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Lenas Tagebuch

Lenas Tagebuch

Titel: Lenas Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Muchina
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    1 9. Mai 1945: Kapitulation der Deutschen Wehrmacht.
    2 Das Tagebuch bestand nur aus wenigen Seiten. Näheres unter de.wikipedia.org/wiki/Tatjana_Nikolajewna_Sawitschewa .

Zur Biografie Lena Muchinas
    Von Gero Fedtke

    Lena Muchina wurde am 21. November 1924 in Ufa 3 geboren. Anfang der Dreißigerjahre zog Lenas Mutter mit ihr nach Leningrad. Weil sie schwer krank war, konnte sie sich aber schon bald nicht mehr um sie kümmern. Lena wuchs nun bei ihrer Tante Jelena auf, die sie im Tagebuch Mama oder Mama Lena nennt. Mit Mama Lena und Lena lebte die greise Aka, eine Freundin der Familie 4 . Mama Lena war Ballerina, musste aber nach einem Reitunfall diesen Beruf aufgeben. Als Bühnenbildnerin und mit anderen Tätigkeiten schlug sie sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Die Männer sind abwesend, sowohl Lenas Vater wie Mama Lenas Mann. Lena schreibt in ihrem Tagebuch, sie sei Vollwaise geworden. Ihr Vater ist offenbar ver­storben.
    Die Wohnverhältnisse waren beengt; die drei lebten in einem Zimmer in einer Kommunalwohnung am Sagorodny-Prospekt, durchaus eine der besseren Wohngegenden Leningrads. Die Kommunalwohnung war nach der Revolution die vor allem im Zentrum der Stadt am weitesten verbreitete Wohnform: In den ehemals bürgerlichen Wohnungen lebten mehrere Familien zusammen, jede in einem Zimmer, Bad und Küche wurden gemeinsam genutzt. Dieses Wohnen war einerseits Folge eines geplanten Umsiedlungsprogramms, das den ärmeren Schichten die besseren Wohnungen zur Verfügung stellen sollte. Zum anderen erlebte die Sowjetunion in den Zwanziger- und Dreißigerjahren eine rasante Urbanisierung, die zu Wohnungsnot führte. Die Bevölkerung Leningrads wuchs von etwa zwei Millionen vor dem Ersten Weltkrieg auf etwa drei Millionen im Jahr 1940; neue Wohnungen entstanden aber kaum.
    Lena Muchina (3. v. l. in der obersten Reihe) in ihrer Schulklasse, 1941

    Zuwanderer wie die Muchinas wurden in Kommunalwohnungen unter­ge­bracht, in denen immer wieder »verdichtet« wurde: Standen einer Person 1926 noch 13,5 Quadratmeter zu, so waren es ab 1931 nur noch 9. Nicht wenige mussten sich allerdings mit weniger begnügen. Die Mehrzahl der Familien lebte in einem Zimmer oder musste sich ein Zimmer mit anderen Familien teilen. Das Zu­sam­men­leben dieser Familien höchst unterschiedlicher Herkunft auf engem Raum gestaltete sich oft schwierig. In der Tat kommen die Nachbarn in Lenas Tagebuch kaum vor; als Mama Lena und Aka gestorben sind, bleibt ihr nur noch festzustellen, sie sei von »fremden Menschen« umgeben, denen sie egal ist.
    Lena Muchina, 1955

    Diese Lebensumstände Lenas sind durchaus repräsentativ für die Leningrader Stadtbevölkerung in den Dreißiger- und Vierzigerjahren. Als Lena am 22. Mai 1941, einen Monat vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, ihr Tagebuch beginnt, lebt sie das ganz gewöhnliche Leben einer 16-jährigen Leningrader Schülerin. Auch ihr familiäres Schicksal ist so außergewöhnlich nicht: Die Umwälzungen von Revolution, Bürgerkrieg und Sowjetisierung der Gesellschaft hatten viele Kinder zu Waisen oder Halbwaisen gemacht, Familien auseinandergerissen, Menschen ihre Wohnorte wechseln lassen.
    Lena Muchina überlebte den harten Blockade­winter 1941/42, den sie in ihrem Tagebuch beschreibt. Anfang Juni 1942 wurde sie evakuiert und gelangte nach Gorki (heute wieder: Nischni Nowgorod), wo ihre Tante Schenja und weitere Verwandte lebten. Dort verbrachte sie die Kriegsjahre und erlernte den Beruf der Müllerin. Schon im Herbst 1945 kehrte sie in das »verfluchte« Leningrad zurück, das sie laut Tagebucheintrag vom 13. April 1942 nie wieder betreten wollte, und absolvierte dort eine drei­jährige Ausbildung zur Mosaiklegerin. Sie arbeitete ein knappes Jahr in der Leningrader Spiegelfabrik, verlor diese Arbeit aber im Rahmen einer Massenentlassung. Ihr Zimmer, das sie bei ihrer Evakuierung aufgegeben hatte, erhielt sie nicht zurück; sie musste eine Wohnung mieten, was sie sich ohne Gehalt nicht leisten konnte. So gelangte sie im März 1950 auf Umwegen nach Kemerowo in Westsibirien auf die Großbaustelle des dortigen Wasserkraftwerks. 1952 verlängerte sie ihren Vertrag nicht. »Ich habe schreckliches Heimweh nach Leningrad, nach der Oper und den Museen. Aber ich kann dort nirgends wohnen«, schrieb sie ihrer Tante Schenja.
    Sie zog stattdessen nach Moskau, wo Verwandte lebten. Dort war sie bis zu ihrer Pensionierung in der Industrie tätig und starb schließlich am

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