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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Premierminister der AAP. Er hatte ein Dutzend Mal dem Tod ins Auge geblickt und durch Gewalt, Politik und Verrat Freunde verloren. Er hatte vier Mordanschläge überlebt, von denen nur zwei überhaupt bekannt geworden waren. Einen Angreifer, der mit einer Pistole bewaffnet gewesen war, hatte er mit dem Messer eines Essbestecks getötet. Er hatte Befehle gegeben, die zum Tod von Hunderten Menschen geführt hatten, und stand zu seinen Entscheidungen.
    Und trotzdem, wenn er in der Öffentlichkeit eine Rede halten musste, war er schrecklich nervös. Es passte überhaupt nicht zu ihm, doch er konnte es nicht ändern.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir stehen an einem Wendepunkt …
    »General Sebastian wird am Empfang teilnehmen«, sagte seine persönliche Sekretärin. »Fragen Sie ja nicht nach ihrem Gatten.«
    »Warum? Ich habe ihn doch nicht getötet, oder?«
    »Nein, Sir. Er hat eine ziemlich öffentliche Affäre, und in dieser Hinsicht ist sie etwas empfindlich.«
    »Möglicherweise will sie ja, dass ich ihn umbringe.«
    »Sie könnten es ihr vielleicht anbieten, Sir.«
    Die Garderobe war rot und ockerfarben eingerichtet, es gab eine schwarze Ledercouch, eine verspiegelte Wand und einen Tisch, auf dem sich hydroponisch gezogene Erdbeeren und sorgfältig mit Mineralstoffen angereichertes Trinkwasser befanden. Die Leiterin der Sicherheitskräfte von Ceres, eine mürrische Frau namens Shaddid, hatte ihn vor drei Stunden vom Dock zum Konferenzzentrum begleitet. Seitdem war er wie der Kapitän eines alten Schiffs auf dem Achterdeck, immer drei Schritte hin und drei zurück, im Zimmer auf und ab geschritten.
    Anderswo auf der Station warteten die Vertreter der ehemals Krieg führenden Fraktionen mit ihren eigenen Sekretären in eigenen Zimmern. Die meisten von ihnen hassten Fred, was im Grunde aber kein großes Problem war. Die meisten fürchteten ihn auch, aber natürlich nicht wegen seiner Position in der AAP, sondern wegen des Protomoleküls.
    Der politische Riss zwischen Erde und Mars war vermutlich irreparabel; die Erdstreitkräfte hatten sich Protogen gegenüber loyal verhalten und einen Verrat inszeniert, für den man sich nicht einfach entschuldigen konnte. Zudem waren auf beiden Seiten zu viele Menschen gestorben, um Frieden zu schließen und zur Tagesordnung überzugehen. Die naiveren Gemüter in der AAP hielten das für eine gute Sache – eine Gelegenheit, die inneren Planeten gegeneinander auszuspielen. Fred wusste es besser. Wenn nicht alle drei Kräfte – Erde, Mars und der Gürtel – einen echten Frieden aushandeln konnten, würden sie unweigerlich weiter Krieg führen.
    Falls Erde oder Mars glaubten, der Gürtel sei nur eine lästige Fliege, die sie zerquetschen konnten, nachdem der wahre Feind erledigt sei … aber in Wahrheit waren die Ressentiments der Erde gegen den Mars jetzt sogar noch größer als in der heißen Phase des Krieges, und in vier Monaten würde auf dem Mars gewählt. Eine deutliche Veränderung der marsianischen Politik konnte die Spannungen lindern oder die Lage unendlich verschlimmern. Beide Seiten mussten das Gesamtbild berücksichtigen.
    Fred blieb vor einem Spiegel stehen, rückte zum hundertsten Mal das Hemd zurecht und schnitt eine Grimasse.
    »Wann habe ich eigentlich den Beruf gewechselt und bin Eheberater geworden?«, fragte er.
    »Wir reden doch nicht immer noch über General Sebastian, Sir?«
    »Nein. Vergessen Sie, was ich gesagt habe. Was muss ich sonst noch wissen?«
    »Es besteht die Möglichkeit, dass der Blaue Mars Ihre Ansprache stören wird. Es sind unbewaffnete Aufwiegler mit Plakaten. Captain Shaddid hat ein paar Blaue in Gewahrsam genommen, doch ihr sind möglicherweise einige entgangen.«
    »In Ordnung.«
    »Sie haben Interviewtermine mit zwei politischen Magazinen und einem Nachrichtensender auf Europa. Der Moderator von Europa wird wohl nach der Anderson-Station fragen.«
    »In Ordnung. Gibt es etwas Neues von der Venus?«
    »Dort unten passiert etwas«, erklärte die Sekretärin.
    »Dann ist es nicht tot.«
    »Anscheinend nicht, Sir.«
    »Wundervoll«, sagte er verbittert.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir befinden uns an einem Wendepunkt. Einerseits besteht die sehr reale Gefahr, dass wir uns gegenseitig auslöschen, auf der anderen Seite …
    Auf der anderen Seite haben wir das Schreckgespenst auf der Venus, das Anstalten macht, aus der Schwerkraftsenke zu kriechen, um Sie alle im Schlaf abzuschlachten. Ich besitze eine aktive Probe, die

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