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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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unglaubliche Ausmaße. Drei - fast vergessene - Beispiele:
      
    › Der Aralsee schrumpfte innerhalb von 40 Jahren um die Hälfte, weil sowjetische Planer beschlossen hatten, die beiden größten Flüsse Zentralasiens (die den See speisen) in Bewässerungskanäle für den Baumwollanbau umzuleiten.
    › Die Luft in der rumänischen Stadt Copsa Micsa war so schmutzig, daß die Menschen häufig einen grauen Schmierfilm auf der Haut hatten. Blei, Schwefel und Ruß schädigten die Gesundheit von Tausenden.
    › Bei Usinsk im europäischen Nordosten Rußlands kam es immer wieder zu Unfällen bei der Ölförderung: Wälder und Flüsse wurden jahrzehntelang verseucht.
      
    Hier nur ein kleiner Auszug aus dem Sündenregister der ehemaligen DDR: 1 Von 10600 Kilometern Wasserläufen waren nur rund drei Prozent und von 665 Seen und Talsperren nur ein Prozent ökologisch intakt. Nur 58 Prozent der Bevölkerung waren an eine Kläranlage angeschlossen. Mit mehr als fünf Millionen Tonnen Schwefeldioxid (SO 2 ) pro Jahr stand die DDR weltweit an der Spitze der Pro-Kopf-Belastung. Die europaweit höchste Luftverschmutzung wurde mit jährlich 2,1 Millionen Tonnen Staub erreicht. Von 13000 Müllkippen waren 10000 wild und nur 120 besaßen den Status einer geordneten Deponie. Seit dem Einzug des Kapitalismus hat sich die Situation »im Zeitraffer« (»Der Spiegel«) verbessert. Die für die Elbe eingeführte Kategorie »ökologisch zerstört« konnte inzwischen wieder entfallen, Luft und Wasser wurden dramatisch sauberer.
    Hinsichtlich der radioaktiven Verstrahlung ist die Katastrophe von Tschernobyl nur die Spitze des Eisbergs. Das Magazin »New Scientist« berichtete im Dezember 1997 über eine gemeinsame Untersuchung von norwegischen und russischen Wissenschaftlern. Sie beschäftigten sich mit den Folgelasten der im Ural angesiedelten Bombenfabrik von Mayak. Ergebnis: Alleine Mayak hat fünfmal mehr Radioaktivität in die Umwelt entlassen als Tschernobyl, die britische Aufbereitungsanlage von Sellafield und alle überirdischen Atomwaffenversuche zusammen. Man muß realistischerweise davon ausgehen, daß zwischen fünf und 15 Prozent der ehemaligen Sowjetunion mehr oder weniger verstrahlt sind. Die um ihre nördlichen Gewässer besorgten Norweger haben erst einmal zehn Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, um überhaupt das Ausmaß der Verseuchung feststellen zu können.
    Das ändert freilich nichts daran, daß auch der Kapitalismus Verlierer produziert, die Umwelt leidet auch unter seinem Regiment (wenn auch bei weitem nicht im sozialistischen Ausmaß). Solange Luft und Wasser nichts kosten, bedienen sich die Menschen äußerst freizügig. Deshalb müssen diese Ressourcen einen Preis bekommen - und dieser Mechanismus kommt ja tatsächlich langsam, aber sicher in Gang. Der Mensch ist nun mal, wie er ist - und er geht nur mit solchen Dingen pfleglich um, die ihm gehören oder für die er viel bezahlen muß. Dies zeigen Naturschutzgebiete, die in Privatbesitz liegen: Sie gehören zu den bestbehüteten überhaupt. Richtig gelenkt, können sich Eigennutz und Gewinnstreben für die Umwelt also als segensreich erweisen. Ein gezähmter Kapitalismus kann durchaus in Einklang mit den Belangen der Umwelt gebracht werden.
      
    1 Bundesministerium für Umwelt und Reaktorsicherheit, Journalistenseminar »Umweltsituation in den neuen Bundesländern«, 26. 9. 1997.

Perspektiven
      
    Nie war der Umbruch stärker spürbar als heute. Die Industriegesellschaft rationalisiert die traditionelle Arbeit weg. Das westliche Wohlstandsmodell, von Umweltschützern immer wieder zum ökologischen Untergang der Menschheit hochstilisiert, muß neu erfunden oder zumindest überarbeitet werden. Diesem Zwang kann sich niemand entziehen - allerdings nicht aus ökologischen, sondern aus ökonomischen Gründen.
      
Der Weg in die Informationsgesetlschaft: Wer arbeitet in weichem Bereich?
      

      
    Die Wirtschaft verlagert ihren Schwerpunkt von der Produktion zur Information. Computer und Telekommunikation verändern die Arbeitswelt rasant und haben auch bedeutende Auswirkungen auf die Umweltsituation. Die Menschen werden ihr Einkommen immer seltener durch umweltschädliche Produkte und immer häufiger durch Wissensprodukte erzielen. (Quelle: IHK Frankfurt 1997)
      
    Die Ökonomie zwingt uns zur Suche nach neuen Formen von Arbeit, von Be- und Entlohnung, von Freizeit und Konsum, von Zusammenleben und sozialer Solidarität. »Die Arbeit ist das System,

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