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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sollte man einen Blitz einfangen?“, fragte Carlo, der sich immer wieder fragte, woher Leonardo nur all diese Ideen hatte.
    „Genau das ist das Problem! Wenn mir da eine Methode
    eingefallen wäre, hätte ich schon längst mal versucht, so etwas zu bauen.“
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    „Leonardo! Du kannst Blitze nicht einfangen. Wie soll das
    gehen? Du könntest genauso gut das Sonnenlicht einzufangen
    versuchen!“
    „Das Sonnenlicht kann man einfangen“, sagte Leonardo.
    „So, wie denn?“
    „Mit Spiegeln. Du kannst es selbst von einem Spiegel zum
    anderen weiterleiten.“
    „Aber Sonnenlicht hat auch den Vorteil, dass es dich nicht
    erschlagen kann!“, wandte Carlo ein. Vor drei Jahren war im
    Nachbarort ein Bauer vom Blitz getroffen worden, der bei Gewitter zu lange auf seinem Feld geblieben war. Er war sofort tot gewesen.
    Leonardo antwortete nicht.
    Dann weiß er auf meine Argumente also ausnahmsweise mal
    keine Antwort mehr!, dachte Carlo, aber er war sich nicht ganz sicher, ob sein Freund vielleicht auch nur gerade sehr intensiv an etwas anderes dachte. Das kam nämlich auch häufiger mal vor. Er saß dann einfach da und wirkte ganz abwesend, weil er über
    irgendetwas nachdachte oder gerade einen seiner seltsamen Einfälle hatte. Dann bekam er nicht einmal mit, wenn man ihn ansprach.
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    Auf jeden Fall war es mit Leonardo nie langweilig und deswegen verbrachte Carlo gerne seine Zeit mit ihm – auch wenn sein Freund der mit Abstand merkwürdigste Junge war, den es in Vinci gab.
    In das Tosen des Unwetters, die immer dichter aufeinander
    folgenden Donnerschläge und das Prasseln des Regens mischte sich jetzt ein anderes Geräusch, das Carlo aufhorchen ließ.
    Hufschlag!
    Wenig später tauchte ein Reiter auf, der die morastig gewordene Straße zwischen Pisa und Florenz entlang preschte, an der das Dorf Vinci lag. Der Reiter trug einen Umhang, der ihn einigermaßen vor dem Regen schützte. Der Kopf wurde von einer tellerförmigen
    Lederkappe bedeckt, an der das Wasser nur so heruntertropfte.
    Vom Gesicht des Mannes konnte man nur die Augen sehen, denn
    er hatte seinen Kragen hochgestellt.
    „Wer ist das denn da vorne?“, fragte Carlo. Er stieß Leonardo an.
    „Der Kerl dort! Ich habe den noch nie her gesehen!“
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    Der Reiter zügelte sein Pferd und hielt an. Er ließ den Blick über die Häuser von Vinci schweifen.
    „Er war schon mal hier“, sagte Leonardo. „Das ist etwa vier
    Wochen her. Aber da war es Nacht. Vollmond, daran erinnere ich mich genau, den ich habe versucht, die dunklen Flecken, die man auf dem Mond sieht, nachzuzeichnen. Ist leider nicht so besonders gut geworden…“
    „Ein seltsamer Mann…“
    „Jedenfalls ist er bewaffnet. Unter seinem Umhang schaut eine
    Schwertspitze hervor!“ Leonardo zuckte mit den Schultern.
    „Vielleicht ein Söldner, der sich in Florenz bei der Stadtwache anwerben lassen will!“
    „Dann wäre er jetzt nicht hier!“, meinte Carlo.
    „Er könnte abgewiesen worden sein, weil keine Stelle frei war“, gab Leonardo zu bedenken. „Und jetzt will er es noch mal
    versuchen. Aber vielleicht ist er auch der Gesandte eines fernen Hofes, der eine wichtige Botschaft nach Florenz zu bringen hat!
    Aber, dass er ein hoher Herr sein muss sieht man doch gleich an seiner Kleidung, seiner Ausrüstung, dem Sattelzeug…“ Leonardo
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    sprach nicht weiter. Irgendein Gedanke schien ihn plötzlich
    abzulenken.
    „Hast du gesehen, wo er in jener Nacht hin geritten ist, als du ihn beobachtet hast?“, fragte Carlo.
    „Nein. Ich hörte, wie Großvater die Treppe heraufkam und bin
    schnell ins Bett gegangen. Ich sollte nämlich eigentlich schlafen.
    Offenbar hatte ich zu viel Krach gemacht, sodass er mich hören konnte.“
    Der Reiter lenkte nun sein Pferd zur Seite und verschwand dann hinter der Kirche.
    „Ich wette, er ist jetzt zu unserem einzigen Gasthof geritten und will dort übernachten“, vermutete Leonardo. „Wenn er heute noch nach Florenz will, würde er dort erst ankommen, wenn die Stadttore schon geschlossen sind.“
    Leonardo blickte zu Himmel. Die Blitze wurden seltener. Der
    Donner war nur noch ein fernes Grummeln. Nur der Regen wurde
    noch heftiger.
    „Schade“, sagte Leonardo. „Das Gewitter zieht ab. Ich glaube
    nicht, dass heute noch ein Baum gespalten wird.“ Er wandte sich 12

    vom Fenster ab. „Hilfst du mir, den toten Vogel auseinander zu schneiden?“
    „Das ist doch ekelhaft!“, stieß Carlo angewidert hervor.
    „Ich habe auch noch eine

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