Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
hierhergeeilt. Ein sehr staubiger Ort, Port Solcintra, finden Sie nicht auch?«
»Äh …«, gab Cheever von sich, während sich die kräftige Hand auf seine Schulter legte und ihn in Richtung einer diskreten Bartheke aus Onyx bugsierte.
»Ganz genau«, meinte sein Gastgeber. »Was darf ich Ihnen anbieten? Einen Schluck Morgenwein? Whiskey? Misravot? Brandy? Wir kredenzen einen ausgezeichneten Jadegrünen und einen ganz passablen Weißwein, aber im Vertrauen, Sir – der Rote übertrifft beide.«
Whiskey … Cheever konnte ihn beinahe schmecken. Ein Whiskey wäre hervorragend. Bedauernd schüttelte er den Kopf. »Könnte ich vielleicht eine Tasse Kaffee bekommen?« Er lächelte verlegen. »Ich bin schon ziemlich lange auf den Beinen, wissen Sie. Ich fürchte, der Alkohol könnte mir direkt in den Kopf steigen.«
»Das dürfen wir nicht zulassen, nicht wahr? Jeeves«, sagte er zur leeren Luft. »Bringen Sie Mr. McFarland bitte Kaffee.«
Glas klirrte gegen Kristall, als er sich selbst großzügig einen Rotwein einschenkte. »Mir sind die Insignien an Ihrer Weste aufgefallen. Die Bascomb Lines, nicht wahr?«
Cheever fasste an seine linke Brustseite, an der die einstmals strahlenden Insignien des Sol-Systems beinahe zur Unkenntlichkeit verblasst waren. »Ja …«
»Arbeiten Sie für diese Linie?«, fragte Shan, sein Glas hebend. »Ich habe erst vor Kurzem ein Geschäft mit Ms. Lillian Bascomb und Captain Barney Keller abgeschlossen – kennen Sie die beiden?«
»Lillian kenne ich sogar ziemlich gut. Barney und ich steuerten zusammen ’nen richtig schweren Pott – damals war er noch kein Captain.«
»Aha, dann müssen Sie ja ein hervorragender Pilot sein! Wie ist es denn, einen großen Sternenkreuzer zu steuern? Aufregend?«
Cheever zuckte die Achseln. »Es geht. Ich bevorzuge ein kleines Schiff – das lässt sich besser lenken, ist schneller und bringt einen notfalls in null Komma nichts aus einem Schlamassel heraus, ehe jemand merkt, dass man überhaupt da war. Mit großen Kähnen ist so was unmöglich. Da muss man sich immer streng an die Regeln halten.« Er nickte. »Es macht mir Spaß, mein eigenes Schiff zu führen.«
»Wirklich?«, murmelte Shan. Die Tür ging auf, und herein rollte der Roboter mit einem Tablett. »Na endlich! Ich hoffe, der Kaffee wird Ihnen schmecken, Sir. Jeeves, Mr. McFarland hat mir erzählt, dass er seit Tagen nicht ausruhen konnte, und nur eine Tasse Ihres feinsten Mokkas bringt ihn über die nächste Stunde. Sahne, Sir? Etwas zum Süßen?«
»Danke, aber ich trinke ihn schwarz.« Er nahm die Tasse an, die der Roboter ihm entgegenhielt, und sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, als ihm einfiel, dass er in den letzten Tagen auch kaum etwas gegessen hatte.
»Ich bin ein wenig erstaunt«, fuhr Shan yos’Galan fort, »dass Sie bereits so früh hier eintreffen. Wir wurden erst gestern über Ihren bevorstehenden Besuch informiert.«
Cheever zog eine Grimasse, als er sich an dem heißen Kaffee die Zunge verbrühte. »Ich brach vor zwei Tagen auf.«
»Tatsächlich? Dann müssen Sie sich ja an einem recht weit entfernten Ort aufgehalten haben.«
»Weiter entfernt, als Sie denken«, beschied ihm Cheever mit einem Anflug von Stolz. »Er liegt im hintersten Winkel des Zweiten Quadranten.«
»Eine lange Strecke«, murmelte Shan anerkennend. »Und Sie haben sie in kürzester Zeit zurückgelegt! Kein Wunder, dass Sie erschöpft sind. Wenn Sie möchten, kann ich das Teil, was Sie hier abliefern wollten, meiner Schwester übergeben. Ich hätte Ihnen schon viel früher Bescheid sagen sollen, dass sie sich entschuldigen lässt. Meine Manieren sind wirklich nicht die besten, bitte entschuldigen Sie, Sir. Sie befindet sich in einer Besprechung mit unserem geschäftlichen Berater. Aber ich versichere Ihnen, Sir, dass Sie mir Ihr vollstes Vertrauen schenken können …«
Energisch setzte Cheever seine Tasse auf dem Tresen ab. »Der Turtle sagte, ich dürfe das Päckchen nur der Ersten Sprecherin Nova yos’Galan geben. Er betonte, ich müsse es ihr persönlich aushändigen.«
Die hellen Augen sahen ihn über den Rand des Weinglases fragend an. »Ich verstehe.« Er wandte leicht den Kopf. »Jeeves.«
»Euer Lordschaft?«
»Bitte informieren Sie meine Schwester, dass Mr. McFarland sein Päckchen ausschließlich ihr persönlich übergeben darf. Ich denke doch, dass ihre Manieren es ihr gestatten, sich für eine halbe Stunde von Mr. dea’Gauss zu trennen.«
»Gewiss, Sir.« Der
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