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Lewis, CS - Narnia 2

Lewis, CS - Narnia 2

Titel: Lewis, CS - Narnia 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Konig von Narnia
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wissen: zu guter Letzt tritt Friede ein, so als ob niemals wieder irgend etwas geschehn könnte. Jedenfalls fühlten die beiden kleinen Mädchen es so.
    Stunde um Stunde verstrich in tödlicher Stille. Sie spürten kaum, daß sie froren und daß es kälter und kälter wurde, aber endlich merkte Lucy, wie die Dunkelheit des Himmels sich im Osten erhellte. Es war nicht mehr ganz so schwarz wie vor einer Stunde, und an ihren Füßen sah sie im Gras etwas Winziges hin und her huschen. Zuerst achtete sie nicht darauf. Was bedeutete das schon? Jetzt war nichts mehr wichtig. Doch da sah sie, wie dieses Etwas sich dem Steintisch näherte, und was es auch sein mochte, es krabbelte jetzt sogar auf Aslans Leib herum. Sie betrachtet es genauer, es war etwas Kleines, Graues.
    »Ihhh, ihh«, rief Suse über den Tisch hinüber. »Wie ekelhaft! Da krabbeln wirklich kleine Mäuse über ihn hin. Weg mit euch, Geziefer!«, und sie erhob die Hand, um sie zu verscheuchen.
    »Warte«, bat Lucy, sie hatte die Tierchen genauer beobachtet. »Siehst du nicht, was sie tun?«
    Beide Mädchen beugten sich nieder. »Ich glaube fast…« begann Suse. »Ach, wie sonderbar! Sie nagen die Fesseln durch.«
    »Das schien mir auch so«, sagte Lucy, »und ich glaube, es sind gute Mäuse. Ach, die armen kleinen Dinger wissen noch gar nicht, daß er tot ist. Sie denken, es nützt etwas, wenn sie ihn befreien.«
    Es wurde nun wirklich heller, und auf einmal merkten die Kinder, wie blaß sie beide aussahen. Sie sahen, die Mäuse knabberten und nagten weiter. Viele, viele Hundert Feldmäuse nagten ein Seil nach dem andern durch, indes die Sterne verblaßten und der Himmel weiß wurde.
    Nur ein großer Stern schwebte noch tief am östlichen Horizont. Suse und Lucy froren jetzt noch mehr als in der Nacht. Die Mäuse huschten lautlos davon, und die Mädchen räumten die zernagten Stricke beiseite. Befreit von ihnen, glich Aslan wieder mehr sich selbst. Ja, von Minute zu Minute sah sein Antlitz edler aus, und jetzt, da es lichter wurde, konnten sie ihn deutlicher erkennen.
    Hinter ihnen im Wald ließ ein Vogel einen lachenden Ruf ertönen. Es war viele Stunden lang so still gewesen, daß sie bei diesem Laut erschraken. Dann antwortete ein anderer Vogel, und bald erscholl allüberall Vogelsang.
    Der Morgen war angebrochen, die Nacht war vergangen.
    »Mich friert«, klagte Lucy.
    »Mich auch«, sagte Suse. »Laufen wir ein wenig auf und ab.«
    Sie liefen bis zum östlichen Hügelrand und schauten hinab. Der eine große Stern war fast verschwunden. Das Land war noch tief in Grau, doch dahinter, am Rand der Welt, schimmerte das fahle Meer. Der Himmel rötete sich. Die beiden Mädchen liefen ungezählte Male hin und her, um sich zu erwärmen. Ach, wie müde waren alle ihre Glieder. Dann standen sie einen Augenblick still und schauten auf das Meer und Feeneden, das sie eben erst erkennen konnten. Dort, wo Meer und Himmel sich berührten, wandelte sich das Rot in Gold, und langsam stieg der Sonnenball empor. Da hörten sie hinter sich ein lautes Krachen.
    Es war ein geradezu ohrenbetäubendes Geräusch, als zerschmetterte ein Riese eine riesige Platte.
    »Was war das?« fragte Lucy und griff nach Suses Arm.
    »Ich… ich… habe Angst, mich umzudrehn«, stammelte Suse.
    »Sie tun ihm noch mehr Böses an!« schrie Lucy.
    Und sie wandte sich um, Suse dabei mit sich reißend.
    Der Sonnenaufgang hatte alle Farben und Schatten verändert, so daß sie zunächst das Wichtigste nicht bemerkten. Plötzlich sahen sie es: Der Steintisch war bei dem lauten Krachen in zwei Teile geborsten, und ein klaffender Sprung lief quer durch. Aslan war nicht mehr da.
    »Oh, oh, oh«, klagten die beiden Mädchen und rannten zum Tisch zurück.
    »Das ist zu gräßlich«, schluchzte Lucy. »Seinen Leichnam hätten sie doch in Frieden lassen können.«
    »Wer hat das getan?« schrie Suse. »Was bedeutet das? Noch mehr Zauber?« »Jawohl«, sprach eine volle Stimme hinter ihrem Rücken. »Ein noch tieferer Zauber!«
    Sie schauten sich um. Leuchtend in der aufgehenden Sonne, gewaltiger denn je vorher, stand Aslan da. Er selbst!
    - Und er schüttelte seine Mähne, die anscheinend wieder gewachsen war.
    »Oh, Aslan!« schrien die Kinder und starrten ihn beglückt und erschrocken an.
    »Du bist also nicht tot, lieber Aslan?« fragte Lucy.
    »Nicht mehr«, antwortete er.
    »Und du bist kein Ge… Ge…?« fragte Suse mit zitternder Stimme. Sie brachte das Wort »Gespenst« nicht über die

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