacht dreckig. »Ist neu bei uns, hat noch nie ’ne Obduktion gesehen, da bot sich diese hier an.« Binz grüßt artig.
    »Hoffentlich habe ich genug Filme dabei, habe schon ganz schön was verbraten.«
    »Lassen wir halt welche kommen.« Soll er vorher dran denken.
    Drinnen legt sich sofort feuchte Kühle aufs Gesicht. Obduzent und Staatsanwalt unterhalten sich über Autos.
    »Herr Kirchenberg, lange nicht gesehen«, Schnake kommt um den Tisch, streckt die Hand aus.
    »Prof. Schnake, ich hatte Sie eigentlich schon heute Morgen erwartet.«
    »Ja, tut mir Leid, aber wir mussten auf dem Weg hierher noch kurz eine Sache von gestern nacharbeiten, da hatte es einen Bierkutscher erwischt. Vom eigenen Lieferwagen überrollt.«
    »Sei gegrüßt, Konstantin.« Roland, der Leichenknecht hat schon die Gummischürze um, zieht sich quietschend die Gummihandschuhe über, reicht den Unterarm.
    »Werden ja schließlich nicht nur bei euch Leute umgehauen«, er lacht breit und nimmt vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger seine Kippe vom Beckenrand.
    Der Staatsanwalt grüßt müde rüber, gähnt. Wieso gähnt der eigentlich?
    »Gähn hier nicht rum, du warst doch erst um sieben am Tatort, gepennt bis in die Puppen.«
    Er winkt ab, lacht. Der Assistenzarzt sagt kein Wort. Ganz schön schwarz ist der, wahrscheinlich ’n Ghanaer. Schnake hat auch ewig andere. Nur Roland, der ist schon tausend Jahre dabei. Dafür, dass der jeden Tag Leichen in Würfel schneiden muss, ist der eigentlich ganz normal geblieben. Und saufen kann er wie ein Kesselflicker. Roland

Weitere Kostenlose Bücher