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Licht der Nacht

Licht der Nacht

Titel: Licht der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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hatte Schwarz bisher ausmachen
können. Das galt auch für die Wesen, die ihn hier erwarteten.
    Schwarz wollte an sich herab schauen, konnte es aber nicht. Sein
Blick ruhte fest auf den Dämonen, obwohl er spürte, wie er den Kopf
drehte.
    »Denk nicht, dass du ein Auserwählter bist«, sagte der Dämon,
der zuoberst in dem Gestell hing und an einen dreibeinigen Kraken
erinnerte. »Du weißt, wir sind ein Schwarm, der Einzelne zählt
nicht.«
    »Bei uns Menschen ist das anders«, antwortete Schwarz.
    »Teilweise«, gab der Dämon zu, »deshalb müssen wir ungewohnte
Wege gehen, um euch allen etwas mitzuteilen. Heute haben wir dich
hierher in unser Reich der Ewigen Dämmerung zitiert, weil du ein
Multiplikator bist. Niemand hat dich auserwählt. Es hat sich so
ergeben.«
    »Was habt ihr mir zu sagen?«, fragte Schwarz.
    »Wir bieten euch unsere Hilfe an.« Stille trat ein, nur der
Nebel schien summende Geräusche von sich zu geben, als wären die
mikroskopischen Tröpfchen mit Flügeln ausgestattet, um die Wolken
zwischen den niedrigen Steinmauern umher zu steuern.
    Nun ergriff einer der anderen Dämonen das Wort. »Es wird eine
Katastrophe geben.«
    »Ja«, nickte Schwarz. Die Bewegung fühlte sich merkwürdig an,
weil sein Blickfeld unverändert blieb. »Ich weiß. Die Amerikaner
wollen … «
    »Nein«, widersprach der oberste Dämon. »Nicht die Amerikaner.
Ihren Angriff können eure Gefährten leicht abwehren. Was sie zu tun
gedenken, ist nichts im Vergleich zu der Katastrophe, vor der wir
euch bewahren wollen.«
    Schwarz schluckte. Er spürte die kalte Keramik in seiner Hand,
klammerte sich an das Waschbecken, als könne das die Zukunft vom
Eintreten abhalten. »Dann weiß ich nicht, wovon ihr redet.«
    »Wir reden von dem hier«, begann der Dämon, dann kletterte er an
dem Gestell herab, zerfloss zu einem grauen Teich, auf den sich
Schwarz Blick richtete, ohne dass er sich bewegte.
    Da waren Sterne, viele Sterne, dicht beeinander … Die
Perspektive änderte sich, ein leuchtender Streifen erschien,
verdunkelt von bizarren Wolken … dann ein Licht im Zentrum,
das wuchs und wuchs … bis Schwarz schmerzerfüllt die Augen
schloss.
     
     
    Die Abenddämmerung kam so schnell, dass Schwarz vermutete, dass
amerikanische Wissenschaftler auf dem Geschwindigkeitspedal der
Zeit herumgetrampelt hatten. Er stand seitlich neben der Bühne, an
deren hinteren Rand schon das Schlagzeug von
Bridge to
Paradise
aufgebaut war, ganz vorn beleuchtete ein einsamer
Scheinwerfer einen einsamen Mikrofonständer … der Fokus der
nahen Zukunft, um den herum sich die schiere Bedeutung von Leben
verdichtete, wo Licht zu Drama kristallisierte.
    Schwarz steckte die zitternde Linke in die Hosentasche, holte
tief Luft, machte den ersten Schritt.
    Der Weg in den Lichtkegel verlief durch den ohrenbetäubenden
Sturm der kreischenden, feiernden Zuschauermenge, Honigpfützen der
Angst, die Schwarz überall am Körper klebte. Und doch erreichte er
irgendwann den Mikroständer, stand einfach nur da, schloss die
Augen, deutete eine kurze Verbeugung an.
    Es wurde still, dann erhob Schwarz seine Stimme, und er hatte
das Gefühl, als legte ihm der Dämonenschwarm aus der Welt der
Dämmerung die Worte auf die Zunge.
    »Wir sind heute hier, um die kürzeste Nacht zu feiern, den
höchsten Punkt des Sonnenlaufs, die Sonnenwende.«
    Schwarz wartete einen Moment, als Applaus aufbrandete.
    »Leider sind nicht alle Menschen der Meinung, dass unsere Feier
ungestört bleiben soll. Glücklicherweise … « Vereinzelte Rufe;
Schwarz hob die zitternde Linke bis auf Brusthöhe, dann sprach er
weiter: »Glücklicherweise haben wir mächtige Freude, unsere
Gefährten aus des Welt der Dämmerung. Sie werden uns beschützen,
denn wir glauben an ihre Loyalität, an ihr Vertrauen, an ihre
Kraft, die sie auf uns übertragen. Ich möchte … « Jetzt erst
war der Moment gekommen, beide Arme zu heben. »Ich möchte, dass ihr
jetzt alle eure Gefährten ruft, bei ihren geheimen Namen. Bittet
sie um Schutz am heutigen Abend, bittet sie darum, einen Mantel
über uns zu legen, der uns vor allen Angriffen schützt.
Eines … « Einige Zuschauer riefen schon die kryptischen Namen
ihrer Beschützer: Lorgym, Bvorga, Mengoon … »Eines will ich
euch zum Schluss noch sagen. Auf eines könnt ihr euch verlassen.
Die Dämonen der Dämmerung werden uns beschützen, egal was passiert.
Und am Ende dieser Nacht, werden wir mit unsere Gefährten gemeinsam
feiern. Bis die Sonne

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