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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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versuchte im Licht der Laternen zu bleiben. Tränen stiegen in ihr auf, doch dann kam die Wut.
    Sie drehte sich um. »Mir reicht das jetzt, du blödes Schwein. Hau ab oder zeig dich, wenn du den Mut hast! Ich habe keine Angst vor dir.« Aber sie merkte selbst, wie ihre Stimme zitterte.
    Nichts rührte sich. Dann plötzlich wieder die raunende Stimme aus der Dunkelheit.
    »Schweig stille, Weib. Du wirst mir Untertan sein.«
    Die Angst explodierte. Panisch hastete Eva wieder los, bog in die Glockenstraße ein, immer weiter, nur nach Hause wollte sie. Diese verdammten Flipflops. Kein Mensch konnte in diesen Badelatschen rennen. Plötzlich entdeckte sie ihr Fahrrad. Es stand an das Tor eines Biergartens gelehnt. Das war bestimmt kein Zufall. Und sie ahnte nun, wer sie verfolgte und ihr ein Zeichen geben wollte. Ein kaltes Schaudern überlief sie, als die Erinnerung an ihren letzten Besuch hier sie blitzartig durchfuhr. So gierig war sie noch von niemandem angestarrt worden. Sie sah gut aus, und an ihrer Figur war laut Oliver alles genau da, wo es sein sollte. So manch einer konnte die Augen nicht von ihr lassen. Aber der Typ, der sie auf dem Weg zur Toilette angegafft hatte, war geil gewesen bis zur Halskrause. Schutzlos und nackt hatte sie sich unter diesem Blick gefühlt, den sie bis heute nicht vergessen konnte.
    Eva griff sich das Fahrrad und stieg auf, doch als sie losfahren wollte, trat sie ins Leere. Erst jetzt sah sie die Kette auf dem Boden liegen.
    »Scheiße!« Ganz laut schrie sie es und knallte das Rad gegen das Tor. Nur schnell weiter. Sie rannte wieder.
    Heftig atmend erreichte sie die Christophstraße, als ein Taxi gemächlich an ihr vorbeifuhr. Der Fahrer hatte keinen Gast und starrte geradeaus auf die leere Straße. Sie winkte, doch er sah sie nicht. Irgendwo kläffte ein Hund. Ihre Eltern wohnten auf der anderen Seite, nur der dunkle, Baum bewachsene Grünstreifen trennte sie noch von ihrem Zuhause. Sie lief über den Fußgängerübergang und verschwand zwischen den dicht begrünten, riesigen Kastanien. Stockdunkel war es hier, aber sie kannte sich aus und verlangsamte kaum ihr Tempo. Plötzlich stolperte sie, verlor einen ihrer Flipflops und landete im Gras. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Ihr Herz raste. Sie schrie wieder auf.
    Dann eine wütende Stimme neben ihr. »Pass doch auf, du blöde Sau!«
    Sie war über einen Stadtstreicher gestolpert, der hier die Nacht verbrachte. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und sie sah, dass sein Schlafplatz von Plastiktüten und leeren Flaschen umgeben war. Vater hatte sich schon oft wegen der Penner geärgert, die den ganzen Tag über soffen und nachts in die Toreinfahrt pinkelten, doch jetzt erschien ihr dieser Mann wie ein Geschenk Gottes.
    »Ich werde verfolgt, können Sie mir helfen?« Ihre Stimme überschlug sich, doch der Kerl grunzte nur und legte sich wieder hin.
    »Leck mich.«
    »Bitte!«, schrie sie ihn an.
    »Verschwinde, sonst mach ich dir Beine.«
    Sie gab auf, suchte hysterisch den verlorenen Flipflop. Ohne Erfolg. Egal. Sie eilte weiter. Zwischen den Bäumen tauchte das Haus auf. Die Außenlampe war eingeschaltet. Evas Anspannung ließ nach. Gleich würde sie es geschafft haben.
    Der Angriff kam aus dem Nichts. Mit ungeahnter Wucht stieß er sie um und begrub sie unter sich. Sie sah den Boden auf sich zurasen. Nicht einmal die Arme konnte sie schützend ausstrecken, bevor sie aufs trockene Gras krachte. Eva bäumte sich auf und schrie, so laut sie konnte, doch der Mann wusste offensichtlich genau, was er tat. Kräftig drückte er ihr ein Tuch auf das Gesicht und hielt ihren Kopf fest. Eva versuchte, sich ruckartig wegzudrehen, doch sie kam nicht weit. Wut der Verzweiflung und Panik loderten in ihr auf. Irgendetwas war auf dem Tuch, stank schrecklich und benebelte ihr Hirn. Sie stemmte sich gegen ihn, wollte sich auf den Rücken wälzen. Aber er war ungemein stark und hielt sie auf dem Boden fest wie ein kleines Kind, so sehr sie auch kämpfte. Was war mit dem Penner, warum half er ihr nicht? Sie registrierte, dass er sich tatsächlich aufgerappelt hatte und in ihre Richtung sah, und schöpfte Hoffnung.
    Aber auch ihr Angreifer hatte es bemerkt. »Polizei«, schrie er. »Hau bloß ab, sonst nehme ich dich auch noch mit.« Wie durch einen Schleier sah sie den Penner wegrennen. Sie spürte eine zunehmende Benommenheit. Ihre Glieder wurden schwer und ihre Bewegungen erlahmten. Ganz still lagen sie, wie zwei Liebende in

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